Beschreibung

Großer Kopf der Nok-Kultur. Nigeria. H mit Ständer 32cm, H ohne Ständer 25cm, aus beige-bräunlich geschlämmter Terrakotta mit kunstvoller hochgetürmter Frisur mit seitlichen Zöpfen, durchbohrten Augen und Nasenlöchern. Der Kopf ist offenbar so gebrochen geborgen worden und wurde nicht restauriert. Vermutlich stammt dieser Kopf aus demselben archäologischen Fundort wie die vorige Nummer. Lange Zeit war es aufgrund mangelnder Erkenntnisse über die Wirtschafts- und Siedlungsweise der prähistorischen Bevölkerung umstritten, von Nok als einer Kultur zu sprechen, da zu den Fundumständen der meisten Nok-Figuren jegliche Dokumentation fehlt. In der Regel ist auch der Fundort unbekannt. Siedlungsreste sind ebenso wenig erforscht oder nicht publiziert. Zum Unterschied von Europa sind deshalb archäologische Arbeiten in Afrika besonders schwierig und fast ausschließlich auf Zufallsfunde beschränkt. Ein solcher Zufall förderte in der 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts die bisher frühesten Zeugnisse schwarzafrikanischer Bildhauerei außerhalb Ägyptens zutage. Nach dem Fundort des ersten Tonkopfes im gleichnamigen Jaba-Dorf der Zaria-Provinz Nigerias, der bereits 1944 als Vogelscheuche (!) entdeckt worden war und den man dem Archäologen Bernard Fagg gezeigt hatte, war er durch einen zweiten Kopf aufmerksam geworden, den man ihm brachte. Er nannte diese Kultur Nok. Es war jedoch William Buller Fagg, sein älterer Bruder, der veranlasste, dass die Köpfe in der Ausstellung des Royal Anthropological Institute of Great Britain Traditional Art from the British Colonies in London im Jahr 1949 gezeigt wurden. Ein Charakteristikum der Nok-Skulpturen sind die elliptischen bis dreieckigen Augen, deren Pupillen, ebenso wie die Nasenlöcher, meist durchbohrt sind. Ein großer Phantasiereichtum zeigt sich vor allem bei der Gestaltung der extravaganten Frisuren, ebenso wie bei anderen individuellen Merkmalen wie Schmuck oder anderem Beiwerk. Kulturhistorisch sind die Schöpfungen der Nok-Kultur deshalb bemerkenswert, weil sie zum einen eine große Verschiedenheit der konzeptionellen Form mit einer relativ durchgehenden Einheit des Stils in sich vereinigen, zum anderen aber eine Tendenz zur Betonung des Kopfes zeigen, wie sie auch in der jüngeren afrikanischen Kunst so verbreitet ist. Wie fast in allen Teilen der Welt sind es aber gerade Terrakotta- und Metallfunde, die Aufschluss geben können über die künstlerischen Aussagen vergangener Kulturen. Fragmentarisch. Provenienz: Ex Slg. Mareidi und Gert Stoll, München, seit der Mitte bis Ende der 1960er Jahre in Deutschland.

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Großer Kopf der Nok-Kultur. Nigeria. H mit Ständer 32cm, H ohne Ständer 25cm, aus beige-bräunlich geschlämmter Terrakotta mit kunstvoller hochgetürmter Frisur mit seitlichen Zöpfen, durchbohrten Augen und Nasenlöchern. Der Kopf ist offenbar so gebrochen geborgen worden und wurde nicht restauriert. Vermutlich stammt dieser Kopf aus demselben archäologischen Fundort wie die vorige Nummer. Lange Zeit war es aufgrund mangelnder Erkenntnisse über die Wirtschafts- und Siedlungsweise der prähistorischen Bevölkerung umstritten, von Nok als einer Kultur zu sprechen, da zu den Fundumständen der meisten Nok-Figuren jegliche Dokumentation fehlt. In der Regel ist auch der Fundort unbekannt. Siedlungsreste sind ebenso wenig erforscht oder nicht publiziert. Zum Unterschied von Europa sind deshalb archäologische Arbeiten in Afrika besonders schwierig und fast ausschließlich auf Zufallsfunde beschränkt. Ein solcher Zufall förderte in der 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts die bisher frühesten Zeugnisse schwarzafrikanischer Bildhauerei außerhalb Ägyptens zutage. Nach dem Fundort des ersten Tonkopfes im gleichnamigen Jaba-Dorf der Zaria-Provinz Nigerias, der bereits 1944 als Vogelscheuche (!) entdeckt worden war und den man dem Archäologen Bernard Fagg gezeigt hatte, war er durch einen zweiten Kopf aufmerksam geworden, den man ihm brachte. Er nannte diese Kultur Nok. Es war jedoch William Buller Fagg, sein älterer Bruder, der veranlasste, dass die Köpfe in der Ausstellung des Royal Anthropological Institute of Great Britain Traditional Art from the British Colonies in London im Jahr 1949 gezeigt wurden. Ein Charakteristikum der Nok-Skulpturen sind die elliptischen bis dreieckigen Augen, deren Pupillen, ebenso wie die Nasenlöcher, meist durchbohrt sind. Ein großer Phantasiereichtum zeigt sich vor allem bei der Gestaltung der extravaganten Frisuren, ebenso wie bei anderen individuellen Merkmalen wie Schmuck oder anderem Beiwerk. Kulturhistorisch sind die Schöpfungen der Nok-Kultur deshalb bemerkenswert, weil sie zum einen eine große Verschiedenheit der konzeptionellen Form mit einer relativ durchgehenden Einheit des Stils in sich vereinigen, zum anderen aber eine Tendenz zur Betonung des Kopfes zeigen, wie sie auch in der jüngeren afrikanischen Kunst so verbreitet ist. Wie fast in allen Teilen der Welt sind es aber gerade Terrakotta- und Metallfunde, die Aufschluss geben können über die künstlerischen Aussagen vergangener Kulturen. Fragmentarisch. Provenienz: Ex Slg. Mareidi und Gert Stoll, München, seit der Mitte bis Ende der 1960er Jahre in Deutschland.

Schätzwert 1 200 - 1 500 EUR
Startpreis 1 200 EUR

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In der Auktion am Dienstag 16 Jul : 14:00 (MESZ)
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Großer Kopf der Nok-Kultur. Nigeria. H mit Ständer 31cm, H ohne Ständer 25cm, aus beige-bräunlich geschlämmter Terrakotta mit kunstvoller Frisur, arrangiert in zwei großen Schöpfen, durchbohrten Augen und Nasenlöchern. Vermutlich stammt dieser Kopf aus demselben archäologischen Fundort wie die folgende Nummer. Ursprünglich wurde die Epoche der Nok-Kultur auf 500 v. Chr. bis 200 n. Chr. geschätzt. Neuen Erkenntnissen zufolge soll sie sich jedoch bereits zwischen 1500 v. Chr. und 900 v. Chr. entwickelt haben. Anschließend erlebte sie ihre Blütezeit, aus der der Großteil der bekannten Terrakotten stammt. Um die Zeitenwende fand diese Hochphase aus bislang ungeklärten Gründen ein abruptes Ende. Dabei markiert sie den Übergang von der Steinnutzung zur Eisenverarbeitung im zentralen Nigeria und kann darüber hinaus im westlichen Afrika, wo die Bronze erst nach dem Eisen Eingang fand, als älteste eisenzeitliche Kultur Schwarzafrikas gelten. Die Suche nach Mineralien, Holz und Edelsteinen Mitte des 20. Jahrhunderts, der Straßenbau auf den Ebenen und Plateaus beidseits der Flüsse Niger und Benue haben eine große Zahl von Kunstwerken alter indigener Kulturen zutage gefördert. Allerdings sind die geologischen Prozesse der Erosion und Akkumulation in Westafrika von derartiger Intensität, dass im Laufe weniger Jahrhunderte große Erdbewegungen hervorgerufen werden können. Abgesehen von nur wenigen Zentimeter großen Köpfen und Figuren, die meist im Großen und Ganzen unversehrt bleiben, ist der allergrößte Teil der zutage geförderten Kunstwerke beschädigt oder gebrochen. In der Regel ist dies kein Problem, wenn alle zum Objekt gehörenden Teile gefunden werden und fachgerecht restauriert werden können, wie dies auch offenbar bei dem hier zu begutachtenden Kopf geschehen ist. Auch die raue und körnige Oberfläche der noch unberührten Figuren ist auf Erosion zurückzuführen. Der ehemals glatte Engobe-Überzug ist verwittert. Ein Haarschopf teilweise abgebrochen. Provenienz: Ex Slg. Mareidi Stoll-Singer, München, seit den 1970er Jahren in Deutschland.