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Bildende Kunst

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Los 1004 - Hans Mielich - MIELICH, HANS München 1516 - 1573 Titel: Die Darstellung Christi im Tempel. Entwurf zu einer der Tafeln für den Inglostädter Hochaltar. Datierung: vor 1572. Technik: Schwarze und braune Kreide, weiß gehöht, kariert auf beigem Papier. Montage: Oben mit Selbstklebeband montiert. Maße: 17 x 11 cm. Rahmen: Matte. Provenienz: Privatbesitz, Deutschland. Hans Mielich gilt als einer der bedeutendsten deutschen Künstler der Spätrenaissance. Berühmt wurde er zu seiner Zeit für seine Gemälde mit sakralen und historischen Themen sowie für seine Porträts, die ihn beim wohlhabenden Münchner Bürgertum und am Hof des Herzogs Albrecht V. von Bayern bekannt machten. Seine Beziehung zum Hof war sehr eng: Ab 1545/46 betraute ihn Albrecht V. mit immer mehr Aufträgen und er wurde bald zu einem engen Freund. Insbesondere fertigte Mielich für den Herzog von Bayern ein grafisches Inventar des herzoglichen Schmucks an: Es umfasst mehr als 100 Zeichnungen und zeichnet sich durch die Genauigkeit seiner Darstellung aus. Die Zeichnung ist eine Kunst, in der sich der Künstler als besonders geschickt erwies und die er sowohl als Vorarbeit für Gemälde und Holzschnitte als auch als eigenständiges Werk von künstlerischem und dokumentarischem Wert nutzte. Der Hochaltar des Ingolstädter Münsters "Zur Schönen Unserer Lieben Frau" oder "Liebfrauenmünster" ist eines der Meisterwerke aus Mielichs letzter Schaffensperiode und zugleich ein wichtiges Werk der süddeutschen Gegenreformation. Die mehr als 90 Einzelbilder des Altarbildes fertigten Mielich und seine Werkstatt zwischen 1560 und 1572. Der kostbare Hochaltar, gestiftet von Herzog Albert V. von Bayern, wurde 1572 anlässlich des ersten hundertjährigen Jubiläums des Kirchenbaus aufgestellt. Der Altar ist ein Retabel mit doppelten Seitenflügeln, die mit Episoden aus dem Leben der Jungfrau Maria geschmückt sind. Auf der Rückseite befindet sich eine Darstellung der Heiligen Katharina von Alexandrien und der Heiligen Drei Könige. Für dieses monumentale Werk fertigte Mielich mehrere Zeichnungen an, von denen einige erhalten sind und die den Prozess des Künstlers von der Konzeption über den Entwurf bis zur Ausführung bezeugen. Die vorliegende Zeichnung ist eine vorbereitende Arbeit für eine Tafel im rechten Flügel des oberen Außenregisters und zeigt die Darstellung Christi im Tempel. Der Künstler hat die Struktur der Zeichnung fast genau wiedergegeben und im Übergang von der Zeichnung zum Gemälde einige kleinere Details im Hintergrund hinzugefügt, wie die Leuchter, Kerzen und die beiden Figuren, die sich an der Säule rechts festhalten. Neben dieser Zeichnung sind mehrere andere bekannt, wie die Vorbereitungszeichnung für die Beschneidung Christi, die Vermählung der Jungfrau Maria mit dem heiligen Joseph (beide in Privatsammlungen) und die Geburt Christi (Ottawa, National Gallery of Canada). Alle diese Zeichnungen, die jeweils etwa 17,5 x 11,5 cm groß sind, sind in derselben Technik ausgeführt und ähnlich quadratisch, so dass der Künstler die Beziehung zwischen den verschiedenen Figuren erforscht und über ihre Übertragung von einem kleinen Blatt Papier auf ein großes Holzbrett nachdenkt. Die Verwendung von Bleiverglasung ist ebenfalls angemessen, da sie es dem Künstler ermöglicht, die Volumen in Bezug auf die Platzierung der Figuren im Raum besser zu definieren. Da nur wenige Beispiele von Mielichs grafischen Arbeiten für Altarbilder erhalten sind, stellt die vorliegende Zeichnung eine grundlegende Ergänzung des grafischen Korpus des Künstlers dar, die es uns ermöglicht, seine ideelle und operative Praxis von der Zeichnung bis zum fertigen Gemälde besser zu verfolgen. Wir danken Gode Krämer, Augsburg, der die Zuschreibung nach Prüfung der vorliegenden Zeichnung anhand einer hochauflösenden Fotografie bestätigte, für seine Hilfe bei der Katalogisierung. Geschätzte Versandkosten für dieses Los: Deutschland: 20,17 Euro plus 3,83 Euro Mehrwertsteuer EU: 33,61 Euro zzgl. 6,39 Euro MwSt. Weltweit: 63,03 Euro zzgl. 11,97 Euro MwSt. zusätzliche Versandversicherung Erklärungen zum Katalog Hans Mielich Deutschland Manierismus 16. Jahrhundert. Aquarell/Zeichnungen Matte Leben Christi Zeichnung Heilige

Schätzw. 5 000 - 8 000 EUR

Los 1007 - Girolamo Massei - MASSEI, GIROLAMO Lucca ca. 1540-45 - ca. 1620 Titel: Der Heilige Franziskus. Datum: ca. 1590-1600. Technik: Öl auf Kupfer. Maße: 69 x 53,5 cm. Rahmen: Gerahmt. Provenienz: Privatbesitz, Italien. Zertifikat: Herwarth Röttgen, 01.07.2020, Kopie vorhanden. Das Gemälde des Heiligen Franziskus in Ekstase gilt als exemplarisches Werk für den Malstil der römisch-katholischen Reformation nach dem Konzil von Trient. Zahlreiche Gemälde und Stiche wurden geschaffen, um zu den des Lesens unkundigen Gläubigen zu "sprechen" und auf diese Weise Gott und den Heiligen in leichter Sprache zu verherrlichen. Diesem Ziel ist auch das vorliegende Kupferbild verpflichtet. Es zeigt, wie der Leib des Gekreuzigten dem Heiligen Franziskus mit den Flügeln der Seraphim erscheint, während die braune Soutane unter dem himmlischen Glanz leuchtet. Es handelt sich um ein Werk des Malers Girolamo Massei, der 1540 in Lucca geboren wurde und 1620 in derselben Stadt starb. In den Jahren 1576/77 war er in der Geographischen Galerie des Vatikans tätig, dann im Kloster der Trinitá dei Monti und in der Kirche der Heiligen Nereus und Achilleus. Seine Arbeit wird von Giovanni Baglione in seinen "Vite de'pittori scultori et architetti" von 1642 beschrieben. Herwarth Röttgen, dem wir die heutige überzeugende Zuschreibung verdanken, bringt dieses Gemälde mit den Figuren der Bischöfe und Kanoniker in der Apsis der Kirche der Heiligen Nereus und Achilleus in Verbindung, die der Predigt des Heiligen Gregor des Großen lauschen. Bei dieser Annäherung muss auch die Inspirationsquelle berücksichtigt werden: ein Druck von Cornelis Cort aus dem Jahr 1575 nach Girollamo Muziano. Geschätzte Versandkosten für dieses Los: Deutschland: 52,94 Euro zzgl. 10,06 Euro MwSt. EU: 79,83 Euro zzgl. 15,17 Euro MwSt. Weltweit: 138,66 Euro zzgl. 26,34 Euro MwSt. zusätzliche Versandversicherung Erklärungen zum Katalog Girolamo Massei Manierismus 16./17. Jh. Alte Meister Gerahmt Heilige Gemälde Landschaft

Schätzw. 3 000 - 5 000 EUR

Los 1012 - Johann Liss - LISS, JOHANN um 1597 Oldenburg - 1631 Verona Titel: Scharrende Bauern. Datierung: Ca. 1620. Technik: Öl auf Leinwand. Passepartout: Neu unterlegt. Maße: 66,5 x 84cm. Rahmen: Gerahmt. Beglaubigung: Alberto Cottino, Turin, 21. Dezember 2020, Kopie vorhanden. Provenienz: Privatbesitz, Italien. Das vorliegende Gemälde mit seiner äußerst dynamischen Komposition und seinem starken erzählerischen Charakter befindet sich seit mehreren Jahrzehnten in einer italienischen Sammlung. Im Vordergrund ist ein Mann mit roter Mütze und gezogenem Schwert zu sehen, der von zwei anderen Männern, vermutlich Landsleuten, mühsam zurückgehalten wird, weil er sich offenbar auf den jungen Mann im Hintergrund stürzen will. Dieser wird ebenfalls von einer Frau beschwichtigt, während ein anderer, rechts, ihn anzugreifen scheint. Einige Figuren im Vordergrund links entfernen sich ängstlich; das Geschirr ist zu Boden gefallen. Es gibt zwei weitere Versionen mit diesem Thema, die beide Johann Liss zugeschrieben werden. Die eine, nach Meinung von Alberto Cottino von hervorragender Qualität, aber am rechten und unteren Rand etwas abgeschnitten, befindet sich im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg; die andere, von härterer und schematischerer Ausführung, befindet sich im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck. Laut Alberto Cottino ist das angebotene Gemälde von ähnlicher Qualität wie das Nürnberger Gemälde und von besserer Qualität als das Innsbrucker Gemälde; Außerdem weist es einige nicht unbedeutende Abweichungen auf (z. B. fehlt der Baum ganz rechts in unserer Version, der Himmelsausschnitt im Hintergrund rechts kommt im Nürnberger Gemälde nicht vor, die Tongefäße im Vordergrund, die nur in der deutschen Fassung zu sehen sind) und eine Reihe von Pentimenti, die in den Reflektogrammen zu sehen sind, insbesondere in der Schnalle der Figur hinten links, im Blattwerk der Bäume, in den Beinen und Oberschenkeln der Hauptfigur und in der Entfernung eines Steins zwischen den Füßen derselben Figur. Dies alles sind Elemente, die das hier angebotene Gemälde als eigenständige und autographe Version der deutschen Leinwand qualifizieren, die als vollständig von Liss zu beurteilen ist (das Innsbrucker Gemälde ist eindeutig eine frühe Kopie, wie auch Richard Spear 1976 meint). Das Thema scheint eine Schlägerei zwischen Kartenspielern zu sein, die sich nach einem Longdrink abspielt, wie die Krüge auf dem Boden und die umgestürzte Bank vermuten lassen. Es handelt sich um ein Thema, das in der nordischen, protestantisch geprägten Malerei von besonderer Bedeutung war, die sich häufig mit menschlichen Ausschweifungen wie Glücksspiel, Alkohol und unkontrollierten Trieben, insbesondere der unteren Schichten, und deren moralischer Verurteilung im Bild auseinandersetzte. Wie Rüdiger Klessmann im Ausstellungskatalog von 1975 andeutet, könnte die Inspiration in diesem Fall von einem Stich des deutschen Malers Hans Sebald Beham (1500-1550) aus dem Jahr 1547 stammen, der eine Bauernschlägerei darstellt, die Liss mit seinen eigenen erfundenen Details ergänzt hat. Seinem Biographen Joachim von Sandrart (1606-1688) zufolge, der ihn persönlich kannte, stammte Liss aus Oldenburg in Holstein. Seine Eltern, Johann und Anna, sind als Maler am Schleswiger Hof der Herzöge von Holstein belegt, und wahrscheinlich erhielt er dort seine frühe Ausbildung, bevor er um 1615 die für junge deutsche Künstler übliche Reise in die Niederlande antrat. Laut Sandrart hielt sich Liss zwischen 1615 und 1616 in Amsterdam auf, wo er den Stil des Malers Hendrick Goltzius (1558-1616/17) studierte und sich von ihm inspirieren ließ. Von dort aus reiste der junge Maler wahrscheinlich um 1617-18 nach Antwerpen, wo er sich mit den Werken von Rubens, Jordaens und Abraham Janssens auseinandersetzte, die einen großen Einfluss auf seine Kunst haben sollten, bevor er nach Rom und Venedig ging. Hier nahm Liss einen italianisierenden Stil an, der zunächst von Caravaggio und dann von Domenico Fetti beeinflusst wurde und sich deutlich von dem Stil unterscheidet, der in den hier analysierten Werken zum Ausdruck kommt. Liss starb in Verona während der Pest von 1630-1631. Da in dem hier untersuchten Werk keine Spur von Italianismus zu erkennen ist, nicht einmal in der Besonderheit des Sujets, das der italienischen Kultur fremd ist, muss es, entgegen der Meinung von Spear, in Holland oder Flandern entstanden und dann nach Italien gebracht worden sein (die Innsbrucker Fassung ist in der Tat in Venedig entstanden). Daraus folgt, dass es - wie das Gemälde in Nürnberg - zwischen 1616 und 1619 entstanden sein muss. Da es zudem keine konkreten Hinweise auf Rubens, Jordaens oder Janssens gibt, ist es vielleicht noch naheliegender, es auf die Jahre 1616-17, also vor der Reise nach Antwerpen, einzugrenzen. Geschätzte Transportkosten für dieses Los: Absprache nach der Auktion. Erklärungen zum Katalog Johann Liss Deutschland Italienische Schule Barock 17. Jahrhundert. Alte Meister Gerahmt Landleben Gemälde

Schätzw. 40 000 - 80 000 EUR

Los 1013 - Jan Lievens - LIEVENS, JAN 1607 Leiden - 1674 Amsterdam Titel: Flusslandschaft mit Baum und Kreuz. Datierung: Ca. 1655-65. Technik: Federzeichnung auf Pergament. Passepartout: Montiert. Maße: 10 x 16,4 cm. Rahmen: Gerahmt. Gutachten: Aufgeführt in der Online-Datenbank des RKD, Den Haag, unter der Abb. Nr. 300246. Literatur: Jan Lievens (1607-74) Prenten und Tekeningen/Drucke und Zeichnungen. Ausst.Kat. Rembrandthuis Amsterdam 1988/89, S. 18; H. Schneider: Jan Lievens, sein Leben und seine Werke, Haarlem 1932, S. 73 R.E.O. Ekkart: Lievens als Zeichner. In:Jan Lievens ein Maler im Schatten Rembrandts, Ausst.Kat. Braunschweig 1979, S. 27. Provenienz: Finanzrat H.W. Campe (1771-1862) Leipzig; Geheimer Regierungsrat E.H. Ehlers (1835-1925) Göttingen; Verkauft C.G. Boerner, Leipzig, 10.5.1930, unter Nr. 550; Katrin Bellinger Kunsthandlung, Altmeisterzeichnungen Mai 1995; Privatsammlung, Süddeutschland; Privatsammlung, Deutschland. Bernhard Schnackenburg schrieb über dieses Werk in einer E-Mail an den Vorbesitzer im September 2020: "Das vor mir liegende Werk ist wahrlich eine meisterhaft schöne Zeichnung, die eine Freude zu betrachten ist! Die Qualität ist in allen Teilen gleich gut und der Stil spricht eindeutig für Jan Lievens! Unverkennbar ist der Reichtum der graphischen Formensprache, mit der der alte Baumstamm im Vordergrund charakterisiert ist. Knorrige alte Baumstämme sind ein Lieblingsmotiv des Landschaftsmalers Lievens und stehen im Mittelpunkt mehrerer Zeichnungen (Blätter in Dresden, Rotterdam und London, British Museum). Für diese Zeichnungen schlägt der Katalog der Lievens-Ausstellung in Washington 2008 die Zeit 1655-1665 vor, was auch auf Ihre Zeichnung zutreffen könnte. Das ungewöhnlich kleine Format ist wahrscheinlich auf das Stück Pergament zurückzuführen, das Lievens zur Verfügung stand. Diese Verwendung ist äußerst selten." Es ist ein wunderbarer Zufall, dass dieser Katalog sowohl ein Gemälde als auch eine Zeichnung von Jan Lievens enthält und damit das Werk des Künstlers in zwei Medien präsentiert. Dr. Bernhard Schnackenburg datiert diese kleine Landschaftszeichnung auf die Zeit zwischen 1655 und 1665, also nach Lievens' Rückkehr nach Amsterdam. Eine weite Flusslandschaft liegt vor dem Betrachter, dessen Auge dem Weg folgen kann, der vom unteren Bildrand kommend, weiter unterhalb der Böschungskante in die Tiefe führt. Bei genauerem Hinsehen sind zwei Menschen und vielleicht ein Hund auf dem Weg zu erkennen. Der mächtige Baumstamm, der den oberen Bildrand überragt, fängt die starke Linie der Böschung links ab. Ein Kreuz am Rande des Weges ist ein weiterer Orientierungspunkt. Hinter der Flussbiegung ist ein architektonisches Ensemble mit einem quadratischen Turm zu erkennen. Ganz rechts am Bildrand, in der Ferne, ragt ein Kirchturm in den Dunst. Über dieser gleichsam aus vielen Dreiecken und Winkeln zusammengesetzten Landschaft nimmt der weite Himmel etwa drei Viertel der kleinformatigen Zeichnung ein. Jan Lievens hatte eine Vorliebe für knorrige Baumstämme als Motiv für seine Zeichnungen. Solche weiten Panoramalandschaften sind in seinen Zeichnungen jedoch äußerst selten. Auch die Verwendung von Pergament anstelle des sonst üblichen Japan- oder Büttenpapiers macht diese autonome Zeichnung zu einer Rarität im Werk des Künstlers. Die Verwendung von Pergament, das die Tusche kaum aufnimmt, ermöglicht eine völlig andere Zeichentechnik. Im Bereich des Baumstammes hat der Künstler in die noch feuchte Tusche hineingekratzt und schraffiert. Auch das Kreuz am Rande des Weges ist auf diese Weise modelliert. Der Reiz einer Zeichnung, die als autonomes Kunstwerk konzipiert ist, liegt auch darin, dass sie die Handschrift und Technik des Künstlers unverstellt erlebbar macht. Besonders eindrucksvoll ist dies bei der vorliegenden Arbeit von Jan Lievens auf Pergament. Geschätzte Versandkosten für dieses Los: Absprache nach der Auktion. Erklärungen zum Katalog Jan Lievens Die Niederlande Rembrandt-Schule 17. Jahrhundert. Aquarell/Zeichnungen Gerahmt Landschaft Zeichnung Niederlande

Schätzw. 9 000 - 18 000 EUR

Los 1014 - Jan Lievens - LIEVENS, JAN 1607 Leiden - 1674 Amsterdam Titel: Der reuige Petrus. Datum: Ca. 1625. Technik: Öl auf Holz. Maße: 49,5 x 38 cm. Rahmen: Gerahmt. Gutachten: Aufgeführt in der Online-Datenbank des RKD, Den Haag, unter der Abb. Nr. 297658. Literatur: B. Schnackenburg: Jan Lievens: Freund und Rivale des jungen Rembrandt: mit einem kritischen Katalog des Leidener Frühwerks 1623-1632, Petersberg 2016, Nr. 13, S. 173. Provenienz: Möglicherweise Sammlung Johan van der Burgh, Den Haag (der Katalog der Witwe führt ein Gemälde mit der Bezeichnung "Petrus, geschildert door Jan Lievensz." im Jahr 1741 auf; Kunsthändler Jack Kilgore, New York 2012; Privatbesitz, Deutschland bis 2019; Kunsthändler Bijl-Van Urk, Alkmaar 2019; Privatbesitz, Deutschland. Der aus Leiden stammende Jan Lievens war ein - selbst für damalige Verhältnisse - außergewöhnlich frühreifer Künstler. Seit seinem neunten Lebensjahr erlernte er den Beruf des Malers: zunächst in seiner Heimatstadt bei Joris van Schootel, dann von 1618 bis 1620 in Amsterdam bei Pieter Lastman. Zurück in Leiden, teilte er sich ab 1625 fünf Jahre lang ein Atelier mit Rembrandt Harmenszoon van Rijn, der ebenfalls aus Leiden stammte und etwa gleich alt war. Rembrandt hatte auch bei Pieter Lastman gelernt - wenn auch etwas später als Lievens und nur sechs Monate lang. Die beiden Malerfreunde spezialisierten sich auf Porträts und Historienbilder und arbeiteten manchmal eng zusammen. Bis heute fällt es Kunsthistorikern oft schwer, ihre unsignierten Werke eindeutig zuzuordnen. Um 1632 ging Jan Lievens zunächst für drei Jahre nach England, wo er Kontakt zum Hof hatte und möglicherweise von Anthonis van Dyck beeinflusst wurde. Es folgten Aufenthalte in Antwerpen, wo er 1635 der Lukasgilde beitrat und 1640 das Bürgerrecht erhielt, in Amsterdam, Den Haag, Berlin (Schloss Oranienburg) und schließlich ab 1655 wieder dauerhaft in Amsterdam. Lievens erhielt wichtige öffentliche und private Aufträge und war ein äußerst erfolgreicher Künstler. Allerdings scheint der Maler kein kommerzielles Talent gehabt zu haben, und seine zahlreichen Umzüge erklären sich auch durch seine gelegentliche Flucht vor Gläubigern. Jan Lievens starb 1674 verarmt in Amsterdam. Vermutlich um 1625 - also in der Zeit, in der er sich mit Rembrandt in Leiden ein Atelier teilte - malte Jan Lievens das hier gezeigte Andachtsbild des büßenden Petrus, des Schutzpatrons seiner Heimatstadt Leiden (die Schlüssel von Petrus zieren noch heute das Stadtwappen). Im Neuen Testament spielt Petrus eine besondere Rolle unter den Jüngern Jesu. Er ist der erste Jünger, der Jesus nachfolgt, wird von ihm zum Menschenfischer auserwählt und ist immer an der Seite seines Meisters. Petrus ist der Fels, auf dem der Gottessohn seine Kirche bauen will, und ihm werden von Jesus die Schlüssel zum Himmelreich versprochen. Jemand, der dem Heiland so nahe stand und selbst ein Heiliger ist, könnte ein unerreichbares Vorbild für gläubige Christen sein. Doch Petrus bezeichnet sich selbst als "sündigen Menschen", selbst als er berufen wird. Er macht seine mutige Ankündigung, für Jesus zu kämpfen und mit ihm zu sterben, nicht wahr. Vielmehr beschreiben alle Evangelien, dass Petrus, wie von Jesus vorausgesagt, dreimal feige seine Zugehörigkeit zu seinem Meister verleugnet, als er vor den Hohepriester Kaiphas geführt wird. Als der Hahn kräht, erkennt Petrus, dass sich die Prophezeiung bewahrheitet hat "und weint bitterlich". Der an sich selbst, seiner Untreue und seiner Feigheit verzweifelnde, in Tränen aufgelöste Jünger ist ein Motiv, das Künstler seit der Renaissance und vor allem in der Barockzeit immer wieder dargestellt haben. Der Bildtypus "Petrus in lacrima" vermochte den Normalsterblichen zu zeigen, dass auch der erste der Jünger Jesu schwach und allzu menschlich war. Die exemplarische Anerkennung der unvermeidlichen Sündhaftigkeit des Menschen und seine Hingabe an die Gnade Gottes machten die Figur des Petrus in den protestantischen Niederlanden zu einem Motiv, das zwischen altem und neuem Glauben vermitteln konnte. Das Gemälde zeigt Petrus, der Bildtradition folgend, fast kahl. Sein voller, dunkler Bart, der nur von wenigen hellen Strähnen durchzogen ist, lässt ihn jedoch jünger erscheinen, als es bei dieser Art von Bild der Fall ist. Auch das Gesicht ist aufgrund der starken Emotionen verzerrt und faltig. Doch die in flehendem Gebet gefalteten Hände, die den Schlüssel als Attribut halten, gehören zu einem Mann, der mitten im Leben steht; ein wettergegerbter Fischer, wie ihn der niederländische Maler im Volk beobachtet haben mag. Jan Lievens war bereits durch seinen Lehrer Pieter Lastman mit Einflüssen aus Italien in Berührung gekommen. Seit etwa 1615 brachten jedoch die aus Rom zurückgekehrten Utrechter Karawaggisten völlig neue künstlerische Eindrücke und Stilmittel in die Niederlande, die auch in Lievens' vorliegendes Gemälde Eingang finden. Die starke Beleuchtung, die von der linken oberen Bildecke kommend auf den betenden Heiligen trifft, gehört ebenso dazu wie die realistische Darstellung der beschriebenen Persönlichkeit. Der kräftige, pastose Farbauftrag, die Modellierung der Falten und, par

Schätzw. 25 000 - 50 000 EUR

Los 1023 - Gysbrecht Leytens - LEYTENS, GYSBRECHT Antwerpen 1586 - 1643/56 Titel: Winterlandschaft mit einem Holzfäller. Technik: Öl auf Kupfer. Maße: 22 x 33 cm. Rahmen: Gerahmt. Zertifikat: Walther Bernt, München, 23. Mai 1972. Provenienz: Privatbesitz, Deutschland. Wie die feinen Verästelungen in einem menschlichen Gefäßsystem strecken sich die schneebedeckten Äste in alle Richtungen eines frostigen Wintertages, der still und eisig über einer flämischen Landschaft liegt. Unter der Last des Schnees biegen und winden sich die Äste und verengen sich wie eine Schlucht zu einem surrealen Korridor, der wie das Tor zu einer anderen Welt wirkt. Die riesigen, übermächtigen Bäume führen ein Eigenleben und wirken gleichsam vermenschlicht, während die Menschen unter ihnen eher an kleine, krabbelnde Insekten erinnern, die in ihrem Schutz ums Überleben kämpfen. Das sonst so fruchtbare Gewässer ist zugefroren. So bleiben die abgestorbenen Äste das einzige Rohmaterial, das die Natur auf Anhieb preisgibt. Die geduckte Haltung der Reisigsammler verdeutlicht die enorme Härte und Mühsal ihrer Arbeit, und selbst die klirrende Kälte ist fast greifbar. Der flämische Maler Gysbrecht Leytens widmete sich in seinen Gemälden fast ausschließlich verschneiten Landschaften und gilt daher als "Dichter des Frostes". Der Künstler, der in Antwerpen in der Werkstatt von Jacques Vrolyck ausgebildet wurde und der Lukasgilde angehörte, inszeniert ihn in seinen beiden Wesenszügen - den zerstörerischen und den schützenden Kräften der Natur - zwischen magischem Winterzauber und der wiederkehrenden Geißel des Menschen. Typisch für sein Werk ist die Innovation einer reduzierten Farbpalette aus blau-grauen und gelb-braunen Tönen, mit der er Kälte und Wärme wie auf einer Thermografie sichtbar macht. Geschätzte Versandkosten für dieses Los: Deutschland: 32,77 Euro zzgl. 6,23 Euro MwSt. EU: 50,42 Euro zzgl. 9,58 Euro MwSt. Weltweit: 92,44 Euro zzgl. 17,56 Euro MwSt. zusätzliche Versandversicherung Erklärungen zum Katalog Gysbrecht Leytens Flandern Barock 17. Jh. Alte Meister Gerahmt Winter Gemälde Niederlande

Schätzw. 18 000 - 20 000 EUR

Los 1032 - Jacques Hupin - HUPIN, JACQUES tätig in Rom Mitte des 17. Jahrhunderts Titel: Stilleben mit türkischem Teppich, Teller mit Pfirsichen und skulptierter Vase. Technik: Öl auf Leinwand. Passepartout: Unterlegt. Maße: 81 x 97,5 cm. Rahmen: Gerahmt. Zertifikat: Gianluca Bocchi, Casalmaggiore, Dezember 2023, in Kopie erhältlich. Provenienz: Privatbesitz, Deutschland. Das vorliegende Gemälde ist mit ziemlicher Sicherheit das Werk des französischen Malers Jacques Hupin, eines Künstlers, der in den kunsthistorischen Quellen nicht erwähnt wird und dessen biografische Daten nicht sicher sind, dessen Anwesenheit in Italien jedoch durch ein im Musée du Louvre aufbewahrtes Stillleben mit der Aufschrift "J. Hupin fec. in Rome" dokumentiert ist. Der Kunsthistoriker Jacques Bousquet berichtet, ohne dies beweisen zu können, dass er in einem Stillleben aus dem Jahr 1649 Spuren der Hand des Künstlers gefunden hat. Daraus schließt er, dass Hupin mit den Werken von Francesco Noletti, genannt "Malteser", vertraut war - eine plausible These, denn das Setting seiner Stillleben ist eindeutig von Noletti inspiriert (im Mittelpunkt steht die präzise und illusionistische Darstellung imposanter türkischer Teppiche). Die akribische Ausführung mit dicken Farbfäden wird von taktilen Empfindungen untermauert, die man nur bei diesen beiden Künstlern mit großer Wirkung finden kann. Um den Einfluss von Nolettis Gemälden auf Jacques Hupin und andere transalpine Künstler richtig einschätzen zu können, darf man nicht übersehen, dass seine Bilder vor und nach seinem Tod auf dem Markt und bei französischen Sammlern sehr beliebt waren. Im Vergleich zu dem maltesischen Maler neigt Hupin dazu, das Volumen der Teppiche zu vergrößern und sie mit breiten Falten in überlappenden Lagen schwer zu Boden fallen zu lassen, wodurch die dekorative Wirkung der aneinandergereihten und ins Leere hängenden Fransen weniger betont wird. Im Allgemeinen sättigt Hupin den Raum seiner Gemälde mit Objekten oder lässt eine undurchdringliche Dunkelheit im Hintergrund, ohne auf Vorhänge zurückzugreifen, die, wenn sie vorhanden sind, eine akzessorische oder irrelevante Funktion haben. Eine Besonderheit dieses Malers, die in den Werken anderer in Rom tätiger Künstler nicht zu finden ist, ist die Darstellung von ordentlich gefalteten türkischen Teppichen neben offenen Teppichen. Der Aufenthalt von Jacques Hupin in Italien dauerte wahrscheinlich nicht lange und der Künstler kehrte in seine Heimat zurück, denn von seinem Aufenthalt in Rom sind nicht viele bedeutende Spuren gefunden worden. Die Gegenstände, die seine Kompositionen bereichern, wie Vasen, Amphoren, Steigbügel aus Metall, Glaswaren und ziselierte Metalluhren, zeugen von einem ausgeprägten französischen Geschmack. Es handelt sich um kostbare Artefakte, die denen in den Gemälden von Meiffren Conte (1630-1705) ähneln. Geschätzte Versandkosten für dieses Los: Absprache nach der Auktion. Erklärungen zum Katalog Jacques Hupin 17. Jahrhundert. Alte Meister Gerahmt Stilleben Gemälde Früchte

Schätzw. 6 000 - 10 000 EUR

Los 1035 - Anton Graff - GRAFF, ANTON 1736 Winterthur - 1813 Dresden Titel: Bildnis von Johann Gottfried Herder (1744-1803). Datierung: 1790er Jahre. Technik: Öl auf Leinwand. Maße: 71,5 x 57,5 cm. Rahmen: Gerahmt. Literatur: E. Berckenhagen: Anton Graff. Leben und Werk, Berlin 1967, S. 392, Nr. 1565. Provenienz: Privatbesitz, Deutschland. Wir danken Helmut Börsch-Supan, Berlin, für die Bestätigung der Zuschreibung dieses Porträts an Anton Graff auf der Grundlage einer hochauflösenden Fotografie. Börsch-Supan verweist auf das von Berckenhagen dargestellte Porträt Johann Gottfried Herders aus dem Gleimhaus in Halberstadt und sieht das vorliegende Gemälde als Neuentdeckung. Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Porträt den Porträtierten so genau wie möglich wiedergibt. Die große Kunst des hervorragenden Porträtisten liegt jedoch darin, nicht nur die äußere Erscheinung, sondern auch das Wesen und den Charakter des Modells sichtbar zu machen. Wenn dies gelingt, vermittelt ein Porträt eine umfassende Persönlichkeit, die über die Grenzen der Zeit hinausgeht und dem Porträtierten die Unmittelbarkeit eines Zeitgenossen verleiht. Der gebürtige Schweizer Anton Graff war der herausragende Porträtist im deutschsprachigen Raum des 18. Bereits während seiner dreijährigen Ausbildung an Schellenbergs Zeichenschule in Winterthur hatte er sich auf das Porträtieren spezialisiert. Im Alter von 20 Jahren zog er nach Süddeutschland. Er reiste nach Augsburg, Ansbach und Regensburg, wo er bereits selbständig arbeitete, aber auch seine Ausbildung absolvierte. Von entscheidender Bedeutung für Graff war die Begegnung mit dem bayerischen Hofmaler Désmarées in Schleißheim. Ebenso wie der Zugang zu großen Gemäldesammlungen, wo er Werke führender Porträtisten wie Pesne, Rigaud und Kupetzky studieren konnte. Der junge Graff erregte Aufmerksamkeit, und 1766 wurde ihm eine feste Anstellung als Hofmaler angeboten. Diese Anstellung bedeutete für Anton Graff den endgültigen Durchbruch. Würdenträger und Politiker, Aristokraten und Militärs, große Intellektuelle und Schauspieler wollten von Anton Graff gemalt werden. Und die Nachfrage war nicht nur in Dresden groß. Graff handelte in seinem Arbeitsvertrag eine begrenzte Anwesenheitspflicht aus, die es ihm ermöglichte, auch in anderen Städten zu reisen und Persönlichkeiten zu malen. In Karlsbad porträtierte er 1785 auch Johann Gottfried Herder, den großen Universalgelehrten, der seit 1776 in Weimar als Theologe, Philosoph, Schriftsteller, Kulturhistoriker, Anthropologe und Übersetzer tätig war. Zusammen mit Goethe, Schiller und Wieland bildete er das geistige Zentrum des Weimarer Musenhofs. Das von Anton Graff 1785 gemalte Porträt (Gleimhaus, Halberstadt) zeigt den 41-jährigen Gelehrten als Brustbild ohne Perücke. Aus einem Brief Friedrich Schillers ist bekannt, dass Herder mit diesem Bild nicht ganz zufrieden war. Auch Schiller kritisierte die fehlende Ernsthaftigkeit dieses früheren Porträts. Auf dem hier vorgestellten Gemälde erscheint der berühmte Denker einige Jahre älter. Aufgrund verschiedener Herder-Porträts von Angelika Kaufmann (1789), Johann Heinrich Tischbein (1796/1800), Gerhard von Kügelgen (1799) und Friedrich Rehberg (1800) ist davon auszugehen, dass es etwa 10 Jahre nach dem ersten Porträt, also um 1795, gemalt wurde. Eine Graff zugeschriebene ovalformatige Kreidezeichnung, bei der es sich möglicherweise um eine Vorzeichnung zu unserem Porträt handelt, wurde 1950 und 1955 in Bern versteigert. "Brustbild in dunklem Rock mit weißem Jabot, die Augen dem Betrachter zugewandt". Auffallend ist die Behandlung des Lichts in diesem Gemälde: Herders Körper im schwarzen Rock geht fast kontrastlos in den Hintergrund über, der an den Rändern sehr dunkel gehalten ist. Das ovale Gesicht mit der hohen Stirn unter der gepuderten Perücke ist dem Betrachter im Dreiviertelprofil zugewandt. Der elfenbeinfarbene Kragen mit Jabot verstärkt die Lichtkonzentration im Zentrum des Bildes. Die Beleuchtung von vorne an diesen entscheidenden Stellen des Bildes wird durch die partielle Beleuchtung des Hintergrunds aufgefangen, die Graff sehr malerisch umgesetzt hat. Der Philosoph wirft keinen sichtbaren Schatten; er erscheint vor diesem hellen Teil des Hintergrunds mit einer immensen Präsenz. Dieses stilistische Detail taucht in Graffs Werk auch in anderen Gemälden aus den frühen 1790er Jahren auf, was die vorgeschlagene Datierung unseres Bildes unterstützt. In seiner linken Hand hält Herder ein Dokument, das ihn als Mann des (geschriebenen) Wortes ausweist. Es ist ein interessantes Detail, dass nur eine der Hände des Philosophen zu sehen ist. Der vereinbarte (hohe) Preis für die Bestellung eines Porträts bei Anton Graff wurde erhöht, wenn die Hände gezeigt werden sollten - wobei jede Hand einzeln berechnet wurde. Dieses Porträt von Johann Gottfried Herder war bisher unbekannt. Es zeigt den Gelehrten, dessen Erkenntnisse bis heute nachwirken, als nahbare und freundliche Persönlichkeit, mit einem klaren, intensiven Blick aus tiefen, dunklen Augen. Das Bild ist etwas strenger als Graffs Gemälde von 1785, was dem Gesprächspartner vermutlich gefiel. Geschätzte Versandkosten für

Schätzw. 15 000 - 20 000 EUR

Los 1042 - Jakob Philipp Hackert - HACKERT, JAKOB PHILIPP 1737 Prenzlau - 1807 Florenz Titel: Ziege vor den Klippen. Datum: 1801. Technik: Öl auf Holz. Maße: 36 x 27,5 cm. Notation: Signiert und datiert unten links: "Filippo / Hackert / 1801". Rahmen: Gerahmt. Provenienz: Privatbesitz, Deutschland. Claudia Nordhoff schrieb uns im März 2024 über dieses Werk: "Jakob Philipp Hackert hatte sich stets auch der kleinformatigen Tierdarstellung gewidmet, doch erst nach seiner Flucht aus dem französisch besetzten Neapel 1799 und seiner endgültigen Niederlassung in Florenz 1800 begann er, sich eingehender damit zu befassen. Ausschlaggebend dafür war seine Freundschaft mit der Engländerin Jane Woodburn, der Frau von Colonel David Woodburn (1745-1804). Das Ehepaar hatte ein Landgut in dem kleinen Ort Settignano bei Florenz erworben und erlaubte Hackert, das Anwesen während ihrer Abwesenheit zu nutzen. Am 28. September 1802 schrieb der Maler an seinen Freund Graf Bogislaus Dönhoff zu Dönhoffstädt (1754-1809) in Berlin: "Nahe hier bey der Stadt [Florenz] 4 Milien bey Settimiano hat eine Englische Freundin Mdme Woodburn zwey poteri [gemeint ist ein Landhaus mit zwei Wirtschaftsgebäuden], die Sie mir 17 Monath während ihrer Abwesenheit in England gelaßen hat, um ihr Landhauß zu genißen, da Mahle ich Ziegen, und Esel, Ochsen nach der Natur aber so daß es fertige Bilder werden. Außerdem noch felsen, und vorgründe" ["Nicht weit von der Stadt [Florenz] 4 Meilen von Settimiano, hat eine englische Freundin, Madame Woodburn, ein Landhaus mit zwei Wirtschaftsgebäuden, die sie mir 17 Monate während ihrer Abwesenheit in England überließ, um ihr Landhaus zu genießen, da ich Ziegen, Esel und Ochsen nach der Natur male, aber so, dass es fertige Bilder werden. Auch Felsen und Vordergründe."] (zitiert nach Claudia Nordhoff, Jakob Philipp Hackert, Briefe (1761-1806). Göttingen 2012, S. 187). Ab 1804 führte Hackert seine Tierporträts auf seinem eigenen Anwesen in Careggi aus, das er in dieser Zeit erwarb. Die kleinformatigen Bilder zeigen Ziegen, Schafe, Esel und Kühe vor einem kleinen Landschaftsausschnitt; sie sind stets liebevoll und mit großer Sorgfalt ausgeführt. Das vorliegende Ziegenporträt entstand im ersten Jahr von Hackerts Beschäftigung mit den Tieren auf Mrs. Woodburns Anwesen und markiert (zusammen mit zwei weiteren Ziegenbildern von 1801) den Beginn der Serie. Die Bedeutung, die die Tierbilder für Hackert hatten, zeigt sich auch darin, dass er 1806 fünf von ihnen zur Akademieausstellung nach Berlin schickte (vgl. Nordhoff 2012, S. 614)." Wir danken Claudia Nordhoff, Rom, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes anhand eines hochauflösenden Digitalfotos bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung. Geschätzte Versandkosten für dieses Los: Absprache nach der Auktion. Erklärungen zum Katalog Jakob Philipp Hackert Deutschland Klassizismus Deutsche Schule 18. Jahrhundert. Alte Meister Gerahmt Tier Gemälde

Schätzw. 5 000 - 8 000 EUR

Los 1044 - Jakob Philipp Hackert - HACKERT, JAKOB PHILIPP 1737 Prenzlau - 1807 Florenz Titel: Zwei Pinienbäume bei Albano. Datum: 1771. Technik: Rötel auf beigem Papier. Maße: 52 x 40 cm. Vermerk: Bezeichnet und datiert oben links: "Á Albano 1771". Provenienz: Seit drei Generationen in Privatbesitz, Deutschland. Zertifikat: Claudia Nordhoff, Rom, 13.02.2024, Kopie vorhanden: Der Landschaftsmaler Jakob Philipp Hackert hatte seine erste Ausbildung in Berlin erhalten (1753-1762). Nach Aufenthalten in Stralsund und auf Rügen (1762-1765) lebte und arbeitete er drei Jahre lang in Paris und reiste dann im Sommer 1768 nach Italien. Im Dezember desselben Jahres kam er in Rom an. Hier wurde Hackert schnell zum berühmtesten Landschaftsmaler nicht nur in der Ewigen Stadt, sondern in ganz Europa. Unmittelbar nach seiner Ankunft begann Hackert, die umliegende Landschaft zu erkunden. In Rom hatte er die Bekanntschaft des schwedischen Bildhauers Johan Tobias Sergel (1740-1814) und des französischen Malers Antoine François Callet (1741-1823) gemacht, mit denen er im Frühjahr 1769 eine Wanderung in den Albaner Hügeln südöstlich von Rom unternahm. Bei dieser ersten Wanderung muss Hackert, der an die nördliche Vegetation gewöhnt war, nicht zuletzt von den südlichen Baumarten fasziniert gewesen sein, die ihm damals noch unbekannt waren. Tatsächlich hatte der Künstler bereits in Berlin begonnen, Bäume nach der Natur zu zeichnen; in Italien wurde das "Baumporträt" seine Spezialität. Für eine solch detaillierte Auseinandersetzung mit Bäumen, die Hackert mit fast wissenschaftlichem Eifer betrieb, waren botanische Studien unerlässlich. Zu den Bäumen, die bereits 1769 Hackerts Aufmerksamkeit erregten, gehörte die Seekiefer, die heute als italienischer Nationalbaum gilt. Diese aus dem nördlichen Mittelmeerraum stammende Baumart wird bis zu 30 Meter hoch und 250 Jahre alt. Kiefern prägen das römische Stadtbild, sind aber in ganz Latium zu finden. Auf der hier angebotenen Zeichnung (Lot 1044) sehen wir zwei hohe Bäume, deren Kronen über den schlanken Stämmen zu einer einzigen zu verschmelzen scheinen. Darunter ruhen zwei Bäuerinnen mit einem Holzbündel, die zum einen als typische Vertreterinnen der lokalen Bevölkerung gedeutet werden können und zum anderen einen Maßstab darstellen. Die Zeichnung wurde in Rötel ausgeführt. Dies erinnert uns daran, dass Hackert in den frühen römischen Jahren noch mit verschiedenen Zeichentechniken experimentierte. In späteren Jahren beschränkte sich der Künstler auf Bleistift oder Feder, mit denen die Konturen der Landschaftselemente präzise wiedergegeben werden konnten, um sie später mit einem Sepiapinsel zu überarbeiten. Die warmen Rottöne hingegen ermöglichten dem Künstler eine malerische Wiedergabe der südlichen Atmosphäre, die auch durch die Kiefern geprägt ist. In unserer Zeichnung ragen die Bäume in einen wolkenlosen Himmel, vor dem die Äste ihr filigranes Muster entfalten; unter den sonnenbeschienenen Nadelbündeln liegen dunkle Schatten, die den Baumkronen eine räumliche Dimension verleihen. Unter Hackerts Bleistift scheinen sich die Kiefern selbst in ein Kunstwerk zu verwandeln - und der Maler zeigt einem nichts als die Realität der Gegend um Albano. So erweist sich die Zeichnung als ein eigenständiges, hochwertiges Kunstwerk. Zugleich ist sie aber auch eine wertvolle Ergänzung zu der Gruppe der Baumporträts", die in den 1770er Jahren in den Albaner Bergen entstanden sind und in denen Hackert gleichsam eine Bestandsaufnahme der Bäume in der Gegend vornahm. Die auf den Blättern immer wieder auftauchenden Wanderer oder Landleute betonen das Prinzip der Bewegung im Bildraum und erinnern daran, dass jede Zeichnung nur Teil eines größeren Ganzen ist. Und so nimmt Hackert den Betrachter mit auf eine Reise, die in die Tiefe zu den beiden Kiefern führt, die in ihrer ganzen Schönheit dargestellt sind. Der Weg wird den Künstler weiterführen, zu neuen Ansichten und neuen Bäumen, die in immer neuen Zeichnungen festgehalten werden können. Diese Übertragung der Landschaft in die Kunst war Hackerts letztes Ziel. Wir danken Claudia Nordhoff, Rom, die die Zuschreibung der vorliegenden Zeichnung anhand eines hochauflösenden Digitalfotos bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung. Geschätzte Versandkosten für dieses Los: Deutschland: 30,25 Euro plus 5,75 Euro Mehrwertsteuer EU: 46,22 Euro zzgl. 8,78 Euro MwSt. Weltweit: 92,44 Euro zzgl. 17,56 Euro MwSt. zusätzliche Versandversicherung Erklärungen zum Katalog Jakob Philipp Hackert Deutschland Klassizismus Deutsche Schule 18. Jahrhundert. Aquarell/Zeichnungen Landschaft Zeichnung Italien

Schätzw. 1 500 - 2 000 EUR

Los 1046 - Schule von Parma - SCHULE VON PARMA 16. Jahrhundert. Titel: Diana bereitet sich auf die Jagd vor. Verso: Johannes der Täufer in der Wüste. Technik: Schwarze Kreide auf beigem Papier. Passepartout: Auf der linken Seite mit selbstklebenden Streifen montiert. Maße: 17,5 x 14cm. Notation: Verso oben links beschriftet: "il Parmesano". Rahmen: Matt. Provenienz: Sammlung Erich Schleier, Berlin. Erich Schleier (08.07.1934 - 07.12.2023) ist im vergangenen Winter verstorben. Er war einer der weltweit führenden Experten für die italienische Kunst des 17. bis 18. Jahrhunderts. Ich hatte das Vergnügen, Erich Schleier in den frühen 2000er Jahren kennenzulernen: einige unbeantwortete Fragen zu Künstlern, die wir beide studierten, hatten uns einander näher gebracht. Von da an begann eine Korrespondenz, die von Zeit zu Zeit durch gemeinsame Ausstellungsbesuche in Italien oder Besuche in seiner Wohnung in Berlin-Dahlem bereichert wurde. Erich Schleier wurde für mich eine Art Mentor, äußerst großzügig mit Ratschlägen, fähig, selbst in einem jungen Mann wie mir Talent zu erkennen, und sehr aufrichtig. Seltene Eigenschaften, an die ich mich immer mit Bewunderung und einer gewissen Nostalgie erinnere. Erich Schleier war ein großer Erforscher der italienischen Malerei des 17. Jahrhunderts: Sein Interesse galt vor allem der fruchtbaren Achse zwischen der Poebene, Rom und Neapel, wo einige der wichtigsten Meisterwerke dieser Zeit entstanden. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Archäologie an den Universitäten Hamburg, Freiburg und München promovierte er mit einer Arbeit über den Maler Giovanni Lanfranco, dem er zahlreiche weitere Studien widmete. Von 1971 bis 1999 war er Kurator und Chefkurator für italienische Malerei an der Gemäldegalerie in Berlin, wo er sich unermüdlich mit den Protagonisten und Co-Protagonisten des italienischen Barock, wie "seinem" Giovanni Lanfranco, beschäftigte. Dazu gehörten aber auch viele andere Künstler wie Pietro da Cortona, Alessandro Turchi, Girolamo Troppa, Pier Francesco Mola, Luca Giordano und ihre Entourage. Erich Schleier hat die Sammlung italienischer Kunst mehrere Jahrzehnte nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wieder auf die Beine gestellt und sie erneuert, erforscht, restauriert und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Unzählige wissenschaftliche Artikel, Bücher, Konferenzen und Ausstellungen schmücken die illustre Karriere von Erich Schleier. Sein Beitrag zur Kunstgeschichte ist von großer Bedeutung, wenn man bedenkt, wie viele vergessene Künstler und ihre Werke durch Erich Schleier wiederentdeckt wurden. Bei vielen Künstlern hat er dazu beigetragen, den Katalog wesentlich zu erweitern und damit die Grundlage für spätere monografische Erkenntnisse zu schaffen. Erich Schleier war über Jahrzehnte der größte Experte für die Malerei des 17. Jahrhunderts in Rom. Sein Wissen auf diesem Gebiet war so umfassend, dass seine Meinung für die Kunstwelt grundlegend war. In Italien wurde Erich Schleier zu einer Art akademischer Legende und erhielt im Jahr 2000 eine weitere Ehrendoktorwürde der Universität Neapel. In diesem Katalog stellen wir die kunsthistorisch interessantesten Werke, Gemälde und Zeichnungen aus der Sammlung Erich Schleier vor. Die seit den 1960er Jahren früh aufgebaute Sammlung von Erich Schleier spiegelt seine akademischen Interessen und seinen privaten Geschmack wider: italienische Malerei und Grafik des 17. Jahrhunderts, mit einigen Abstechern ins 18. und 19. Zu den Künstlern, die Erich Schleier ein Leben lang begleiteten, gehört Giovanni Lanfranco, über den er ausführlich publizierte. Ein Werk dieses Künstlers durfte in seiner Sammlung nicht fehlen, nämlich die Zeichnung mit einer fein beobachteten Studie von Männerhänden. Es handelt sich um eine präzise Studie der Hände des Apostels Paulus, die 1637 in einem Fresko an der Seite der Fenster des Kirchenschiffs der Certosa di San Martino in Neapel ausgeführt wurde. Auch Giacomo Cavedoni, Francesco Solimena und Girolamo Troppa sind mit kleinen Gemälden vertreten. Vor allem Girolamo Troppa war der Maler, dem Erich Schleier seine letzten Werke widmete. Die letzte Schrift von Erich Schleier war der ausgezeichnete Aufsatz über den Zeichner Troppa in der von Francesco Petrucci Ende 2021 herausgegebenen Monographie. Geschätzte Versandkosten für dieses Los: Deutschland: 32,77 Euro zzgl. 6,23 Euro MwSt. EU: 50,42 Euro zzgl. 9,58 Euro MwSt. Weltweit: 92,44 Euro zzgl. 17,56 Euro MwSt. zusätzliche Versandversicherung Erklärungen zum Katalog Schule von Parma Italienische Schule Aquarell/Zeichnungen Matte Mythologie Zeichnung Heilige

Schätzw. 800 - 1 000 EUR

Los 1052 - Giovanni Lanfranco - LANFRANCO, GIOVANNI 1582 Parma - 1647 Rom Titel: Studie zu männlichen Händen. Technik: Schwarze Feder auf Papier. Passepartout: Montiert. Maße: 35 x 25,5cm. Rahmen: Gerahmt. Provenienz: Sammlung Erich Schleier, Berlin. Das vorliegende Werk von Giovanni Lanfranco ist das persönlichste Blatt aus dem Nachlass von Erich Schleier. Die Verbindung zwischen ihm und dem Künstler ist unauflöslich und dauerhaft: Lanfranco war der Künstler, dem Schleier seit seiner Magisterarbeit sein ganzes Leben widmete. Unzählige Ausstellungskataloge, Artikel, wissenschaftliche Aufsätze, Vorträge usw. wurden diesem Maler gewidmet, der zwischen Parma, Rom und Neapel arbeitete. Lanfranco wurde zu einer Art Alter Ego von Erich Schleier, dessen künstlerische und biographische Ereignisse im Laufe von Schleiers Karriere präzise und stringent rekonstruiert wurden. Diese Studienzeichnung dreier Hände ist ein typisches Beispiel für Lanfrancos reifen grafischen Stil, der sich besonders in seinen Detailstudien zeigt. Die Reihe vergleichbarer Werke ist heute auf die Zeichenkabinette der Florentiner Uffizien, des Museo Capodimonte in Neapel, der Royal Library in Windsor Castle, des Istituto Centrale per la Grafica in Rom und des Kunstmuseums in Düsseldorf verteilt (vgl. E. Schleier, Disegni di Giovanni Lanfranco, Florenz 1983, S. 7-12). Bei der Zeichnung handelt es sich um eine exakte Studie der Hände des Apostels Paulus, die zusammen mit den anderen Aposteln und Kartäuserheiligen an den Seiten der Fenster des Kirchenschiffs des Kartäuserklosters St. Martin in Neapel im Jahr 1637 gemalt wurden. Im selben Jahr beauftragte Don Isidoro de Alegria, der Pater Prokurator des Ordens, Lanfranco mit der Bemalung verschiedener Scheinwerfer und Figuren auf dem Gewölbe des Kirchenschiffs, dem Chor und den Eingangswänden der Kartause. Das Programm gipfelt in der Auferstehung Christi und beschäftigt den Maler bis Anfang 1639. Die zahlreichen vorbereitenden Zeichnungen dokumentieren die Schwierigkeiten und das Engagement, das er in dieses Werk steckte. Obwohl es dem Künstler viele Probleme bereitete, gilt es heute zu Recht als sein erfolgreichstes Projekt in Neapel, zusammen mit den Malereien an der Kuppel des Gesù Nuovo (1634-1635) und den Fresken der Heiligen Apostel (1638-1646). Der untere Teil des Blattes zeigt die beiden Vorstudien der rechten Hand des Heiligen Paulus, der das Buch hält. Der obere Teil des Blattes zeigt die Studie einer linken Hand, die nach unten fällt, während der Arm auf dem Schwert ruht. In seinem robusten, energischen und malerischen Stil stellt das Blatt ein charakteristisches Beispiel für die neapolitanische Periode des Künstlers dar, die "durch eine Vernachlässigung der linearen Definition der Konturen von Formen, die klassisch gemeint sind, gekennzeichnet ist (...) und als Ausdruck eines völlig neuen und revolutionären Piktorialismus erkannt werden kann", um die äußerst präzise Analyse zu zitieren, die Erich Schleier (a.a.O. 1983, S. 13) in seinem grundlegenden Katalog der Zeichnungen Lanfrancos in den Uffizien für diese Studie liefert. Wir danken Simonetta Prosperi Valenti, Rom, für die Bestätigung der Zuschreibung der vorliegenden Zeichnung anhand einer hochauflösenden digitalen Fotografie und für ihre Hilfe bei der Katalogisierung. Geschätzte Versandkosten für dieses Los: Absprache nach der Auktion. Erklärungen zum Katalog Giovanni Lanfranco Barock 17. Jahrhundert. Aquarell/Zeichnungen Gerahmt Hand Skizze

Schätzw. 3 000 - 6 000 EUR

Los 1065 - Francesco Solimena - SOLIMENA, FRANCESCO 1657 Canale di Serino - 1747 Barra Titel: Vorbereitende Studie für die Kreuzigung. Datum: Ca. 1728. Technik: Öl auf Leinwand. Passepartout: Neu unterlegt. Maße: 33 x 41 cm. Rahmen: Gerahmt. Gutachten: Riccardo Lattuada, Neapel, 19.02.2024, Kopie vorhanden. Provenienz: Sammlung Erich Schleier, Berlin. Die große Fläche des sichtbaren und gut erhaltenen braunen Grundes lässt vermuten, dass es sich um eine Vorstudie für eine komplexere Komposition handelt. Die drei Figuren lassen sich leicht auf den unteren rechten Teil von Francesco Solimenas "Kreuzabnahme" zurückführen, dessen wichtigste Fassung 1728-29 für die Kapelle des Jagdschlosses von Prinz Eugen von Savoyen in Engelhartstetten gemalt wurde und sich seit einiger Zeit im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet. Das Werk in Wien ist das größere (398 x 223 cm), aber es gibt auch kleinere Versionen in Chambéry, Musée d'Art et d'Histoire, und im Berkeley Art Museum (beide ca. 128 x 75 cm). Diese Werke können als Reminiszenzen an die große Komposition für Eugen von Savoyen gesehen werden, deren Erfolg auch durch die Existenz zahlreicher Kopien und Werkstattableitungen belegt wird. Das vorliegende Gemälde weist typische Merkmale der von Solimena bei der Vorbereitung der Skizzen entwickelten Technik auf, die Bernardo de' Dominici ausführlich beschreibt, indem er Solimenas Anweisungen zitiert. Der braune Grund, auf dem die Figuren schemenhaft zu sehen sind, dient dazu, die schattierten Teile der Hell-Dunkel-Malerei zu beschreiben; die Ausführung ist sehr präzise und die Wahl der Farben entspricht bereits im Wesentlichen derjenigen, die bei der Ausarbeitung der Werke verwendet wurde. Wir beobachten diese Methode in verschiedenen Werken auf Leinwand von Francesco Solimena, die als Teile komplexer Kompositionen konzipiert sind und somit sozusagen für den technischen Gebrauch bestimmt sind: "Nikolaus und Antonius von Padua" als Vorbereitung um 1687 für die entsprechenden Freskofiguren in Neapel, Kirche San Giorgio Maggiore (angeboten bei Sotheby's, London, 1974 1990, bzw. New York, jetzt Neapel, Sammlung Lauro); "Apostel Petrus in Herrlichkeit und Engel" in Marlow, Leighton Fine Arts, als Vorbereitung für die gleichnamige Figur an der Decke der Kirche San Nicola alla Caritá in Neapel (um 1690); und die kleine Skizze 1690); und die kleine Skizze mit der Geburt Christi in Neapel, Sammlung De Giovanni, konzipiert für einige Figuren in der Anbetung der Hirten in Neapel, Santa Maria Donnalbina, die im endgültigen Entwurf nicht verwendet wurden (um 1699-1701). Im Laufe seiner langen Karriere wandte Solimena diese Methode auch auf vorbereitende Gemälde für Werke wie das hier besprochene an, die gegen Ende des dritten Jahrzehnts des 18. Es ist bezeichnend, dass - soweit bekannt - keine weiteren Versionen dieser Studie bekannt sind, was ihren Informationswert erhöht. Wir danken Riccardo Lattuada für die Bestätigung der Zuschreibung, nachdem er das vorliegende Gemälde anhand einer hochauflösenden digitalen Fotografie untersucht hatte. Unser Dank gilt auch Francesco Petrucci, Rom, der die Zuschreibung ebenfalls unabhängig bestätigt hat. Geschätzte Versandkosten für dieses Los: Absprache nach der Auktion. Erklärungen zum Katalog Francesco Solimena 17/18. Jh. Alte Meister Gerahmt Leben Christi Gemälde Kreuz

Schätzw. 5 000 - 8 000 EUR