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Di 16 Jul

Januskopf aus grau geschlämmter Terrakotta. Koma-Builsa, Komaland, Ghana, 8. - 19. Jh. Mit konisch zulaufender Stirn, offenen, die Zunge zeigenden Mündern und mandelförmigen Augen. Dabei: Figur eines Würdenträgers, H 15cm, aus grau geschlämmter Terrakotta, Koma-Builsa, Komaland, Ghana, 8. - 19. Jh., ohne Kopf, aber mit großer Kette um den Hals. Januskopf mit TL-Analyse, 1987! 2 Stück! Koma-Builsa, eine Fundstelle mit Terrakotta- und Bronzefunden, liegt im Gebiet der gleichnamigen ethnischen Gruppe im Norden Ghanas. Die Ergebnisse einer Thermolumineszenz-Untersuchung deuten darauf hin, dass die Gegenstände aus dem 8. bis 19. Jahrhundert stammen und daher den Vorfahren der heutigen Koma-Builsa, einer Untergruppe der Mole-Dagbani sprechenden Menschen im Norden Ghanas zugeschrieben werden. Nach James Anquandah, der Ausgrabungen im Komaland durchführte, begruben die eisenzeitlichen Träger der Koma-Builsa-Kultur ihre Toten in Gräbern, die von erdigen Aufbauten überragt wurden, die jeweils von einem Steinkreis umgeben waren. Januskopf: intakt. Figur: Beine teilweise abgebrochen, Versinterungs- und Alterspuren, minimale Brüche an den Armreifen. Provenienz: Januskopf: Ex Sammlung Dr. Günter Wiedner, Bayern, 1980er Jahre bis 2015; ex Gorny & Mosch, Auktion 272, München 2020, Los 441. Ein ganz ähnlicher Januskopf ist bei K.-F. Schaedler, Encyclopedia of African Art and Culture, München (2009), S. 332 abgebildet. Figur: Ex Slg. C. K. Brandenburg, erworben 2005 Galerie Dogon, Berlin. In Deutschland seit mindestens 2004.

Schätzw. 400 - 500 EUR

Di 16 Jul

Ahnenpaar. Mossi, Burkina Faso. H 40 u. 44cm. Auf runden Sockeln stehend, mit kammartigen Frisuren, halbkreisförmigen Ohren und Metallobjekten in den Augen; geschmückt mit Glasperlenketten, einem Tuch und Metallringen in den Ohren (nur weibliche Figur) (Inv.-Nr. 2.701). Mit Kopie der Rechnung und der Katalogseite von Lempertz! Abgebildet in: K.-F. Schaedler, Encyclopedia of African Art and Culture, München (2009), S. 441. Christopher Roy weist zu Recht auf die Unkenntnis hin, die bis vor kurzem über viele der Mossi-Skulpturen bestand. Dies lag nicht nur an der großen Vielfalt der stilistischen Ausdrucksformen, die dazu führte, dass Mossi-Figuren den Bambara, den Bobo, den Kurumba oder den Gurunsi zugeschrieben wurden, sondern auch und vor allem an ihrer relativen Seltenheit und dem Mangel an öffentlichen Auftritten. Diese so genannten Häuptlings- oder Königsfiguren, wie die hier angebotenen, werden von den Nakomsé, einer Klasse von Eroberern, die sich im 15. und 16. Jahrhundert hier niederließen, in einem politischen Kontext als visuelle Bestätigung des Namens oder des Herrschaftsanspruchs des Moogho Naaba, des Königs der Mossi, verwendet. Da sie für eine einzige Person oder nur ein Paar geschnitzt werden und nur einmal am Ende des Jahres zu Ehren der Vorfahren der Nakomsé ausgestellt werden, sind diese stilistischen Unterschiede leicht zu erklären. Schwarzbraune, teilweise dicke ölige Patina, intakt. Provenienz: Ex Slg. Rudolf Indlekofer, Basel; ex Lempertz Auktion 911, Köln 28.11.2007, Los 423.

Schätzw. 1 600 - 2 000 EUR

Di 16 Jul

Großer Gedenkkopf mma. Akan, Ghana, 18. / 19. Jahrhundert. H 20,5cm, aus grau geschlämmter Terrakotta, vermutlich aus Hemang Twifo. Mit geschürzten Lippen und aufgeweiteten Nasenflügeln, Kaffeebohnenaugen und Schläfenskarifikationen. Die Hochsteckfrisur mit applizierten Perlen auf der Vorder- und Rückseite, die Rückseite mit eingeritzten linearen Verzierungen, die Oberseite ursprünglich mit Aufbauten, die Rückseite des Halses mit handgeschriebener Sammlungsnummer "08391". Obwohl als Porträts ausgegeben, sind diese Köpfe dies im westlichen Sinne ebenso wenig wie die Figuren, die man auch, wie die Köpfe, auf heilige Haine stellte. Es wurden lediglich Eigenheiten der oder des Verstorbenen, wie Frisur, Narbentatauierung oder Schmuck wiedergegeben, die sie oder ihn für die Angehörigen kenntlich machten. Zufolge mündlicher Überlieferung blickte der Künstler allerdings in eine Schüssel voll Wasser oder Palmöl, um die Gesichtszüge der oder des Toten zu erahnen. Solche Köpfe mma waren nur den königlichen Familien und denen, die ihnen gedient hatten, vorbehalten und wurden meist 40 Tage nach dem Ableben (im Idealfall, wenn der Tote den Ahnenstatus erreicht hatte) bei den Trauerfeierlichkeiten verwendet und auf einen besonderen Hain, das Grab oder den Grabplatz gestellt. Bruchstellen auf der Rückseite. Provenienz: Ex Galerie Sonnenfels, Wien; ex Privatsammlung Australien und UK; ex Woolley & Wallis, Auktion, Salisbury 8.6.2021, Los 318.

Schätzw. 1 200 - 1 500 EUR

Di 16 Jul

Altar-Kopf eines Edo-Häuptlings uhunmwun elao. Königreich Benin, Nigeria. H 41cm; aus Holz geschnitzt mit der typischen Feder, den Korallenketten um den Hals, eine Korallenkappe auf dem Kopf, seitlich etwas herabhängenden Zöpfen und den quadratischen Intarsien aus Eisen ikaro auf der Stirn (fehlen); matt glänzende, schwarze Opferpatina. Mit C14-Analyse von Dr. B. Kromer, Universität Heidelberg, 2003! Nach neuester Forschung datieren die frühesten Köpfe aus Benin etwa vom Beginn des 16. Jahrhunderts und waren vermutlich sowohl Trophäenköpfe als auch Sakralobjekte. Es war üblich, die Köpfe besiegter Häuptlinge abzuschlagen, sie dem Oba zu übergeben, der seinerseits die Bronzegießer beauftragte, sie in Bronze zu gießen. Sie wurden dann auf die Ahnenaltäre gestellt. Außerdem durften Benin-Unterhäuptlinge solche Köpfe aus Holz herstellen lassen, während Köpfe aus Terrakotta den Mitgliedern der Bronzegießer-Zunft vorbehalten waren, um so auch die sakrale und technische Besonderheit von Terrakotta in ihrer Arbeit zu betonen. Der Kopf wurde in der Universität Heidelberg einer Altersuntersuchung unterzogen, danach ist der Baum, der das Holz der Skulptur geliefert hat, nach AD 1655, aber sicher vor AD 1950 (d.h. vor den atmosphärischen Kernwaffentests) gewachsen (Dr. Kromer, Heidelberg). Abgebildet in: K.-F. Schaedler, Encyclopedia of African Art and Culture (2009) S. 95. Durch Insektenfraß teilweise beschädigt, sonst intakt. Provenienz: Ex Slg. Mareidi und Gert Stoll, München, seit der Mitte bis Ende der 1960er Jahre in Deutschland.

Schätzw. 2 000 - 2 500 EUR

Di 16 Jul

Hochbedeutende, große Deckelschale opon igede oder igbaje ifa von Areogun von Osi (ca. 1880 - 1954). Yoruba, Nigeria. H 60cm, ø 53,5cm. Reich beschnitzt mit Figuren der Mythologie und des täglichen Lebens (Inv.-Nr. 5845). Seine beliebtesten Themen waren die Reiterfigur mit Gewehr oder Speer begleitet von einigen Figuren oder die Mutter mit Kind. Größere Variationsmöglichkeiten ergaben sich bei der Reliefschnitzerei, die er besonders bei den Palasttüren und Schalen - wie der hier angebotenen - voll ausschöpfte: Den islamischen Eroberer, den Radfahrer, die Frau mit einer Kalebasse voll von Yams oder die Frau, die Probleme mit zwei Männern hat. Abgebildet in: K. Carroll, Yoruba Religious Carvings, Pagan and Christian Sculpture in Nigeria and Dahomey (1967) Abb. 48 (in situ, Text, S. 161); K.-F. Schaedler, Encyclopedia of African Art and Culture (2009) S. 36. Eine ähnliche Deckelschale, offenbar stark beschädigt (Griff fehlt), befindet sich angeblich in Ilorin (Nigeria Magazine Nr. 77, Juni 1963, S. 126). Eine weitere, ganz ähnliche Deckelschale aus seiner Werkstatt ist abgebildet bei W.B. Fagg, Yoruba, Sculpture of West Africa (1982) S. 161f. Areogun von Osi (eigentlich: Dada Arowogun Bunna) aus Ilorin im Ekiti-Gebiet im Nordosten Nigerias, gilt neben Olowe von Ise als einer der bedeutendsten Meisterschnitzer der Yoruba. Wie sein Kollege Olowe arbeitete Areogun hauptsächlich für die Fürstenhöfe und für den Gelede-Kult, der in Ekiti die großen epa-Masken verwendet. Areogun lernte bei Bamgbose von Osi, bei dem er sechzehn Jahre als Lehrling und Assistent arbeitete. Er war Mitglied bei einigen geheimen bündischen Organisationen, für die er u.a. bei der berühmten Ogboni-Gesellschaft tätig war. Unter dem Einfluss von einigen der bedeutendsten, auch im Ausland bekannten afrikanischen Künstler wie Roti, Baba Oloja von Isare und Roti Alari von Ikerin, konnte er seine Schaffenskraft und sein Talent voll entwickeln. Schwarze, dicke Krustenpatina, unbedeutend beschädigt, sonst intakt. Provenienz: Ex Slg. Gert Stoll, Berchtesgaden.

Schätzw. 24 000 - 30 000 EUR

Di 16 Jul

Große Aufsatz-Maske elefon. Yoruba, Nigeria. H 89,5cm. In Gestalt eines abstrakt konzipierten Januskopfes mit darüber kniender Adorantin, ein Deckelgefäß in der rechten Hand, ein Huhn in der linken Hand haltend; sie trägt eine kammartige Frisur aus zahlreichen parallel geordneten kleinen Zöpfen mit zahlreichen Bohrungen zum Befestigen von Beiwerk; Narbentatauierungen auf den Wangen, verschiedene Schichten von Farbe. Auffällig bei diesem Maskentyp der Yoruba ist die völlig gegensätzliche Konzeption des Aufbaus, die stets dem gleichen Kanon folgt: eine konsequent abstrakt gehaltene janusköpfige Maske als Basis mit grotesk anmutenden Zügen, breitem Mund, stark hervortretenden Augen und breiter Nase. Der darüber gestaltete Aufbau, der eine Tierfigur, eine Adorantin - wie hier - eine Mutter mit Kind oder eine Reiterfigur (jagunjagun) darstellen kann, ist weitgehend naturalistisch konzipiert. Solche Masken tanzen im nordöstlichen Yorubaland, in Ekiti, bei rituellen Zeremonien zur Ehre von Elofon bzw. Epa. Im nördlichen Teil heißen sie epa, im südlichen Teil von Ekiti werden sie elefon genannt. Dabei handelt es sich um die gleichen Feste, die auch im südwestlichen Yorubaland durchgeführt werden, dort allerdings mit anderen Masken und sie heißen dort gelede. Die Tänzer ehren damit auch die schöpferischen und potenziell zerstörerischen Kräfte der Frauen, insbesondere die der älteren Frauen, die als unsere Mütter bezeichnet und mit der Zauberei identifiziert werden. Auch die Gemeinschaft der weiblichen Kräfte des Kosmos und ihre sozialen Anteile, von denen das Leben in einer Yoruba-Stadt abhängt, werden gefeiert. Vermutlich stammt die Maske aus Efon Alaaye, einer mittelgroßen Stadt im südlichen Ekiti mit einem wichtigen Zentrum der Bildhauerkunst. Besonders hervorgetan hat sich hier die Adeshina-Familie, die seit Generationen Kunstwerke für die Bedürfnisse der Yoruba-Religion herstellen konnte. Auch die hier angebotene Maske ist in bester Tradition der Adeshina-Familie geschnitzt. Laut William Fagg hatten die Schnitzer aus diesem Haus im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts eine fantastische Virtuosität erreicht. Es ist inzwischen Usus, besonders schöne Stücke ihrer Produktion dem 1945 verstorbenen Agbonbiofe zuzuschreiben. Im Gegensatz zu den Epa-Masken in Opin und Ila Orangun sollen die Masken aus Efon- Alaye nicht von Tänzern getragen werden. Dann diente diese Maske wahrscheinlich als Dekoration im Innenhof eines Palastes und die untere Janusmaske lediglich als Sockel. Das erklärt auch die trotz ihres großen Alters, das in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts weist, vergleichsweise unbedeutenden Beschädigungen der Maske. Sie beschränken sich auf Fehlstellen am oberen Teil der Krone, ebensolche auf der Stirn im Vorderteil des Januskopfes und kleinere Abreibungen und Abblätterungen. Eine ganz ähnliche Maske (dort als Mutterfigur) ist bei K.-F. Schaedler, Afrikanische Kunst - African Art (1976) S. 66 abgebildet. Spuren langen Gebrauchs, sonst intakt. Provenienz: Ex Slg. Mareidi und Gert Stoll, München / Berchtesgaden.

Schätzw. 1 600 - 2 000 EUR

Di 16 Jul

Große Tiermaske agbanabo. Igala, Nigeria. H 48cm. Publiziert und ausgestellt! Abgebildet in: K.-F. Schaedler, Encyclopedia of African Art and Culture, (2009), S. 281. Ausgestellt: 2010 in der Galerie Pixis, München, Kurfürstenstraße. Die Igala sind eine große ethnische Gruppe, die südöstlich des Zusammenflusses von Niger und Benue lebt und etwa 400.000 Menschen zählt. An zwei Tagen im Jahr - einem Tag in der Regenzeit und einem in der Trockenzeit - ehren die Igala ihre Vorfahren, die im Land der Toten leben. Diese Tage werden Ote Egu genannt, wörtlich Getränke für die Geister, und alle Ahnenmasken erscheinen und tanzen. Daneben gibt es eine Reihe von königlichen Masken, von denen die wichtigste aus einem mit verschiedenen Appliqué-Emblemen versehenen Stoffkostüm besteht, das wieder interessanterweise Motive der rituellen Gewänder der Jukun aufweist. Die hier angebotene, äußerst seltene Helmmaske, hat die Gestalt eines Paviankopfes mit typischer langgezogener Schnauze und weiß umrandeten Augen. Die Frisur besteht aus einer schwarzen Masse, in die - wie bei den Masken menschlicher Konzeption - Abrusbohnen eingesetzt waren (nur noch wenige vorhanden). Bisher ist nur eine weitere Pavianmaske veröffentlicht worden. Sie wurde in situ in Idah, der Hauptstadt der Igala, von Kenneth Murray im Jahr 1949 aufgenommen, ebenfalls mit weiß umrandeten Augen. Affenmasken kommen gelegentlich auch bei anderen Volksgruppen Afrikas vor, so zum Beispiel bei den Hemba in der D.R. Kongo (soko mutu), jedoch dürfte es sich bei dieser Spezies um die physiognomische Nachbildung eines Schimpansen handeln. Ansonsten sind Pavianmasken bei keiner anderen Volksgruppe Afrikas bekannt und auch bei den Igala tritt sie nur bei bestimmten Maskeraden, den Festen für die Toten, auf.

Schätzw. 6 400 - 8 000 EUR

Di 16 Jul

Seltene Gedenkskulptur "Elefant" eines Würdenträgers. Dakakari, Nigeria. H 83cm aus beigefarbener Terrakotta mit säulenförmigen Beinen auf einer Kugel stehend, die Ohren, als große, einen Dreiviertelkreis bildende Scheibe konzipiert; der Schwanz ist als kleiner Kegel angedeutet. Die Dakakari sind eine kleine Volksgruppe in den Hügeln der Zuru-Federation im Northwestern State von Nigeria. Ihre Hauptbeschäftigung war die Landwirtschaft und der Militärdienst. In der Kunstgeschichte sind die Dakakari durch ihre Grabskulpturen aus Terrakotta bekannt geworden, die auf Gräber bedeutender Persönlichkeiten gestellt werden, wie Dorfvorstände, Kriegshelden, große Jäger, Oberhäupter des geheimen Männerbundes Oknuh, der Oberste der Schmiede usw. Einfache Bürger erhalten nur einfaches Haushaltsgeschirr als Erinnerung auf ihren Grabhügel. Dabei kommen sechs verschiedene Kategorien von Terrakotten in Betracht, so Tiere, Menschen und Reiterfiguren - die Elefanten sind allerdings die teuersten und größten; besonders hier kommt das große Abstraktionsvermögen der Dakakari-Töpferinnen ausdrucksstark zur Geltung. Ein fast identischer Elefant befindet sich im Museum Fünf Kontinente in München und ist abgebildet bei M. Kecskési, African Masterpieces from Munich: The Staatliches Museum für Völkerkunde (1997) Nr. 169; K.-F. Schaedler, Afrikanische Kunst von der Frühzeit bis heute (1997), S. 261, Nr.507; ders., Encyclopedia of African Art and Culture (2009) S. 166. Intakt. Provenienz: In den 1970er Jahren in Cotonou, Benin, erworben.

Schätzw. 1 440 - 1 800 EUR

Di 16 Jul

Weibliche Figur ihambe. Tiv, Nigeria. H 77cm. Mit kräftigen, frei geschnitzten Armen und Beinen auf einer runden Platte stehend, sowie typischen Narbentatauierungen auf Gesicht und besonders prominent auf dem Leib; kunstvolle Kammfrisur in zwei Knoten. Mit der Original-Rechnung! Die Tiv (Munshi) sind eine der wichtigsten ethnischen Gruppen im Nordosten Nigerias, die etwa eine Million Menschen umfasst. Es gibt zwei Hauptkategorien großformatiger ihambe-Skulpturen, die von den Tiv hergestellt wurden: Pfostenfiguren in abstraktem Stil und eher naturalistische Figuren wie das vorliegende Los, die in der Regel weiblich sind. Nach François Neyt und Andrée Desirant (The Arts of the Benue to the Roots of Tradition, 1985, S. 178) haben die Tiv nach dem Beginn des 20. Jahrhunderts keine figürlichen ihambe-Skulpturen mehr hergestellt. Nach dem traditionellen Heiratstausch, bei dem der Sohn einer Familie die Tochter einer anderen heiratete, während seine Schwester den Bruder seiner neuen Frau heiratete, wurden eine oder mehrere dieser Figuren von der Familie des Ehemannes vor dem Haus der Mutter des Mädchens aufgestellt, zusammen mit akombo-Fetischen, die aus Stöcken, Tontöpfen und Heilpflanzen bestanden und mit der Fruchtbarkeit des Stammes und der Fruchtbarkeit des Landes in Verbindung standen. Die charakteristischen kusa-Skarifikationen auf den Oberkörpern dieser Figuren gelten als wesentliches Zeichen weiblicher Schönheit und markieren den Übergang vom Mädchen- zum Fraudasein. Auf dem vorliegenden Los sind die Bauchritzungen von einem Typ, der den Okpoto-Fisch darstellen soll, eines der beiden am weitesten verbreiteten Welsmotive. Diese Motive unterschieden die Tiv von den nachbarlichen Volksgruppen und kennzeichneten auch die verschiedenen Altersgruppen. Dunkelbraune Patina, intakt. Provenienz: Ex Lempertz, Auktion 1025, Brüssel 28. Januar 2014, Los 88.

Schätzw. 2 000 - 2 500 EUR

Di 16 Jul

Kleine, weiß gefärbte Maske für die Bwame-Gesellschaft. Rega (Lega), D.R. Kongo. H 14,8cm, mit Bart aus Pflanzenfasern. Abgebildet in: K.-F. Schaedler, Encyclopedia of African Art and Culture (2009), S. 518. Die Rega (Lega) sind eine wichtige ethnische Gruppe, die in einer Region westlich des Gebiets zwischen den Seen Tanganjika und Kivu, nahe der Grenze zwischen der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda und Burundi lebt. Ihre Kunstwerke, vor allem kleine Figuren und Masken aus Holz, aber auch aus Knochen, Elfenbein und Elefantenhaut, dienen fast ausschließlich den Riten der Bwami (Bwame)-Gesellschaft, deren weitreichende Funktionen von Daniel Biebuyck ausführlich untersucht worden sind. Die Masken der Rega gelten dabei hauptsächlich als Statussymbol und sind Teil der Geheimzeichen der verschiedenen Initiationsklassen. So ist es nur Männern der lwa yananio und lutumbo lwa kindi erlaubt, persönlich eine Maske zu besitzen. Die kleinen Masken stellen keine spezifischen Persönlichkeiten dar, sondern verallgemeinerte menschliche Gesichter, wie das des Vaters, des Lebensspenders und des Zentrums der Autorität. Wenn sie im Tanz verwendet werden, dienen sie als Erinnerung an die großen Tugenden, die die Väter anstrebten, und an die Laster, die sie ablehnten. Diese Tugenden müssen von Generation zu Generation kultiviert werden, um Bwami zu erhalten und die soziale Ordnung zu bewahren. Intakt. Provenienz: Ex Peter Loebarth, Hameln; ex Bernd Muhlack, Kiel; ex Walter Schmidt, Würzburg/Innsbruck; ex Zemanek-Münster, Auktion, Würzburg 27. Mai 2017, Los 59.

Schätzw. 960 - 1 200 EUR

Di 16 Jul

Seltene runde Miniaturmaske der Kifwebe-Gesellschaft. Luba, D.R. Kongo. H 12cm. Mit schmaler Nase, die sich über die Stirn fortsetzt, vorspringendem rechteckigen Mund und schmalen Augen ohne Sehschlitze mit gesenkten Lidern; vollständig überzogen mit geschwungenem konzentrischem Rillendekor. Die Kifwebe ist eine Gesellschaft (Bwadi Ka bifwebe) im Südosten der Demokratischen Republik Kongo. Sie wurde wahrscheinlich in der nördlichen Shaba-Provinz (Katanga) gegründet, wo sich Songye- und Luba-Gruppen vermischen. Beide Gruppen behaupten, sie sei von ihnen gegründet worden, deshalb sprechen die Songye-Tänzer bei ihren Auftritten Kiluba und die Luba-Tänzer Kisongye. Die Gesellschaft dient als Kontrollmechanismus für die herrschende Elite, der ihr wirtschaftliche und politische Macht verleiht. Die kifwebe-Masken, deren lineare Muster auf Geschichte, Macht und eine Reihe anderer esoterischer Bedeutungen anspielen sollen, sind für die Gesellschaft Inkarnationen bizarrer heterogener Wesen und eines ihrer mächtigsten Instrumente neben der Hexerei (buchi) und der Magie (masende), die bösartig ist und von den Geistern der Toten empfangen werden kann. Geschnitzte Miniaturen der Kifwebe-Gesellschaft wie die hier angebotene, wurden in erster Linie als Talisman oder Fetisch verwendet, der übernatürliche Kräfte besaß, um eine Brücke zwischen der sichtbaren materiellen und der unsichtbaren Geisterwelt zu schlagen. Minimal beschädigt, Riss rückseitig, Bohrungen auf der Stirn zum Befestigen, bräunliche, teilweise glänzende Patina. Provenienz: Ex Henning Schmeikal, Holle; Hans D. Rielau, Hösbach; ex Zemanek-Münster, Auktion 85, Würzburg 4.3.2017, Los 95.

Schätzw. 720 - 900 EUR

Di 16 Jul

Männliche Ahnenfigur singiti. Hemba, D. R. Kongo. H 58cm. Mit Bart und frei geschnitzten Armen und typischer Kreuzfrisur, die Hände an die Hüften gelegt (Inv.-Nr. 8.705). Ausgestellt in: 4e Salon International d'Art Tribal , Paris, 14.-17.09.2001; Arts-Kunst: Primitifs / Primitive / Primitieve Brüssel, Belgien, 20. - 21.06.1991. Publiziert in: K.-F. Schaedler, Encyclopedia of African Art and Culture (2009) S.270; 4e Salon international d'Art Tribal Ausstellungskatalog Paris 2001, S.25; Arts-Kunst: Primitifs / Primitive / Primitieve Ausstellungskatalog Brüssel (1991). Diese Figur, die ganz Ruhe und Entschlossenheit ausstrahlt, vermittelt den Stolz und die genealogische Fortführung eines ganzen Klans. Sie gehört zu einer skulpturellen Gattung, die singiti genannt wird, und wurde geschaffen, um bedeutende verstorbene Ahnen zu ehren; sie wurden in einem besonderen Schrein-Gehäuse verehrt, man betete vor ihr und versorgte sie regelmäßig mit Opferungen - ein materieller Weg durch den die Kommunikation zwischen den Toten und Lebenden erhalten werden konnte. Schwärzliche, glänzende Patina, Beine durch Termitenfraß stark beschädigt, kleine Restaurierung rückwärts. Provenienz: Ex Sotheby's New York, African, Oceanic and Pre-Columbian Art, 7. Mai 2016, Los 31 (unverkauft); ex Neumeister München Auktion Sammlung/Collection Dr. Karl-Ferdinand Schaedler , 14. Oktober 2009, Los 31 (unverkauft); ex Sammlung Dr. Karl-Ferdinand Schaedler seit 2009; davor Slg. Jo Christiaens, Brüssel, 2001-2009; ex Slg. Alain Guisson, Brüssel, 2001-1991.

Schätzw. 9 600 - 12 000 EUR

Di 16 Jul

Äußerst seltener runder Hocker. Holoholo, D.R. Kongo. H 44cm, ø 26,5cm. Getragen von einem Paar Figuren, Rücken an Rücken stehend (Inv.-Nr. 8.800). Mit Kopien der Publikation von M.L. Felix! Abgebildet in: M. L. Felix, 100 Peoples of Zaire and their Sculpture (1987) S. 39 (Nr. 3, Holoholo) und S. 81 (Nr. 27, Luba Empire). Marc Felix bestätigte, dass die beiden Illustrationen nach dem Versteigerungskatalog von Ketterer angefertigt wurden. K.-F. Schaedler, Encyclopedia of African Art and Culture (2009). Die Holoholo sind eine kleine Gruppe, die nur durch ihre gemeinsame Sprache geeint ist, da sie keine Einheit bilden, sondern eher eine kleine Ansammlung von Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft sind. Sie leben auf beiden Seiten des zentralen Tanganjikasees, d.h. in der Demokratischen Republik Kongo in und um die Stadt Kalémie und in Tansania in kleineren Siedlungen südlich der Stadt Uiji. Ihre Geschichte ist eine traurige Geschichte: Als Nachfahren der Kuba (Bakuba), die ursprünglich Ende des 18. Jahrhunderts aus dem Südwesten kamen, wurden sie von den Luba aus ihren ursprünglichen Gebieten vertrieben und dann mit autochthonen Gruppen vermischt. Ende des 19. Jahrhunderts sank der Pegel des Tanganjikasees beträchtlich, und eine Reihe verschiedener ethnischer Gruppen siedelte sich auf dem nun verfügbaren fruchtbaren Land an und bildete die Holoholo-Einheit. Als die Araber 1841 über den Tanganjikasee in den damaligen Ostkongo vordrangen, führten sie auch die Baumwolle ein, und die Holoholo waren eine der ersten Gruppen, die sie weben konnten. Fischfang, Viehzucht und Kautschukernte bildeten die Grundlage für ein relativ wohlhabendes Leben während der Herrschaft der arabischen Sklavenhändler, die die Holoholo zur Bewachung ihrer Häfen und Lagerhäuser am See einsetzten. Künstlerisch spiegeln unterschiedliche Stile die geografische Lage zwischen den beiden Kunstwelten wider: In der Holoholo-Skulptur verbinden sich Stilelemente des östlichen Kongo, vor allem aus dem Erbe der Luba, aber auch aus tansanischen Bildhauerschulen zu einigen spezifischen Stilen, die die vielfältigen Vorläufer der Holoholo widerspiegeln. Einer davon hat in einigen seltenen Kunstwerken überlebt, die dem Meister der geschlitzten Augen zugeschrieben werden, von dem vermutlich auch dieser Hocker stammt. Aus seiner Werkstatt sind einige Figuren, Stäbe, Kraftfiguren und Hocker erhalten, die von seinem Genie zeugen, das sicherlich von der südöstlichen Luba-Tradition beeinflusst ist, aber auch eine gewisse naturalistische Komponente aufweist. Schwarze, glänzende Patina mit geringen Abreibungsspuren, intakt. Provenienz: Ex Ketterer, München Auktion 9.5.1981, Los 251; ex Bernd Hofmann, München Mai, 1990.

Schätzw. 2 400 - 3 000 EUR

Di 16 Jul

Ein Paar kleine Terrakotta-Köpfe. Wohl vor 400 n.d.Ztr., Falasha, (Beta Israel), Äthiopien. H 8cm, mit gewölbten Augen, kunstvoller Frisur, besonders bei der Dame, mit parallel angeordneten Zöpfen und Spuren von archäologischem Material. Die Falasha, die schwarzen Juden , sind eine kleine ethnische Gruppe in Äthiopien, die einen vortalmudischen jüdischen Glauben praktiziert (die Mischna und der Talmud sind ihnen unbekannt); ihr Name stammt wahrscheinlich von dem äthiopischen Verb fåläsä, was auswandern bedeutet. Die meisten von ihnen, die westlich, nördlich und östlich des Tana-Sees lebten, wurden nach dem Bürgerkrieg nach Israel ausgeflogen. Bei den Falasha handelt es sich wahrscheinlich nicht um ethnische Juden, sondern um einen Teil der frühen Agau-Bevölkerung, der von jemenitischen Juden zum Judentum konvertiert wurde. Es gab auch sabäische Völker aus Südarabien, die nach Äthiopien einwanderten, die Agau verdrängten oder absorbierten und zwischen dem 3. und 7. Jh. n.d.Ztr. Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Kunststil der Falasha, der sich in kleinen Köpfen und Figuren aus Terrakotta ausdrückt, den frühen Skulpturen der arabischen Halbinsel nicht unähnlich ist; ein aus aksumitischer Zeit entdeckter Kopf, der vielleicht als Verschluss für eine Amphore verwendet wurde, zeigt ebenfalls genau diesen Stil. Ähnliche Köpfe sind abgebildet in: K.-F. Schaedler, Erde und Erz (1997) Nr. 599, S.30 und in ders., Encyclopedia of African Art and Culture (2009), S. 220. Intakt. Provenienz: Ex Galerie Dogon, Monika Edelmaier, Berlin.

Schätzw. 640 - 800 EUR