DROUOT
Donnerstag 27 Jun um : 10:00 (MESZ)

June Auctions

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44, Schellingstrasse D-80799 Munich, Deutschland
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Los 19 - Bedeutende Boulle-Bibliothek, Nicolas Sageot, zugeschrieben - Höhe: 224 cm. Breite: 120 cm. Tiefe: 43 cm. Nicolas Sageot, zugeschrieben Paris, um 1700. Bibliothek mit kunstvoller Boulle-Marketerie. Der Schrank verfügt über zwei massive Türen im unteren Bereich, zwei zentrale Gürtelschubladen und zwei verglaste Türen im oberen Bereich. Die gesamte Vorderseite ist mit einem üppigen Dekor verziert, das von den Gravuren Jean Bérains (1640-1711) inspiriert ist. Die unteren Türen zentrieren sich um eine Darstellung der Göttin Minerva, die auf einem Hügel steht, mit einem Bogen und einer Chimäre in der Hand, umrahmt von dekorativen Lambrequins. Um Minerva herum entfaltet sich eine reiche Fauna, bestehend aus Schmetterlingen, Mücken, Eichhörnchen und Chimären, die in einem Netz aus Arabesken schwirren, das mit indischen Masken und Medici-Vasen, gefüllt mit Blumen, verziert ist. Darüber sind die beiden Schubladen mit ähnlichen Arabesken dekoriert, in denen zwei Akteure der Commedia dell’arte zu sehen sind. Die oberen Türen sind verglast, die Scheiben von einem geschwungenen „Kapellen“-Rahmen im oberen Teil umgeben und mit den gleichen üppigen Arabesken und Vögeln verziert. Das Gesims ist fein mit einem Fries aus Palmetten verziert, ergänzt durch Schildpatt und Messing. Die Seiten aus Ebenholz und geschwärztem Birnbaumholz zeigen zwei rechteckige Paneele, die mit Bronzerahmen akzentuiert sind. Das gesamte Stück ruht auf fünf Toupie-Füßen. Der Kern und die Rückseite bestehen aus Nadelholz, während die Rückseite der Türen mit Walnussfurnier versehen ist. Das Innere der Schubladen besteht aus massivem Walnussholz. Die originalen Schlösser, Schlüssel und Riegel sind erhalten, und das Stück befindet sich in einem hervorragenden Zustand mit kleinen Restaurierungen an der Marketerie. Eine detaillierte Analyse des Dekors erlaubt es, diese Bibliothek mit Sicherheit Nicolas Sageot zuzuordnen, einem Meister-Ebenisten aus der Regierungszeit Ludwigs XIV. Bekannt dafür, seine Regency-Stil Möbel am Ende seiner Karriere zu markieren, entsprechen Sageots erkennbare Motive, wie Mücken, Schmetterlinge und Eichhörnchen, genau denen, die auf gestempelten Stücken zu finden sind. Dieses Modell, mit zwei durch eine Gürtellinie von Schubladen getrennten Teilen, ist noch typisch für die Ära Ludwigs XIV und wurde, ähnlich wie die Mazarin-Schreibtische, leicht vor der neuen Stempelgesetzgebung gefertigt. Während die Boulle-Technik heute gefeiert wird, stieß sie zu ihrer Zeit auf erhebliche Kritik wegen ihrer lebhaften Farben und aufwendigen Messingverzierungen, die scharf im Kontrast zu den düsteren Naturholzmöbeln der Regierungszeit Ludwigs XIII standen. Interessanterweise war König Ludwig XIV, ein großer Liebhaber sowohl antiker als auch zeitgenössischer Kunst, ein Befürworter dieses Stils. Diese gut erhaltene Bibliothek ist ein hervorragendes Beispiel für den opulenten Stil, der die Quintessenz der französischen Ebenisterie darstellt.Nicolas Sageot (1666-1731), ein renommierter Ebenist, wurde 1706 in Paris zum Meister ernannt. Er war mit der Tochter seines Kollegen Jacques Roussel verheiratet und arbeitete vermutlich ab dem späten 17. Jahrhundert als freier Handwerker im Faubourg Saint-Antoine. Sageots Werkstatt, die wahrscheinlich von seiner Witwe weitergeführt wurde, bestand bis zum Ende der Regierungszeit von Ludwig XV. Wenige Werke von Sageot sind gestempelt, aber sie können durch den Vergleich mit dokumentierten Stücken ihm zugeschrieben werden, oft inspiriert von den Arbeiten Boulle’s und einschließlich bedeutender Bibliotheken. Rest. Vergleiche: Pierre Ramond, André-Charles Boulle; ébéniste, ciseleur et marqueteur du roy, S. 156. (1402221) (13) Important bookcase, Nicolas Sageot, attributed 224 x 120 x 43 cm. Paris, ca. 1700. Bookcase with elaborate Boulle marquetry. The entire front presented in lavish decoration inspired by the engravings of Jean Bérain the Elder (1640 – 1711). A detailed analysis of the décor allows this bookcase to be attributed with certainty to Nicolas Sageot, a master cabinetmaker from the reign of Louis XIV. This well-preserved bookcase is an excellent example of the opulent style representing the quintessence of French cabinetmaking. Nicolas Sageot (1666 – 1731), a renowned cabinetmaker, was appointed master cabinetmaker in Paris in 1706. Only few of Sageot’s works are stamped, but they can be attributed to him by comparison with documented pieces, often inspired by the work of Boulle including important bookcases. Restored. Examples of comparison: Pierre Ramond, André-Charles Boulle; ébéniste, ciseleur et marqueteur du roy, p. 156. CITES export restrictions – sale in the EU only.

Schätzw. 25 000 - 35 000 EUR

Los 25 - Bedeutendes Bureau Plat - Höhe: 80 cm. Breite: 162 cm. Tiefe: 82 cm. François Lieutaud, zugeschrieben, für den Händler Noël Gérard. Paris, um 1725 - 1730. Inneneinrichtung der Schubladen aus Walnussholz, Korpus in Tannenholz. Dieser seltene, demontierbare Schreibtisch ist mit Ebenholzfurnier und ebonisiertem Holz versehen, die mit Messingfäden intarsiert sind. Er verfügt über drei Schubladen an der Front: zwei längliche Schubladen an den Seiten und eine große, trapezförmige Schublade in der Mitte. Jede Schublade ist mit einem Bronzerahmen mit Pflanzenfriesen versehen; die seitlichen Schubladen haben Griffe mit Lorbeerkränzen, Akanthusrosen und Schlüssellochverzierungen in Form von Löwenköpfen; die mittlere Schublade hat eine durchbrochene Palmette als Schlüssellochverzierung. Die Rückseite ist mit einem identischen Dekor versehen, das drei Schubladen simuliert. Die vier geschwungenen Beine enden in Akanthusförmigen Sabots und sind mit Eckbeschlägen und markanten Masquerons an den oberen Enden versehen. Die geschweiften Zargen sind mit einer doppelten Messingintarsierung hervorgehoben, sie bilden „C“-Formen, verziert mit bronzenen Godronnen mit Blumenfriesen, die den Schnitt der Schubladen folgen und als Trennung zur mittleren Schublade dienen. Die mittlere Partie der Seiten ist mit einer bedeutenden Bronzefigur geschmückt, die die Astronomie symbolisiert und eine Göttin zeigt, die sich auf eine sternenbesetzte Kugel stützt und einen Zirkel in der Hand hält. Die Platte ist mit braunem goldpunziertem Leder bezogen und von einer Bronzeleiste mit Doppelranken umrahmt. Der Schreibtisch ist dank eines raffinierten Systems vollständig demontierbar. Die Originalbronzen ursprünglich wohl wie in München nur lackiert, jetzt feuervergoldet. Unser Schreibtisch gehört zu einem kleinen Korpus von etwa zehn Exemplaren mit identischem Bronzedekor und Form. Zwei dieser Schreibtische befinden sich in deutschen Sammlungen und sind gestempelt „FL“ für François Lieutaud, datiert um die gleiche Zeit und sind fast nie bewegt worden. Der erste, der in der Residenz Ansbach aufbewahrt wird, wurde 1729 für die Markgrafen von Brandenburg geliefert; der zweite, der im ersten Inventar des Münchner Residenzpalastes 1759 erwähnt wird, wurde wahrscheinlich bestellt, als Karl VII. nach dem Tod seines Vaters 1726 Bayern erbte. Neben den Fürsten des Heiligen Römischen Reiches zog dieses Modell auch hohe Würdenträger des Königreichs Frankreich an. Der Schreibtisch in der Bibliothek des Arsenal sowie zwei weitere Schreibtische mit den Marken der Nationalversammlung stammen aus nationalen Sammlungen und wurden wahrscheinlich während der Revolution veräußert. Der Erfolg dieses Modells beruht auf zwei Hauptgründen: erstens die Persönlichkeit von François Lieutaud, der nach dem Tod von André Charles Boulle 1719 der angesehenste Ebenist des Königreichs wurde. Er erhielt vom König Ludwig XIV. das seltene Privileg, seine Bronzen selbst zu gießen; er fertigte daher seine eigenen Modelle aus Wachs an und bewahrte die Formen auf. Er schuf einige der schönsten Möbel des Königreichs, und es ist daher verständlich, dass viele Aufträge an ihn ergingen. Zweitens die Kreativität, die er bei diesem Schreibtisch zeigt, mit kraftvollen Bronzen und einer leichten Linie, die die Quintessenz des Régence-Stils darstellt. Einige innovative Details, wie das Fehlen einer Zarge in der Mitte, die Form der Schubladen oder das Schlüsselsystem, zeugen von der außergewöhnlichen Natur dieses Modells. Ein Schreibtisch dieses Typs, der im Toledo Museum of Art aufbewahrt wird und die Stempelung „NG“ trägt, zeigt, dass Lieutaud diesen Schreibtischtyp über Noël Gérard vermarktete. Gérard war sowohl Ebenist als auch Händler und arbeitete von 1719 bis 1722 unter dem Namen „au cabinet d’Allemagne“, bevor er das „magasin général“ übernahm, das bis zu seinem Tod 1736 das Zentrum des Luxusgüterhandels in Paris war. Seine Kundschaft umfasste viele gekrönte Häupter und Prinzen des Heiligen Römischen Reiches, was diese Hypothese stützt, ebenso wie das Schlüsselsystem, das eine einfache Demontage und somit eine erleichterte Fernlieferung ermöglichte. Der Korpus der etwa zehn Schreibtische ist in Form und Dekor recht homogen und umfasst Größen von fünf Königspfoten (162 cm) bis sechs und eine halbe (211 cm). Jeder Schreibtisch ist einzigartig; bei einigen fehlen die Bronzerahmen der Schubladen, bei anderen sind sie nur als Plattenbänder ausgeführt. Unser Schreibtisch gehört zu den reichhaltig dekorierten und ähnelt stilistisch dem Schreibtisch von Kaiser Karl VII., der in München aufbewahrt wird. Die Schönheit und Stilreinheit unseres Schreibtisches stellt ihn unzweifelhaft auf das Podium der schönsten französischen Schreibtische des 18. Jahrhunderts. Mit einem Korpus von etwa zehn Exemplaren, von denen die Hälfte in renommierten Museen aufbewahrt wird, ist er auf dem Markt von äußerster Seltenheit. Vergleic

Schätzw. 120 000 - 150 000 EUR

Los 28 - Selten schöne Roentgen-Schatulle - Höhe: 11 cm. Breite: 24,5 cm. Tiefe: 17,5 cm. Neuwied, zweite Hälfte 18. Jahrhundert. Über vergoldeten Eckkantfüßchen einschübige Basis, deren Schub durch einen Druckmechanismus auf der Oberkante des Korpus hinausschnellt und die durch ein vergoldetes Viertelprofil gerahmt wird. Scharnierdeckel mit eingelegter ormolugerahmter Intarsienarbeit zwei rurale Figuren beim Hühnerfüttern zeigend. Die lebendige, differenzierte Wirkung verdankt das Intarsienbild - hier vor typisch dunklem Grund - der Verwendung verschiedenster feinmaseriger Edelhölzer, wie Buchsbaum, Zitronenholz, ebonisierter Birne und anderer Obstholzsorten. Die Technik, nach radierter Vorlage, solche feinen Mosaik - Einlegearbeiten zu fertigen, erforderte naturgemäß einen hohen Standard an Können. Über eine Umzeichnung nach der Stichvorlage durch Paustechnik werden die passenden Furnierhölzer ausgesucht, die in ihrem Maserverlauf dem jeweiligen Gegenstand der Bild-Partien entsprechen. Sie werden auf Seidenpapier aufgeleimt, geschnitten und passend zusammengesetzt. Ein Mikro-Mosaik dieser feinen Ausführung weist der Pult-Schreibtisch des Kurfürsten Johann Philipp von Walderdorff auf (Huth, Tafel 75 sowie Greber, S. 101, Abb. 182). Die Vorlagen dieser Roentgen-Intarsienmalereien gehen, wie Hans Huth (s. u.) festgestellt hat, auf Vorlagen aus Bilderfindungen des holländischen Malers Nicolas Berchem (1620-1683) zurück, die von Johann Georg Hertel gestochen wurden, auf diese Weise Verbreitung fanden und wie hier bei Roentgen, so auch in Meißen und anderen höfischen Manufakturen aufgenommen wurden. Werke der Roentgen-Manufaktur stehen heute in ganz Europa und Übersee in bedeutenden Sammlungen, zum Teil in Museen und öffentlichen Sammlungen aber auch in Privatbesitz. Sie zählen zu den Kostbarkeiten des Kunstgewerbes. Ein Schlüssel vorhanden, Boden minimal rissig. Anmerkung: Es gibt einige besonders bekannte Stücke solcher Objekte wie Goethes Rollschreibtisch für die Frau von Stein, befindlich im Katharinenpalast, Sankt Petersburg sowie jenen Schreibtisch, an dem Napoleon und Präsident Jefferson den Vertrag über den Ankauf eines südlichen Teils der USA unterschrieben haben. Sammler dieser Stücke waren: Johann Wolfgang und Johann Caspar von Goethe, Kurfürst und Erzbischof Johann Philipp von Walderdorff; Kurfürst von Mainz; Friedrich Wilhelm II. Unter den namentlich bekannten Sammlungen solcher Objekte können genannt werden: Musée des Arts Decoratives, Paris; Metropolitan Museum New York; Bayerisches Nationalmuseum, München; Louvre, Paris; Eremitage, Sankt Petersburg; Samuel H. Kress Collection, London; Wallace Collection, London; Schloß Wörlitz; Schloß Charlottenburg; Victoria & Albert Museum, London , Sammlung Niarchos u. v. a. Literatur: Vgl. Josef Maria Greber, Abraham und David Roentgen, Möbel für Europa, Bd. 1, Starnberg 1980, S. 79. Vgl. Dietrich Fabian, Abraham und David Roentgen – Das noch aufgefundene Gesamtwerk ihrer Möbel- und Uhrenkunst in Verbindung mit der Uhrmacherfamilie Kinzing in Neuwied. Leben und Werk. Verzeichnis der Werke, Quellen, Bad Neustadt/Saale 1996. Vgl. Dietrich Fabian, Abraham und David Roentgen. Von der Schreinerwerkstatt zu Kunstmöbel-Manufaktur, Bad Neustadt 1992. Vgl. Dietrich Fabian, Goethes Rollschreibtisch für Frau von Stein, Bad Neustadt 1978. Vgl. Otto von Falke, Das Roentgenbureau im Kunstgewerbemuseum, Berlin 1911. Vgl. Josef Maria Greber, David Roentgen, der Königliche Kabinettmacher aus Neuwied, Neuwied 1948. Vgl. Josef Maria Greber, Das Zylinderbureau der Frau von Stein, nach einem Entwurf Goethes ausgeführt, Wien 1964. Vgl. Georg Himmelheber, The craftmanship of David Roentgen, in: The Connoisseur, September 1967. Vgl. Hans Huth, Abraham und David Roentgen und ihre Neuwieder Möbelwerkstatt, Berlin 1928. (1391171) (13) Rare, beautiful Roentgen box Height: 11 cm. Width: 24.5 cm. Depth: 17.5 cm. Neuwied, second half of the 18th century. The lively, differentiated appearance of the inlaid image – here set against a typically dark background – owes the use of a wide variety of fine grain woods, such as boxwood, lemon wood, ebonized pear wood and other types of fruit wood.

Schätzw. 8 000 - 12 000 EUR

Los 44 - Bedeutender Trentiner Sekretär - Höhe: 173 cm. Breite: 94,5 cm. Tiefe: 55 cm. Im obersten Schub des Schreibeinsatzes signiert und datiert „Antonio Dallabonna di Trento fece nel 1854“. Trient, 1854. Vierschübiger Unterbau, flankiert von schlanken Volutenwangen. Überbau von hervorragendem Profil getrennt und von scheinkanellierten Säulen mit Profilringen flankiert. Überkragendes Gesims mit Wellenband- und Blattfries. Exzellente konstruktive Arbeit in Lärchenholz, das Korpusinnere mit Nussbaum gegenfurniert, die Sichtseiten des Korpus und das Innenleben belegt mit Marketerie aus verschiedenen Edelhölzern wie Ahorn, Nussbaum, Nuss-Wurzel-Maser, Buchsbaum mit dünner Tusche schattiert, Kirschbaum, Olive und Zeder. Alle Schübe und Einsätze in Kirschbaum und in Ahorn mit ebonisiertem Ahorn gefertigt. Klare strenge Ornamentik und übersichtliche Gliederung ganz im Sinne des Klassizismus teilweise mit Rückgriffen auf den ägyptischen Geschmack. Geometrische Einlegearbeiten unter Verwendung von Akanthusblättern, Palmetten, Rosetten sowie ornamentalen Friesen und Bordüren. Die Frontklappe zeigt Achill den Tod des Patroclus beweinend nach dem Gemälde des Gawin Hamilton (1723-1798). Bei geöffneter Klappe zeigt sich mittig der von Diana und ihren Gefährtinnen gefangene Amor, spiegelbildlich flankiert von Diana auf den beidseitigen Einschüben. Nach Entfernen des mittleren Einschubes zeigen sich auf drei Bildern jeweils die drei Grazien. Drei Schlüssel vorhanden. Provenienz: Der Einlieferertradition gemäß ehemals in der Sammlung der Grafen von Ladron-Laterano, Castell Romano, Trient. Seitdem in süddeutschem Adelsbesitz. Anmerkung 1: Anbei ein Restaurierungsbericht von Ulrich Grams, München, 2022. Anmerkung 2: Von dem genannten Künstler stammt auch ein kostbarer intarsierter Schrank von 1853, der am 1. Juli 1853 in der Gazetta der Tirolo Italiano besprochen wurde. (1361271) (13) Important bureau Trentino Height: 173 cm. Width: 94.5 cm. Depth: 55 cm. Signed and dated in top drawer of countertop “Antonio Dallabonna di Trento fece nel 1854”. Trentino, 1854. The front flap shows Achilles Lamenting the Death of Patroclus after a painting by Gavin Hamilton (1723-1798). When opened, it shows a depiction of Cupid Captured by Diana and her Companions at centre, flanked by Diana in mirror-image on the inserts on both sides. After removing the central insert, The Three Graces are shown on three pictures. With three keys. Provenance: According to the tradition of the consignor, formerly held in the collection of the Counts of Lodron-Laterano, Castel Romano, Trentino. Since then, held in South German aristocratic estate.

Schätzw. 10 000 - 15 000 EUR

Los 76 - Ausziehbarer Esstisch im George III-Stil - Höhe: 80 cm. Breite: 204 cm. Tiefe: 156 cm. Maximale Länge: 10 Meter. England oder Italien, erste Hälfte 19. Jahrhundert. In der Einliefererhistorie Henry Thomas Peters of Genoa zugeschrieben. Holz, furniert und marketiert. Zentrale Basis mit auf vier aus Löwentatzen und kannelierten mit Akanthus besetzten Voluten gebildeten Füßen ruhender gedrückter reliefierter Schaft. Die Zarge an den Enden durch je zwei Beine gestützt, die aus Voluten mit Blattwerkreliefs auf Löwentatzenfüßen gebildet werden. Zarge mit Kanneluren, die von Hohlprofilen gerahmt werden. Deckplatte furniert, an den Rändern profiliert und drei konzentrischen kontrastierenden Marketerieringen versehen. Mehrfach ausziehbar und mit Einlegepaneelen zu versehen. Minimal besch. Anmerkung: Henry Thomas Peters beruflicher Werdegang ist schwierig zu fassen, man nimmt jedoch an, dass er in England gelernt hat. Um 1817 kommt er nach Genua und unterhält um 1824 eine Werkstatt in der Via Balbi, in deren Nähe der königliche Palast liegt. Peters arbeitete für den Hof von Savoyen und fertigte Möbel für seine Paläste in Turin, Genua und Racconigi einschließlich dem Palazzo Reale – erwähnenswert vor allem die Möbel für die Hochzeit des Prinzen Vittorio Emanuele 1841. Peters und seine Werkstatt gewannen die Silbermedaille bei der Esposizione die Prodotti e delle Manifatture Nazionali. Manche seiner Werke sind im Palazzo Rosso in Genua zu finden. (1400754) (3) (13) George III style expanding dining table Height: 80 cm.Width: 204 cm. Depth: 156 cm. Max. length: 10 meters. England or Italy, 1st half of the 19th century.

Schätzw. 12 000 - 15 000 EUR

Los 78 - Seltenes gotisches Vortragekreuz des 15. Jahrhunderts - Höhe: 46 cm. Höhe inkl. Eisendorn: 60 cm. Florenz, Ende 15. Jahrhundert. Aufwändig und beidseitig gestaltet, unter Verwendung von vergoldeter Reliefarbeit und Email, Kern wohl Holz und Eisen, mit unterem Eisendorn zur Einfügung in die Tragestange. Corpus Christi in Bronze-Vollguss, versilbert, im Dreinageltypus, der Unterleib dem Stil der Zeit entsprechend betont vorgebeugt, das Lendentuch vergoldet. Die Applikationen an den Balkenenden in vergoldetem Kupfer, jeweils im Vierpass, nahezu im Hochrelief getrieben. An der Vorderseite links Maria, rechts Johannes, unten Maria Magdalena mit Salbgefäß sowie oben zwei schwebende Engel. Das Relief in Höhe der Fußnägel zeigt den Schädel Adams. Das Haupt Christi hinterfangen von einem weiteren Vierpass, graviert mit Arabeskendekor. In den entsprechenden Reliefs der Rückseite: mittig Lamm Christi mit Fahne als Auferstehungsmotiv, darunter ein betender Engel, an den Balkenenden die vier Evangelisten. Am Balkenverlauf beidseitig blauer Emailgrund mit eingeschmolzenen Silberfäden. Aufstellbar in neuzeitlichem Holzsockel. (1402312) (11) Rare gothic porcessional cross, 15th century Height: 46 cm. (incl. iron spike: 60 cm.) Probably Tuscany/ Florence, late 15th century. Elaborately designed on both sides with gilt relief work and enamel. The core probably from wood and iron, with lower iron spike for insertion into the carrying pole. Corpus Christi in solid cast bronze, silver-plated, in three-nail type, the lower body leaning forward in keeping with the style of the time, with gilt loincloth. Gilt-copper applications on the end of the beams.

Schätzw. 23 000 - 28 000 EUR

Los 80 - Francis van Bossuit, 1635 Brüssel – 1692 Amsterdam, zugeschrieben - HERKULES Höhe: 15,3 cm. Auf Acrylsockel. Beigegeben CITES-Dokument, gültig für kommerzielle Zwecke in der EU. Kleine, vollrund geschnitzte Elfenbeinfigur, traditionsgemäß dem flämischen Bildhauer Francis van Bossuit zugeschrieben, der nach einer ersten Ausbildung in Brüssel den Meistertitel in Antwerpen erwarb und dann nach Italien ging. An der Accademia delle Arti del Disegna arbeitete er mit dem Bildhauer Balthasar Permoser zusammen. In Rom war er Mitglied der Bentvueghels. In Modena befinden sich Beispiele seiner frühesten Elfenbeinarbeiten. Van Bossuit wurde durch seine Werke in Terrakotta, Holz und vor allem in Elfenbein bekannt. Die Figur ist fein gearbeitet, die muskulöse Gestalt des griechischen Halbgottes steht im Kontrapost auf einer ovalen Basis. Die Keule geschultert, in seiner Linken das Fell des nemeischen Löwen. Seine kräftige Hand hält das Löwenhaupt, wobei die sehr detailliert ausgeführte Rückseite den zum Boden ziehenden Schweif und die bewegte Rückenmuskulatur des Helden zeigt. Weitere Elfenbeinarbeiten seiner Hand befinden sich im Rijksmuseum Amsterdam, in der Sammlung Rothschild, sowie im Getty Center Los Angeles. A.R. Provenienz: Kunstkammersammlung. Literatur: Vgl. Matthys Pool und Barent Graat, Cabinet de l’art desculpture par le fameux sculpteur Francis van Bossuit, Chez M. Pool, Amsterdam 1727. (14023111) (11) Francis van Bossuit, 1635 Brussels – 1692 Amsterdam, attributed HERCULES Height: 15.3 cm. Accompanied by CITES document, valid for commercial purposes in the EU. Small, three-dimensionally carved ivory figurine, traditionally attributed to the Flemish sculptor Francis van Bossuit. Other ivory works by his hand can be found in the Rijksmuseum Amsterdam, in the Rothschild Collection, and in the Getty Center Los Angeles. Provenance: Cabinet of curiosities collection, Italy. Literature: cf. Matthys Pool (text) and Barent Graat (drawings), Cabinet de l’art de sculpture par le fameux sculpteur Francis van Bossuit, Amsterdam 1727.

Schätzw. 27 000 - 30 000 EUR

Los 81 - Jakob Betzold, 1621 – 1707, zugeschrieben - ELFENBEIN-DECKELPOKAL MIT VERGOLDETER SILBERMONTIERUNG Höhe: 31 cm. Beigegeben CITES-Dokument, gültig für kommerzielle Zwecke in der EU. Elfenbein, Silber, vergoldet. Innenwandung Kupfer vergoldet. Die geschnitzte Wandung des Pokals dem Elfenbein entsprechend oval, sie zeigt – dem Gesamtthema „Triumphzug des Bachus“ gemäß – eng zusammengruppierte Putten, mit Trauben und Weinkanne, die einen kindlichen Bachus begleiten, der auf der Pantherin reitet, jenem Symboltier, das ihn der Sage nach ernährt hatte. Sein Kopf bedeckt mit Trauben und Blättern. Ihm voraus schreitet ein Faunsputto mit Bocksbeinen und Blashorn. Die gesamte Szene bildet also einen Bachuszug in Puttengestalten. Montiert auf kräftigem Fußsockel in vergoldetem Silber, auf vier kugelförmigen Füßen in Form geöffneter Granatäpfel. Die Sockelwandung gebaucht, in Treibarbeit dekoriert mit Weinranken, in deren Bögen Putten und Vögel. Der Deckel entsprechend gestaltet, ebenfalls mit gewölbtem Rand und Reliefdekoration, mit Putten, Weinstock, Weintrauben, sowie einem Putto, der aus einem Horn trinkt. Bekrönung mittels eines über der Deckelerhebung hochstehenden gedrehten Zapfens. Die Elfenbein-Wandung ist dem Elfenbeinschnitzer Johann Jakob Betzold zuzuweisen, der im 17. Jahrhundert in Schwäbisch Hall wirkte, nachgewiesen 1651-1680. Die Zuschreibung lässt sich mit Vergleichen begründen: Ein ähnliches Stück, ein „unmontierter Humpenzylinder mit Puttenbachanal“, befindet sich im Bayerischen Nationalmuseum München (Saal 85, Inv.Nr. R 4748). Auch dort halten einige Putten Tücher über die Szenerie. Ein weiterer „Amoretten Zylinder aus dem Umkreis des Johann Jakob Betzold“ besitzt das Museum Schloss Ambras in Innsbruck. Weitere Beispiele hat die Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall gesammelt, die in der Ausstellung „Leonhard Kern und Europa“ vom 29.3.-3.10.2021 gezeigt wurden. Desgleichen hält das Landesmuseum Württemberg / Kunstkammer ein Beispiel, das ebenso in engster Stilverwandtschaft zu dem hier vorliegenden Exemplar steht. Die Montierung zeigt sich stilistisch etwas später. Eine rechteckige Einkerbung am Oberrand – Freilassung für einen Henkel – weist auf ehemalige Einpassung in einen Krug. A.R. Provenienz: Sammlung Frederic Spitzer, Veräußerung Paris 28. April 1893, Nr. 203, damaliger Preis 6000 Frcs., Abb. Tafel II im Kat. – bearbeitet von Dr. Achille Ètienne Malécot, 1895. Literatur: Molinier, 1896, I., Nr. 193 S. 327. Ausstellung: „Ivoires du musée du Louvre: 1480-1850, Une collection inédite“, September 2005, Katalog-Abb. S. 17. (14023112) (11) Jakob Betzold, 1621 – 1707, attributed LIDDED IVORY CUP WITH GILT SILVER MOUNTINGS Height: 31 cm. Accompanied by CITES document, valid for commercial purposes in the EU. Ivory, silver, gilt. Inside wall in gilt copper. The carved vessel wall of the goblet is oval, corresponding with the shape of the ivory. In correspondence with the overall subject, it depicts the Triumphal Procession of Bacchus: closely grouped cherubs, with grapes, wine jug, accompanying a childlike Bacchus riding on a panther, the symbolic animal which fed him according to legend. The vessel wall can be attributed to the ivory carver Johann Jakob Betzold, who worked in Schwäbisch Hall in the 17th century, recorded from 1651 to 1680. The attribution is based on comparisons: A similar piece, an “unmounted cylindrical tankard with cherubs and bacchanal” is held at the Bayerische Nationalmuseum in Munich (room 85, inv. no. R 4748). Provenance: Frederic Spitzer collection, sale Paris 28 April 1893, no. 203, then priced at 6000 French francs, ill. panel II in cat. – edited by Dr Achille Ètienne Malécot, 1895. Literature: Molinier, 1896, I., no. 193 p. 327. Exhibition: “Ivoires du musée du Louvre: 1480-1850, Une collection inédite”, September 2005, cat. ill, p. 17.

Schätzw. 22 000 - 25 000 EUR

Los 85 - Artus Quellinus d. J., 1625 Sint-Truiden in Limburg/ Belgien – 1700 Antwerpen, zugeschrieben - MADONNA MIT KIND Höhe: 67 cm. Rötlich-brauner Ton. Große Terrakottafigur, in der Maria sitzend dargestellt ist, im unteren Bereich Engelsköpfe. Hier ist bereits die Stilsprache des Spätbarock zu erkennen, bemerkbar durch den schlank gestalteten Körper der Maria, sowie ihre leicht geneigte Haltung. Diese Auffassung zeigt sich auch in weiteren Werken des Bildhauers, wie etwa der Figur der Heiligen Rosa von Lima in der Paulskirche von Antwerpen von 1666/70. 1650 wurde er Freimeister der Antwerpener Lukasgilde. Unverkennbar der italienische Einfluss nach seinen Reisen in Italien und den Aufenthalten in Turin, Rom und Florenz in den Jahren 1655-57. Artus Quellinus d. J. entstammte einer flämischen Künstlerfamilie. Er war Vetter von Artus Quelinus d. Ä., und Vater von Artus III, Thomas und Cornelius, die sich ebenfalls der Bildhauerei gewidmet haben. Zu seinen weiteren bedeutenden Werken zählt das große plastische Grabdenkmal für Bischof Ambrosius Capello in der Kathedrale von Antwerpen von 1676, oder die monumentale Gottvaterfigur in St. Salvator in der Brüsseler Kathedrale. A.R. (1401204) (11) Artus Quellinus the Younger, 1625 Sint-Truiden In Limburg/ Belgium – 1700 Antwerp, attributed VIRGIN AND CHILD Height: 67 cm. Reddish-brown terracotta. Large terracotta figure depicting seated Virgin, with angel heads in the lower part. The style of the late Baroque period is already recognizable here.

Schätzw. 20 000 - 25 000 EUR

Los 89 - Santi Buglioni, genannt „Santi di Michele Viviani“, 1494 Florenz – 1576 - MARIA MIT DEM KINDE ZWISCHEN LUDWIG DEM HEILIGEN UND DEM HEILIGEN GEORG 104 x 77 cm. Auf den Zügen des Reliefs folgender Holzplatte mit Eisenaufhängung. Beigegeben ein Gutachten von Giancarlo Gentilini, Florenz, 24. Mai 2023, in Kopie. Terrakotta, gegossen, polychrom glasiert. Das seltene und fein glasierte Altarbild in Terrakotta zeigt Maria mit dem segnenden Jesuskind zwischen dem Heiligen Ludwig (Ludwig IX, König von Frankreich, 1214-1270), der 1297 heiliggesprochen wurde und sich durch seine elegante Kleidung und die Königskrone auszeichnet. Dazu der stolze Heilige Georg (275/285-303) in seinem glänzenden Harnisch, erkennbar auch an seinem Kreuzfahrerschild. Sicherlich war das hier angebotene Objekt von musealem Rang Bestandteil einer Kapelle eines bedeutenden Herrschaftshauses, vielleicht einer Burg, wie es die ritterlich militärischen Tugenden, die den beiden Heiligen eigen sind, vermuten lassen. Das Relief ist bisher noch nicht veröffentlicht worden. Es zeugt von einer einzigartigen Interpretation der Delle Robbia Plastik, steht jedoch im Einklang mit der eher exzentrischen Orientierung des frühen florentiner Manierismus, durch die die Reifephase des Santi Buglioni (1494-1576) charakterisiert wird. Dieser wird von Vasari 1568 als letzter Bewahrer des „segreto degl‘invetriati di terra“ bezeichnet. Er war Neffe, Mitarbeiter und Erbe des Benedetto Buglioni (1459/60-1521), der wiederum Schüler von Andrea di Michele il Verrocchio (1435-1488) war. Langsam löste er sich sich von den überholten Della Robbia Modellen und den formalen und technischen Gepflogenheiten. So fertigte er einen grandiosen Fries mit der Darstellung der „Sieben Werke der Barmherzigkeit“ im Portikus des Ospedale del Ceppo in Pistoia (1526-1528). Ebenso fertigte er den spektakulären historisierenden Terrakottaboden der Biblioteca Laurenziana (1548-1554) und durfte sogar Portraits von Michelangelo Buonarroti (1475-1564) modellieren. Die flüssige Glasur der vorliegenden Terrakotta ist der Glasur der Della Robbia Terrakotten fremd und nähert sich eher den visionären Malern des frühen Manierismus (Rosso Fiorentino, Pontormo, Alonso Berruguete und Domenico Beccafumi) an. Weitere Anklänge sind zu beobachten: So erinnert die kühne Figur des Heiligen in Florenz. Literatur: Vgl.: Allan Marquand, Benedetto and Santi Buglioni, Pinceton 1921. Giancarlo Gentilini, I Della Robbia. La scultura invetriata nel Rinascimento, Florenz 1992, S. 390-449. Vgl. Fiamma Domestici, Santi Buglioni, in: I Della Robbia e l’arte nuova della scultura invetriata, Florenz 1998, S. 337-340. Vgl. Giancarlo Gentilini, Tommaso Mozzati, Santi Buglioni, in: I Della Robbia. Il dialogo tra le Arti nel Rinascimento, Ausstellungskatalog Arezzo, Mailand 2009, S. 363, Nr. 109-110. Vgl. Giovanni Capecchi, Maria CChristina Masdea, Valerio Tesi, Grazia Tucci, Avvicinatevi alla bellezza. Il fregio dello Spedale del Ceppo, Pistoia 2015. Vgl. Liletta Fornasari, Sulle tracce dei Della Robbia. Le vie della terracotta inventriata nell’aretino, Mailand 2009. (1360275) (13) Santi Buglioni, also known as “Santi Di Michele Vivani”, 1494 Florence – 1576 THE VIRGIN AND CHILD BETWEEN SAINT LOUIS AND SAINT GEORGE 104 x 77 cm. Accompanied by an expert´s report by Giancarlo Gentilini, Florence, 24 May 2023, in copy. Cast and polychrome glazed terracotta. The rare and finely glazed terracotta altarpiece depicts The Virgin Blessing the Infant Christ between two saints: Saint Louis (Louis IX, King of France, 1214 - 1270), who was canonized in 1297 and is distinguished by his elegant attire and royal crown. In addition, the proud Saint George (275/285 - 303) in his shining armour, recognizable by his crusader shield.

Schätzw. 60 000 - 80 000 EUR

Los 92 - Monogrammist C.J., vor 1902 - DIE LANDSHUTER FÜRSTENHOCHZEIT VON 1475 MIT DARSTELLUNG VON ADAM UND EVA IM PARADIES Höhe: 68 cm. Monogrammiert „C.J.-M“. Das Schnitzwerk ist eine Entdeckung für die historistische Sicht auf ein bedeutendes Ereignis in der bayerischen Geschichte. Bislang unbekannt, ist es nun wieder aufgetaucht, ohne dass bislang hinführende Hinweise auf die Provenienz gefunden wurden. Nicht allein die hohe Schnitzkunst, die einen namhaften Künstler voraussetzt, sondern schon das für Werke in Buchsholz so seltene große Format weist auf den bedeutenden Anlass der Entstehung hin. Nach Recherche zu sämtlichen Details in diesem ungewöhnlich reich gearbeiteten Werk, wie die auf dem Sockel dargestellten Figuren, die Wappen und vor allem die Positionierung des ritterlichen Festzuges hat sich letztlich erwiesen, dass es sich hier um eine historistische Erinnerung an die Landshuter Fürstenhochzeit von 1475 handelt, ein Ereignis, das damals von hoher politischer Bedeutung für das christliche Abendland war und seit 1985 noch in der niederbayerischen Hauptstadt Landshut in großem Festaufwand alle vier Jahre wiederholt nachvollzogen gefeiert wird. Dieses berühmt gewordene Ereignis wurde 2018 in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Dem Thema einer Hochzeit gemäß hat der Künstler das erste Menschenpaar, Adam und Eva im Paradies, als Hauptgegenstand augenfällig gemacht: das Paar unter dem Paradiesbaum neben einer großen Gestalt Gottvaters. Erst im hohen Unterteil des Schnitzwerkes wird das höfische Ereignis als Erinnerungsszenerie figürlich inszeniert. Es ist der höfische Hochzeitszug zur Vermählung von Jadwiga (Hedwig) Jagiellonica (1457-1502) der Tochter des Königs von Polen, Kasimir IV Andreas (1427-1492) mit Georg dem Reichen (1455-1503), Sohn des bayerischen Herzogs Ludwig dem Reichen (1417-1479). Diese Landshuter Hochzeit wurde am 14. und 15. November 1475 gefeiert. Hinter dieser Vermählung stand auch die politische Absicht, eine Stärkung der Verbindungen zu Osteuropa zu erreichen. Dies förderten Ludwig IX und Kaiser Friedrich III, der dem Fest beigewohnt hatte. Die eheliche Verbindung wurde in Krakau lange vorbereitet. Die 18-jährige Braut hatte bis zum Eintreffen in Landshut eine zweimonatige Reise zu unternehmen, durch die Pest in Wittenberg verzögert, über Posen, Berlin, Leipzig, Eger und Regensburg. Brautführer war Otto II von Neumarkt, Cousin des Bräutigams. Fürsten und Bischöfe waren geladen, darunter Albrecht Achilles von Brandenburg als Hofmeister und Redner, oder Pfalzgraf Philipp. Die Trauung in St. Martin vollzog der Salzburger Erzbischof Bernhard von Rohr. Der sonst eher zurückhaltende Kaiser Friedrich III selbst eröffnete mit der Braut den Hochzeitsreigen. Ein mehrtägiges Fest folgte, das auch wegen der Reiseverzögerungen und Bewirtung der etwa 9000 Gäste (bei 7000 Einwohnern Landshuts) die enorme Summe von 61.000 Gulden (über 20 Mio. Euro) gekostet hatte (200.000 Eier, 11.500 Gänse, 40.000 Hühner und 323 Ochsen wurden verspeist, 20 Seiden-Schneider waren beschäftigt). Wie bedeutend das Ereignis war, zeigen auch noch die späteren Erinnerungen: Ab 1880 wurde der Prunksaal im Landshuter Rathaus neugestaltet und mit großformatigen Wandbildern dieser Hochzeit ausgestattet, geschaffen von Münchner Künstlern. 1902 wurde dazu der Verein Die Förderer gegründet. In diesem Zusammenhang dürfte auch das vorliegende Schnitzwerk schon einige Jahre vorher in Auftrag gegeben worden sein. Das vorliegende museale große Bildwerk wurde höchst meisterhaft in Buchsholz geschnitzt. Der Unterrand verrät, dass es ursprünglich in einem weit größeren, möglicherweise silbernen Prunksockel eingestellt war, die geschnitzte Szene des Festzugs in Augenhöhe. Die Gesamtgestaltung folgt dem Wuchs des in dieser Größe seltenen Holzmaterials. Die Sockelpartie, die sich über sechsseitiger Plinthe erhebt, trägt einen weit hochziehenden Paradiesbaum, zwischen Zweigen und Blättern besetzt mit Vögeln, Kleintieren und einem Äffchen in den Zweigen, Eidechsen, Schildkröte oder Falke, zuoberst ein Nest mit einem Storchenpaar, wohl Andeutung auf die Nachwuchserwartung. Seitlich des Baumes die Gottvaterfigur schwebend, in lang herabfließendem Mantel, über dem Haupt ein Scheibennimbus. Die Haltung verrät die Distanzierung gegenüber dem ersten Menschenpaar nach dem Sündenfall. Das langbärtige Gesicht mit Blick auf Eva, die sich in bittend flehender Haltung erhebt. Davor liegt Adam schlafend, den Kopf auf ein Blattbüschel gelegt, die Lider träumerisch geschlossen, die Brauen jedoch ahnend hochgezogen. Neben ihm am Boden die verbotenen Früchte des Baumes. Neben seinem angewinkelten Bein an der Baumwurzel die Schlange der Verführung. Hinter seinem Rücken liegt ein Lamm – Verweis auf die in der Bibellegende folgenden Opferungen. Rückseitig auf dem Rasen ein Kaninchen, das alttradierte Symbol der Erotik, aber auch der Fruchtbarkeit. In der Sockelzone wird das mittela

Schätzw. 30 000 - 60 000 EUR

Los 93 - Grosser spätgotischer Figurenschrein mit thronender Madonna mit Kind - Höhe: 153 cm. Breite: 67 cm. Tiefe: 30 cm. Wohl Norddeutschland, 15. Jahrhundert. Maria in Sitzhaltung auf einer Thronbank, mit noch erkennbaren Ansätzen der Seitenwangen. Der Oberkörper gerade aufgerichtet, das Gesicht leicht nach links gewandt, gerahmt von dunklem, gewelltem Haar und darüber liegendem Tuch, das zur Brust in Röhrenfalten herabfällt. Das Kind liegt in betonter Diagonale, hält in einer Hand eine weiße Taube, während die andere der vergoldeten Kugel aufliegt, die von der Mutter gehalten wird. Beide dieser Attribute sind theologisch zu deuten: als göttliche Herrschaft des Universums, bzw. Taube des Hl. Geistes. Kompositorisch entspricht die Schräglage des Kindes dem parallel dazu verlaufenden Saum des blauen Mantels, der darunter drei herabziehende Spitzfalten zwischen den Knien ausbildet. Unter dem Bodensaum treten die Schuhspitzen hervor. Der Bildhauer war bestrebt, dem Gesicht der Maria einen edlen Ausdruck zu verleihen, mit nach innen gerichtetem Blick. Die hohe Stirn wurde in der Entstehungszeit als höfisches Merkmal verstanden. Der hochrechteckige Schrein wohl ursprünglich nicht zugehörig. Er weist ein oberes Zinnen Gesims auf, die Öffnung oben mit einem vergoldeten Rundbogen überspannt, mit angeschnitzten halbrunden kleinen Bögen, in den Ecken Maßwerkschnitzerei; entsprechendes geschnitztes Maßwerkfries im Sockelband. Rest. erg. (1401381) Large late gothic figure shrine with enthroned Madonna and child Height: 153 cm. Width: 67 cm. Depth: 30 cm. Probably North Germany, 15th century.

Schätzw. 30 000 - 50 000 EUR