Drouot.com>Kunst aus aller Welt

Kunst aus aller Welt

In den top ten der auktionen sind die ersten künste nicht die letzten. Ob diese auf auktionen versteigerten kunstschätze aus afrika, amerika und ozeanien haben sammler von andré breton bis pablo picasso, von pierre vérité bis jacques kerchache fasziniert, der dazu beitrug, dass die produktionen dieser als "schriftlos und geschichtslos" geltenden völker im jahr 2000 in den louvre aufgenommen wurden, als vorgeschmack auf die eröffnung des musée du quai branly in paris. "die meisterwerke der ganzen welt werden frei und gleich geboren", sagte dieser liebhaber über diese magischen objekte, die aus allen ecken der welt kamen: afrika (elfenbeinküste, republik kongo, demokratische republik kongo, nigeria, angola, burkina-faso, gabun, madagaskar ...), ozeanien (papua-neuguinea, marquesas-inseln, cook-inseln, salomon-inseln, neuseeland, polynesien ...) Amerika (tainos der karibischen inseln, inuit des golfs von alaska) und insulin (borneo, indonesien ...). Obwohl sie erst spät den rang von kunstwerken erlangten, lösen sie seit 2000 das (heilige) feuer der online-auktionen aus, ob es sich nun um dogon-masken, fang-statuen oder reliquienfiguren der mbulu ngulu kota handelt; um anhänger der maori oder skulpturen der eskimo...

Mehr sehen

Empfohlene Lose

LOS NICHT LIVE PRÄSENTIERT. VORANMELDUNG ERFORDERLICH, UM MIT EINER KAUTION VON 30.000 € ZU BIETEN. KONTAKTIEREN SIE UNS BITTE PER E-MAIL: LYON@DEBAECQUE.FR Wichtiger Koran, der Sheykh Hamdullah zugeschrieben wird. Tinte, mehrfarbige Pigmente und Gold auf Papier. Türkei, Anfang 16. Jahrhundert, Osmanisches Reich, luxuriös gebunden im 19. Jahrhundert (Erhaltungsarbeit mit einigen Elementen, die dem Dekor hinzugefügt wurden). H. 20,3 cm- B. 14,8 cm- T. 4,5 cm AR Dieser prächtige Koran aus dem frühen 16. Jahrhundert wurde von einer Gruppe führender osmanischer Kalligraphen und Kalligraphieexperten Ende des 19. Jahrhunderts dem berühmten Kalligraphen Sheykh Hamdullah (gestorben 1520) zugeschrieben. Am Ende des Manuskripts befindet sich eine illuminierte Kartusche mit einem Text, der auf Safar 1307 (1889) datiert ist und besagt, dass diese Expertengruppe den Koran geprüft hat und behauptet, dass es sich um das Werk des Meisterkalligraphen Sheykh Hamdullah handelt, der zu seiner Blütezeit als "Ibn al-Sheykh" bekannt war. Jedes Mitglied dieses Kalligraphenkomitees setzte seine persönliche Unterschrift und sein Siegel unter die illuminierte Kartusche, um diese Meinung zu bestätigen. Diese berühmten Kalligraphen kannten den Stil und die Hand Hamdullahs, insbesondere Yahya Hilmi Efendi und Hasan Rıza Efendi, die größten Naskh-Spezialisten ihrer Zeit. Die Unterschriften und Siegel, die auf dieser Kartusche erscheinen, sind von rechts nach links die folgenden: 1. seyyid Ahmed 'Arif. Bekannt unter dem Namen Bakkal (der "Krämer"). Über seiner Unterschrift und dem Abdruck seines Siegels wurde das Wort "Filibevi" geschrieben. Geboren 1286/1830 in Filibe (Plovdiv), auch Hacı Arif Efendi genannt, machte er seinen Abschluss als Kalligraph bei Hafız İsmail Efendi und ging nach Istanbul, wo er einen Lebensmittelladen eröffnete. In Istanbul lernte er den berühmten Kalligraphen Şevki Efendi kennen, der sein Talent erkannte und ihn als Schüler annahm. Nachdem er einen Wettbewerb gewonnen hat, um Kalligraphielehrer an der Nuruosmaniye-Moschee zu werden, schließt er seinen Lebensmittelladen. Er stirbt 1327/1909 (Rado, S. 23). 2. Sami Efendi. Geboren 1253/1838 in Istanbul, war er ein Meister verschiedener Schriftstile und als einer der führenden Kalligraphen seiner Zeit anerkannt. Besonders berühmt war er für seine Kompositionen im Thuluth-Stil, der als Celi bekannt ist. Er war eine Zeit lang als Sekretär beim Kaiserlichen Rat angestellt und unterrichtete im Königspalast. Seine Kompositionen schmücken viele Moscheen und öffentliche Strukturen in Istanbul, darunter die Cihangir- und die Altunizade-Moschee, den Brunnen der Yeni-Moschee, die Nallı-Moschee und das Tor des Kapali Çarşi. Viele berühmte Kalligraphen, darunter Riza Efendi (siehe unten), zählten zu seinen Schülern. In seinen letzten Jahren war er gelähmt und starb 1330/1912 (Rado, S. 240-241; Derman, S. 142-144). 3) Yahya Hilmi Efendi. Geboren 1249/1833 in Istanbul, studierte er bei Ahmet Hazım, Mehmed Haşim Efendi und Halil Zühdi Efendi und wurde zu einem der größten Naskh-Kalligraphen seiner Zeit. Er diente im Büro des Kriegsministeriums, wo er sich bis zu dessen Direktor hocharbeitete. Als er diesen Koran mit seinem Siegel versah, unterschrieb er als Mümeyyiz (Inspektor) der dritten Abteilung des Kriegsministeriums (Rado, S. 233-234; Derman, S. 138). 4) Seyyid Ahmed Hilmi. Er stammte aus Kreta, zog sehr jung mit seiner Familie nach Istanbul und studierte bei den berühmten Kalligraphen şefik Bey und Mustafa İzzet Efendi. Hier signierte er seinen Siegelabdruck als Mitglied des Rates für Waisen und Witwen. 5. Hasan Rıza Efendi. Der in Üsküdar geborene Hasan Rıza Efendi war der Schüler von Yahya Hilmi und wurde, wie sein Lehrer vor ihm, zu einem der berühmtesten Naskh-Kalligraphen der späten osmanischen Zeit. Nach einem Aufenthalt in Tirnova, wo sein Vater Postdirektor war, kehrte er nach Istanbul zurück, wo er bei den großen Meistern der damaligen Zeit wie Şefik Bey, Mustafa Izzet Efendi und Sami Efendi lernte. Er war Imam und später Professor für Kalligraphie am Imperial College of Music (Rado, S. 249-251; Derman, S. 156). Mit dem letztgenannten Titel hat er hier seinen Siegelabdruck signiert. 6. Abdullah Muhsinzade. Er war der Enkel des Staatsmannes Damad Mahmud Pascha und der Sohn von Mehmed Bey, dem Leiter der kaiserlichen Stallungen. Er wurde 1832 in Kuruçeşme geboren. Er war in verschiedenen Ministerien beschäftigt und löste 1877 den berühmten Kalligraphen Şevki Efendi als Kalligraphielehrer an der Ausbildungsstätte für Militärschreiber ab. Sultan Abüldhamid II. verlieh ihm daraufhin den Titel reisü'l-hattatin (Chefkalligraph), und mit diesem Titel siegelte er hier. Er studierte zunächst bei Hafız Mehmed Efendi und dann bei Mustafa Izzet Efendi, der das Talent seines Schülers sofort erkannte. Er starb 1894 an einem Schlaganfall, während er seinen Jakobus kultivierte.

Schätzw. 30.000 - 50.000 EUR

LOS NICHT LIVE PRÄSENTIERT. VORANMELDUNG ERFORDERLICH, UM MITBIETEN ZU KÖNNEN, MIT EINER KAUTION VON 2.000 €. BITTE KONTAKTIEREN SIE UNS PER E-MAIL: LYON@DEBAECQUE.FR Dala'il al-khayrat, unterzeichnet von Ahmed Resmi. Tinte, mehrfarbige Pigmente und Gold auf Papier; Türkei, Istanbul, datiert 1164 AH / 1750-51 AD. H. 15,6 cm - B. 10,6 cm - T. 1,4 cm AR Das Daila'il al-Khayrat ist ein Text mit Gebeten an den Propheten Muhammad, der von al-Jazuli in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zusammengestellt wurde und zu einem der am weitesten verbreiteten Texte in der Welt des sunnitischen Islams wurde. Dieses Manuskript von schöner Qualität wurde von Ahmad Rasmi (Ahmed Resmi), einem Schüler von Katib-zade, signiert und auf 1164 n.H. (1750-51) datiert. Der in Istanbul geborene Ahmed Resmi war ein Richter aus Rumelien. Er studierte bei Katib-zade Mustafa Efendi und ist als Kopist des Korans und der Dala'il al-Khayrat verzeichnet. Als sein Schwiegersohn zum Richter von Damaskus ernannt wurde, begleitete er ihn dorthin und ließ sich dort dauerhaft nieder (Şevket Rado, Türk hattatları, Istanbul, 1983, S. 176). Das Manuskript wird von einem Folio eröffnet, das mit einer mehrfarbigen und goldenen Mandorla verziert ist. Auf der Rückseite folgt das reich illuminierte Frontispiz mit üppigen Blumenmotiven in Halbmandorlen, die von griechischen Friesen eingerahmt werden. Der Text ist auf 9 Zeilen in goldenen Rahmenfilets verteilt, mit mehreren illuminierten Frontispizen, die die verschiedenen Gebete einführen, aufwendig gestalteten Randvignetten und verschiedenen Randnotizen. Schließlich ist es mit zwei schönen mehrfarbigen Miniaturen ausgestattet, die Ansichten von Mekka und Medina nach der Tradition der Daila'il al-Khayrat darstellen. Der schöne Einband aus braunem Leder ist mit tief geprägtem Dekor versehen, das Mandorlen bildet, mit Golddekor auf den Hintergründen, die Rankenmotive und Tschi-Wolken in Negativform bilden, die mit Rot hervorgehoben sind. Es wird von einer Tasche begleitet, die ebenfalls ein reiches geprägtes und vergoldetes Dekor aufweist. (Risse in der Mappe) Wir danken Will Kwiatkowski für seine Hilfe bei der Identifizierung und Beschreibung dieser osmanischen Manuskripte.

Schätzw. 2.000 - 3.000 EUR

Tanzmaske ' hudoq'' aus Holz Indonesien, Borneo / Kalimantan Ost- , Kajan- oder Bahau-Dayak, frühes 20. Jh. H. ca, 39 cm Bei dieser hudoq-Maske, die einen Walddämon als feindlichen Krieger mit Ohrpflöcken darstellt, sind die Augen aus Spiegelglas gefertigt, um die bösen Geister abzuwehren, welche sich beim Anblick ihres eigenen Antlitzes abwenden. Die aus leichtem Holz gefertigte Maske mit Spuren von Benutzung ist rot und schwarz gefasst. Nüstern und Lippen sind rot hervorgehoben, am Kinn erkennt man das ''aso''-Motiv. Das ''aso''-Motiv war vor allem den erfolgreichen Kriegern vorbehalten; es stellt auch bei den berühmten Tatauierungen der Dayak das Hautmotiv dar. Masken dieser Art, hudo oder hudoq genannt, sind typisch für die traditionellen Dayak-Kulturen Borneos. Sie finden Verwendung bei den ''gawaii'' (Erntefesten) der Dayak. Hudoq-Masken werden jedoch auch bei zahlreichen anderen Darbietungen und Festivals und Zeremonien getragen, die Benutzung variiert von Region zu Region. In West-Borneo werden sie auch bei Hochzeitszeremonien und Beschneidungen getragen. Grundsätzlich ist ihr Zweck stets, die unheilvollen Geister zu verjagen. Unter den Kajan und Kenyah (denen diese Maske zuzuordnen ist) werden sie vor allem mit den Reis-Festivals in Verbindung gebracht, in Süd-Borneo, dem Bereich der Ngadju-Dayak, firmieren sie auch bei Bestattungszeremonien. Diese Masken wurden stets von männlichen Tänzern getragen. Als Bekleidung werden hierzu ergänzend Bananenblätter in Streifen geschnitten und zu Umhängen verarbeitet, die die Identität der Tänzer verhüllen. Die Dayak sind die indigene Bevölkerung Borneos. Zu den Dayak werden dutzende verschiedene Volksgruppen gezählt, die sich in Sprache, Kultur und Lebensweise teilweise gravierend voneinander unterscheiden. Der Begriff Dayak stammt vermutlich vom malaiischen Wort daya ab, was "angekommen" bedeutet, in Erinnerung an die einstmalige Einwanderung dieser Gruppen vor der Zeitenwende (die eigentliche Urbevölkerung wird in geringen Zahlen z.B durch die Punan vertreten). Die Siedlungsgebiete der Dayak umfassen die gesamte Insel Borneo und liegen somit im Staatsgebiet der drei Staaten Brunei, Indonesien und Malaysia. Die Dayak gehören zu den austronesischen Völkern, die aus dem südchinesischen Raum kommend, seit Mitte des 3. Jahrtausends v.Chr. Südostasien besiedelten. Die meisten Dayak-Volksgruppen sprechen eigene Sprachen, diese gehören jedoch alle zum malayo-polynesischen Zweig der austronesischen Sprachfamilie. Aus einer alten deutschen Privatsammlungmn, seit den 1950er Jahren gesammelt - Minim. Altersspuren, partiell wenige kleine Best., Kopfaufsatz fehlt Lit.: Ave, J. B. / King, V. (1986): People of the Weeping Forest. Tradition and Change in Borneo. Leiden. - Hein, A.R. (1895): Zur Entwicklungsgeschichte des Ornamentes bei den Dayaks. Wien - Sellato, B. (1992): Hornbill and Dragon. Arts and Culture of Borneo. Sun Tree Publishing. - Taylor, P. M. / Aragon, L. V. (1990): Beyond The Java Sea. Arts of Indonesia`s Outer Islands. New York.

Schätzw. 900 - 1.500 EUR

Tanzmaske ''hudoq“ aus Holz Indonesien, Borneo / Kalimantan Ost-, Kajan- oder Bahau-Dayak, frühes 20 Jh. H. 36 / 48 cm Masken dieser Art, hudo oder hudoq genannt, sind typisch für die traditionellen Dayak-Kulturen Borneos. Sie finden Verwendung bei den gawaii (Festivals) der Dayak, die als landwirtschaftliches Festival jedes Jahr im September und Oktober stattfindet. Diese hochwertige hudoq-Maske repräsentiert einen Drachen-Nashornvogel-Geist. Sie ist aus Holz von geringer Dichte gefertigt, die Ohren sind mit Holzdübeln eingesteckt. In den Ohrlöchern sind Ohrgehänge aus Messingringen befestigt. Auf dem Kopf trägt sie einen geflochtenen Korb, in den Federn des Nashornvogels, Argus-Fasans und Pfaus eingesteckt sind, was dem Federschmuck des traditionellen Kriegers und Kopfjägers entspricht. Die Fassung ist mit weißen, roten und schwarzen Pigmenten ausgeführt. Die Augen sind aus gravierten Messingschalen gefertigt. Wie auch bei den Spiegelglas-Augen, die sich bei anderen hodoq-Masken finden, dient das ursprünglich hochpolierte und somit spiegelnde Messing dazu, die bösen Geister abzuwehren, die sich beim Anblick ihres eigenen Antlitzes abwenden. Nach traditionellem Glauben verkörpern hudoq („Gesichter“) vor allem dreizehn namentlich bekannte Schädlinge, die die Ernte zerstören, darunter Ratten, Löwen und Krähen, für die es jeweils Masken gibt. Die maskierten Tänzer betreten die Dörfer als personifizierte Geister, um die Ernte durch den magischen Tanz zu schützen. Während des Festes treten zunächst Masken auf, die die "Schädlinge" darstellen. Der Tanz findet seinen Höhepunkt mit zwei auftretenden aso- (Drachen-) und Nashornvogel-hudoq, den Schutzgeistern der Dörfer, die als Krieger die Schädlinge jagen. Schweinemasken z.B. symbolisieren die „negativen“ Tiere, welche die Ernte fressen oder zerstören können. Der Maskentanz zieht während des Festivals von Dorf zu Dorf. Während des Festes rufen die manang, Schamanen, die Götter von Apulagan, der Anderswelt, an, um eine reiche Ernte und Glück zu sichern. Holz, Rattan, Pigmente, Federn, Weichmetall Aus einer alten deutschen Privatsammlung, seit den 1950er Jahren gesammelt - Minim. Altersspuren, partiell kleine Best. Lit.: Ave, J.B. / King, V. (1986): People of the Weeping Forest. Tradition and Change in Borneo. Leiden. - Hein, A.R. (1895): Zur Entwicklungsgeschichte des Ornamentes bei den Dayaks. Wien. - Heppell, M. (2005): Iban Art. Sexual Selection and Severed Heads. Amsterdam. - Hoskins, J. (1996): Headhunting and the Social Imagination in Southeast Asia. Stanford University Press.

Schätzw. 900 - 1.500 EUR

Seltenes Schild ''kanta'' der Toraja aus Holz Indonesien, Sulawesi (Südost-). 19. Jh. H. 100 cm Seltener Schild kanta. Der Schild kanta ist der traditionelle Kampfschild der Toraja-Pamona-Gruppen der Tana Toraja Regency im Gebiet des Poso-Sees in Zentral-Sulawesi. Dies ist ein seltener Schildtyp, der auch in der Gegend des Tomini-Golfes bekannt war. Er hat deutliche Ähnlichkeit mit dem salawaku auf Maluku und geht wahrscheinlich auf dieselben Wurzeln zurück. Die Schilde kanta haben eine gestreckte, langschmal-rechteckige, sich nach beiden Enden verjüngende Form mit einem ausgeprägten Mittelgrat und Einlagen aus Nassa-Muscheln und Knochen (alten Angaben zufolge Menschenknochen, was unglaubwürdig ist). Die Frontseite ist von sich überlappenden Büscheln aus Ziegenhaar, Reihungen von Kaurimuscheln, Dreiecken aus Schildpatt und einer schwarzen Pigmentschicht aus Tintenfisch-Tinte bedeckt. Entlang des Grates sind leichte Hiebnarben erkennbar, die beweisen, dass der Schild beim Kämpfen benutzt wurde. Gute Schilde (wie dieses Exemplar) sind stets aus einem Stück gefertigt (auch wenn die Herstellung aus Brettern viel einfacher gewesen wäre). Der Handgriff ist in die Rückseite integriert. Der Schild ist mit Rattanbändern verstärkt, die verhindern, dass er bei harten Schlägen zersplittert. Die Rückseite ist glatt und undekoriert. Der Dekor steht für einen hochrangigen Träger. Es ist nicht gesichert, welche austronesische Gruppen diese Schilde ursprünglich benutzten, aber den frühen Quellen zufolge war er bei den Toraja, Topebatu und Kulawi bekannt (die in jüngerer Zeit andere Formen benutzen). Die Schilde waren heilige Insignien. So wie beim salawaku formt der Schild symbolisch einen Körper. Die Einlagen vertreten unterschiedliche Körperteile. Der Oberteil steht für den Kopf, die Verstärkungsbänder für die Arterien, die Basis für die Füße. Der Grat vertritt das Rückgrat und die Einlagen die Augen. Angeblich stehen die Einlagen - je nach Zahl - für getötete Feinde. Die rituelle Kopfjagd war bei den Toraja, wie auch auf Maluku, üblich. Das Tragen von Schilden war mit Tabus verbunden: so war es unzulässig, dass jemals Tränen auf den Schild fielen, und Klagen wegen unerwarteten Todes durch Krankheit oder Krieg („schlimmer Tod“) durften in Präsenz des Schildes nicht geäußert werden (die Toraja haben eine ausgeprägte Trauerkultur). Der Schild ist nicht nur eine Defensivwaffe, sondern wird auch für Stöße und Finten verwendet. Er wird freihändig und mit schnellen Bewegungen manövriert. Derartige Schilde waren Teil des Brautpreises und wurden bei cakalele- und hoyla-Kriegstänzen in Verbindung mit den Schwertern la’bo oder penai getragen. Aus einer alten deutschen Privatsammlung, seit den 1950er Jahren gesammelt - Minim. Altersspuren und wenige kleine Best. Lit.:Kaudern, W (1925): Ethnographical studies in Celebes: Results of the author’s expedition to Celebes 1917-1920. Göteborg. - Sutrisno, K. M. (1984): Sejarah Pengaruh Pelita Terhadap Kehidupan Masyarakat Pedesaan Di Daerah Sulawesi Tengah. Jakarta. - Waterson, R. (1995): Houses, graves and the limits of kinship groupings among the Sa’dan Toraja. In: Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde, Band 151

Schätzw. 1.200 - 1.800 EUR

Schild "Kalasag" aus Holz Philippinen Süd-, Mindanao, Pinoy-(Lumad-)Ethnien, Bagobo 108 x 45 cm Dieser im Profil flach-rechteckige, monumental wirkende Schild besteht aus mittelhartem Holz und ist rechteckigen gebuckelten Metallelementen und zwei horizontal verlaufenden Rattanstäben verstärkt. In der Mitte sitzt der erhabene runde Schildbuckel, in dessen Zentrum sich eine Scheibe aus Spiegelglas befindet. Strahlenartig gehen von diesem Buckel Büschel aus schwarzem Ziegenhaar aus, was dem Ganzen den Eindruck eines starrenden Auges verleiht. Die Scheibe weist aufgrund des spiegelnden Effektes schädliche Einflüsse und böse Geister ab. Längs verlaufen geometrische Kannelierungen. Der Rand des Schildes ist mehrfach elegant tailliert. Auch hier sind Haarbüschel eingesetzt, die nur noch rudimentär erhalten sind. Der Schild ist teilweise schwarz gefasst. Die Basis ist gerade. Die Schilde der Lumad-Ethnien unterscheiden sich deutlich von den Rundschilden des-indo-persischen Typs der benachbarten muslimischen „Moro“ (Tausug, Illanún, Yaka und anderen). Derartige Schilde sind spezifisch für die Lumad-Kulturen auf Mindanao, vor allem für die Bagobo, eine der größten nicht-islamisierten Ethnien auf Mindanao. Lumad ist ein Cebuano-Begriff für „Ureinwohner“ oder „indigen“. Es ist die Kurzform von katawang Lumad und wurde als Selbstbeschreibung 1986 von der Lumad Mindanaw Peoples Federation (LMPF) eingeführt. Er bezeichnet die indigenen Völker auf Mindanao, die nicht christianisiert oder islamisiert wurden und noch ihre alten Traditionen pflegen. Dazu zählen unter anderem folgende Gruppen: Bilaan, Mamanwa, Manobo, Manobo Bilit, Manobo Tasaday, Mandaya, Mansaka, Kalagan, T'boli, Subanu und Tiruray. Viele dieser Ethnien sind für ihr hervorragendes Metallhandwerk bekannt, vor allem für den Gelbguss. Der Reis-Anbau ist bei den Lumad mit religiösen Überzeugungen und Praktiken verbunden. Wenn Orion im Dezember am Himmel erscheint, ist dies das Signal für die Feier des großen Jahresopfers und Gebete an die landwirtschaftlichen Kulturheroen Manama und Taragomi. Früher war zu diesem Anlass auch die rituelle Kriegsführung mit Kopfjagd erforderlich, was aufgrund indisch-hinduistischer Einflüsse schon lange unüblich ist. Gleichwohl sind Schilde und Waffen noch wichtige Symbole der Fruchtbarkeit. Lit.: Hayase, S. (2007). Mindanao Ethnohistory Beyond Nations: Maguindanao, Sangir, and Bagobo Societies in East Maritime Southeast Asia. Hawaii. - Felix, L. E. (2004). Exploring the Indigenous Local Governance of Manobo Tribes in Mindanao (PDF). Philippine Journal of Public Administration 48XLVIII (1 & 2) - Barrows, D. P. (1910). The Negrito and allied types in the Philippines. American Anthropologist. 12 - Ulindang, F. (2021): Lumad in Mindanao. National Commission for Culture and Arts, Philippines. - De Jong, R. (2010). The last tribes of Mindanao, the Bagobo, the New People. In: Things Asian 2019. Aus einer alten deutschen Privatsammlung, seit den 1950er Jahren gesammelt - Altersspuren, partiell kleine Best.

Schätzw. 1.500 - 2.500 EUR

Schwert ''balato (tologu)'' eines hochrangigen Kriegers Indonesien, Nias (Süd-), Ono Niha, 19. Jh. L. 69 - 74 cm Die Klinge dieses für Nias typischen Schwertes ist leicht einwärts gebogen und schwarz patiniert. Sie verbreitert sich nach vorn und fällt an der breitesten Stelle abrupt in scharfem Bogen ab, die Spitze liegt in der Schneidenlinie. Der Holzgriff mit der langen, geometrisch gravierten Messingtülle hat einen großen Knauf und ist schwarz patiniert. Der Knauf stellt den Kopf des lasara, eines Unterwelt-Fabelwesens im Sinne des singa der Batak, des makkara oder des naga pahóda dar, das mit aufgerissenem Maul und überdimensionierten Reißzähnen versehen ist. Zwischen den mächtigen Kiefern ragt die Zunge heraus. Das Maul verkörpert den Weg in die Unterwelt, aus der der Krieger seine Kraft bezieht. Die Seitenflächen sind geschuppt und nehmen andeutungsweise das Motiv des Knaufs auf. Im Nacken des lasara sitzt oft eine kleine groteske Gestalt, der bekhu, der ursprünglich den Leben nehmenden, initiierten Krieger darstellt. In diesem Fall sind zwei Gesichter erkennbar, die möglicherweise den Krieger und einen genommenen Kopf darstellen. Die Scheide des Schwertes besteht aus dunkel gefärbtem mittelhartem Holz und ist durch zahlreiche flache Messingbänder zusammengehalten. Die Aristokratie von Nias veranschaulicht und dokumentiert ihre Autorität durch den Besitz von Prestigeobjekten aus Metall. Vor allem sind dies goldene Kopfaufsätze und Waffen wie das balato tologu, das Schwert der hochrangigen Krieger, sowie Hals- und Armschmuck. Diese Objekte stellen die Verbindung zu den Ahnen her. Die Konzeption des pusaka, des heiligen Erbstücks, das einen direkten Verweis zur ätherischen Sphäre darstellt, wird hier besonders deutlich. Schmiede in Süd-Nias sind meist Adlige oder stammen von Adligen ab. Der Stahl scheint immer importiert worden zu sein, aber die Klingen wurden lokal gefertigt, und die grundlegenden Techniken des Veredelns durch Raffinieren und Härten waren bekannt. Die Form des Schwertes ist endemisch und unverkennbar, wenn auch sumatranische Einflüsse unverkennbar sind. Weil der Schmied durch das Herstellen von Objekten von Rang direkt in das Gesellschaftssystem eingreift beziehungsweise dieses zementiert, ist sein Gewerbe dem Adel adäquat und seine Arbeit dem Adel verpflichtet. Die Scheiden von bedeutenden süd-niasischen Schwertern sind meist mit Amulettkörben, ragö oder raga ifo boaya, „Gefäß des Krokodils“, versehen. So auch in diesem Fall. Der Korb verleiht dem Schwert eine Seele und schützt den Träger. Die meist aus grobem Rattan geflochtenen Körbe enthalten bisweilen rote Tuchstreifen, Zähne, jimat-Amulettsteine, Figürchen und anderes und sind mit Tierzähnen bedeckt. Aus einer alten deutschen Privatsammlung, seit den 1950er Jahren gesammelt - Minim. Alters- und Gebrauchsspuren, teils kleine Best.

Schätzw. 1.200 - 1.800 EUR

Priesterstab ''tunggal panaluan'' aus Holz Indonesien, Sumatra Nord-, Gebiet des Toba-Sees, Batak, Toba-Batak, 19. oder frühes 20. Jh. H. 164,5 cm Sehr aufwendiger, vollplastisch geschnitzter Stab. Zeremonialstab eines hochrangigen datu, eines Magiers und Schamanen der Batak im Norden der indonesischen Insel Sumatra. Der Stab ist von einer Reiterfigur gekrönt, die einen Kopfaufsatz aus Rattan, Menschenhaaren und Federn hat. Die Figur, wohl ein hochrangiger Ahnherr, sitzt auf einem singga, einem mythischen Wesen, dessen schlangenartiger geschuppter Körper sich den Stab nach unten entlangzieht und in die nächste Figurengruppe übergeht, die in gleicher Weise komponiert ist. Die Schnauze der singga sitzt auf dem Kopf der nächstunteren Reiterfigur auf, was als Schutzgeste zu verstehen ist. Der Stab ist aus dunklem glattem Hartholz. Im mittleren Bereich des Stabes findet sich ein glatter Bereich, der als Handhabe dient. Der Stab verjüngt sich nach unten und entsprechend nehmen die Figuren an Größe ab. Das Ganze ist kompositorisch ein Meisterwerk. Ein solcher Stab, dem magische Kräfte zugesprochen werden, findet bei zahlreichen Zeremonien des datu Anwendung und ist zugleich dessen Rangabzeichen. Bei den Batak gibt es zwei Arten von rituellen Stäben: tunggal panaluan und tungkot malehat. Ersterer ist über große Teile der Länge vollplastisch geschnitzt, tungkot malehat sind nur im Kopfbereich ausgestaltet. Ob sie sich in ihrer Funktion unterscheiden, ist nicht abschließend geklärt. Der datu der Toba-Batak (bei den indisch und muslimisch beeinflussten Karo-Batak als Guru bezeichnet) ist ein mit magischen Kräften und Fähigkeiten versehener Medizinmann, bewandert in „weißer Magie“, der die Aufgabe hat, Krankheiten zu verhüten und zu heilen. Nach Auffassung der Batak ist Auslöser von Krankheit der Verlust der Seele (tondi), der verursacht wird vom Wirken böser Geister, der Launenhaftigkeit des tondi eines Patienten oder durch den Einfluss eines bösen Zauberers. Neben seiner Funktion als magischer Heiler ist er auch Wahrsager, Orakel und Hellseher, Regenmacher und Vertreiber von Unwettern. Der datu sorgt kraft seines Zugangs zur Götter- und Ahnensphäre für das Wohlergehen der gesellschaftlichen Gruppierung und ist daher eine Person von hohem Ansehen und großer Würde. Zu den wichtigsten Ritualgegenständen eines datu, und zugleich neben dem Medizinhorn wichtigstes äußeres Zeichen seines Amtes, gehört der tunggal panaluan, der bei fast allen Ritualen Anwendung findet. Während der magischen Handlungen versetzt sich der datu in rituelle Trance und tanzt mit dem tunggal panaluan in der Hand. Aus einer alten deutschen Privatsammlung, seit den 1950er Jahren gesammelt - Minim. Altersspuren

Schätzw. 2.500 - 3.500 EUR

Ahnenfigur ''debata idup'' aus Holz Indonesien, Nord-Sumatra, Toba-Batak, 19. Jh. H. 58,5 cm (o.S.) Diese Figur ist Teil eines ehemaligen Figurenpaares, das ein vorzeitliches Stammelternpaar verkörpert und im Rahmen von Ritualen und durch Einbringen magischer Substanzen zum temporären Sitz der Vorfahren werden kann. Sie ist aus sehr schwerem, hartem Holz. Das hochgezogene Oberhaupt ist typisch für die männlichen Figuren; bei den Weiblichen sind andeutungsweise Brüste vorhanden. Es bleibt offen, ob diese Kopfform sich an die magischen Hörner anlehnt oder „Männlichkeit an sich“ verkörpert; Bezüge zu Haar- oder Kopftrachten lassen sich jedenfalls nicht ausmachen. Die generische Bezeichnung debata für mächtige Figuren stammt aus dem Sanskrit devata oder deva, was Gottheit bedeutet. In der Brust ist eine rechteckige Öffnung vorgesehen, in die pupuk, die magische, beseelende Substanz der datu, eingebracht werden konnte, welche die datu aus mit viel tondi, Seelenstoff, geladenenen Substanzen herstellten. Diese beinhalteten die Bestandteile menschlicher Körper, die fermentiert und mit Pflanzenstoffen versetzt wurden. Am meisten tondi enthielten Hirn, Blut und Leber von unter besonderen Umständen getöteten Menschen. Die Leichenteile wurden zu einer magischen Subtanz verarbeitet, die selbst beopfert wurde, um ihre Kraft zu erhalten. Die Figur verharrt in Hockstellung auf einem kleinen Sockel und hat die Hände um die Knie gelegt. Die Augen sind aus patiniertem Metall (wahrscheinlich Zinn) eingelegt bzw. mit Harz eingeklebt. Eine dicke organische Patina deutet auf vielfaches „Füttern“ mit organischen Substanzen hin. Die Skulptur hat eine sonderbar mächtige Anmutung und fixiert den Betrachter bzw. ihr Gegenüber auf eine ruhige, aber sehr eindringliche Weise, die es fast unmöglich macht, ihr nicht mit gehörigem Respekt, ja fast schon Vorsicht, entgegenzutreten. Aus einer alten deutschen Privatsammlung, seit den 1950er Jahren gesammelt - Minim. Altersspuren. partiell wenige, feine Altersrisse Publ.: IFICAH (2018): Die Verwandtschaft im Nacken, Wohlesbostel, Seite 56

Schätzw. 4.000 - 6.000 EUR

Seltener Zeremonialhocker Borneo, Kalimantan, Ost-Kajan, Dayak, spätes 19. Jh. /Anfang 20. Jh. 29,8 x 57 x 49 cm Dreibeiniger Ritualsitz, gefertigt aus der natürlichen Gabelung eines Baumes. Im Relief mit stilisierten abstrahierten aso-Drachenmotiven und menschlichen bzw. dämonischen apotropäischen Gestalten mit starrenden Augen und prominenten Zähnen beschnitzt. Eine braune Pigmentschicht bedeckt das Holz. Die Form erinnert an den mythischen Drachen aso (Hund), der als Beschützer und Ahnherr des Adels eine wichtige Rolle spielt. Das Drachenmotiv aso stammt ursprünglich aus der Zhou-Periode (Mitte erstes Jahrtausend v.u.Z.) als die austronesischen Vorfahren der Dayak aus dem austronesischen Stammland aus Südwest-China (Yunnan) und den östlichen Ausläufern des Himalaya nach Südostasien abwanderten. Derartige Sitze wurden von Heilern oder Schamanen manang benutzt. Sie können auch von einem hochrangigen Krieger bei der Bewirtung mit Reiswein verwendet worden sein. Außerhalb der Festzeiten waren solche Stühle vor den Wohnsitzen des Adels auf der Veranda im Langhaus aufgestellt und dokumentieren den Rang des Bewohners. Besondere Sitze waren auch bei gawai (Festivals) als Rangabzeichen und Statusausweis hochrangiger Krieger vorgesehen (im Alltag sitzen die Dayak ebenerdig auf Rattanmatten). Stühle bzw. Sitzhocker dürften in Indonesien erst im Laufe der letzten Jahrhunderte unter muslimischem Einfluss aufgekommen sein, denn auf hindu-javanischen Tempelfriesen sind sie nicht anzutreffen. Gawai Dayak, jährlich stattfindende Festivals, die mehrere Wochen dauern konnten, werden bei unterschiedlichen Anlässen durchgeführt. Sie unterscheiden sich zwischen den unterschiedlichen Dayak-Ethnien geringfügig, aber die Anlässe wie Erntedank, Aussaat, Gedenkfeiern für die Vorfahren, spirituelle Reinigungsrituale, Bestätigung der Gesellschaftsordnung sowie - früher - Sieg in intertribalen Fehden sind dieselben. Oft wird hierbei ein Stuhl bereitgestellt, wobei die hohen Ahnen aufgerufen sind, Platz zu nehmen und den Festlichkeiten beizuwohnen. Es ist wahrscheinlich, dass der vorliegende Sitz für die rituelle Platzierung eines hochrangigen Vorfahren anlässlich einem der großen Kriegsfestivals vorgesehen war. Aus einer alten deutschen Privatsammlung, seit den 1950er Jahren gesammelt - Partiell Altersspuren und kleine Best. Lit.: Ave, J. B. / King, V. (1986): People of the Weeping Forest. Tradition and Change in Borneo. Leiden. - Hein, A.R. (1895): Zur Entwicklungsgeschichte des Ornamentes bei den Dayaks. Wien. - Sellato, B. (1992): Hornbill and Dragon. Arts and Culture of Borneo. Sun Tree Publishing. - Taylor, P. M. / Aragon, L. V. (1990): Beyond The Java Sea. Arts of Indonesia`s Outer Islands. New York.

Schätzw. 4.000 - 6.000 EUR

Zauberstab "tunggal panaluan" aus Holz Indonesien, Sumatra Nord-, Gebiet des Toba-Sees, Batak, Toba-Batak, frühes 20. Jh. 174,5 cm Sehr aufwendiger, vollplastisch geschnitzter Stab eines hochrangigen datu. Der Stab tunggal panaluan ist ein bis 180 cm langer Stab aus Hartholz, der über dreiviertel der Länge mit reichhaltiger Schnitzerei versehen ist. Er ist der Zeremonialstab eines datu, eines Magiers und Schamanen der Batak im Norden der indonesischen Insel Sumatra. Ein solcher Stab, dem magische Kräfte zugesprochen werden, findet bei zahlreichen Zeremonien des datu Anwendung und ist zugleich dessen Rangabzeichen. Die aufeinander gruppierten Motive, menschliche und tierische Gestalten sowie Mischwesen singga gehen teilweise ineinander über und verkörpern die Ahnenreihe und deren Schutzgottheiten (singa) und deren Fortsetzung über die Nachkommen. Den Stab krönt eine freistehende oder reitende Figur oder ein geschnitzter Menschenkopf. Jeder Stab wird für einen datu speziell hergestellt. Das obere Ende des Stabes ist mit Stoffstreifen umwickelt, die eine Art Turban bilden. In diesen „Turban“ soll früher das präparierte Gehirn eines Menschenopfers eingebracht worden sein. Untersuchungen von tunggal panaluan in europäischen Völkerkundemuseen konnten dies bisher nicht bestätigen. Aus dem „Turban“ ragt ein langes, menschliches Haarbündel heraus. Der datu der Toba-Batak (bei den indisch und muslimisch beeinflussten Karo-Batak als Guru bezeichnet) ist ein mit magischen Kräften und Fähigkeiten versehener Medizinmann, bewandert in „weißer Magie“, der die Aufgabe hat, Krankheiten zu verhüten und zu heilen. Nach Auffassung der Batak ist Auslöser von Krankheit der Verlust der Seele (tondi), der verursacht wird vom Wirken böser Geister, der Launenhaftigkeit des tondi eines Patienten oder durch den Einfluss eines bösen Zauberers. Neben seiner Funktion als magischer Heiler ist er auch Wahrsager, Orakel und Hellseher, Regenmacher und Vertreiber von Unwettern. Der datu sorgt kraft seines Zugangs zur Götter- und Ahnensphäre für das Wohlergehen der gesellschaftlichen Gruppierung und ist daher eine Person von hohem Ansehen und großer Würde. Zu den wichtigsten Ritualgegenständen eines datu, und zugleich neben dem Medizinhorn wichtigstes äußeres Zeichen seines Amtes, gehört der tunggal panaluan, der bei fast allen Ritualen Anwendung findet. Während der magischen Handlungen versetzt sich der datu in rituelle Trance und tanzt mit dem tunggal panaluan in der Hand. Bei den Batak gibt es zwei Arten von rituellen Stäben: tunggal panaluan und tungkot malehat. Sie unterscheiden sich deutlich im Aussehen, ob sie aber auch in ihrer magischen Funktion unterschiedlich sind, ist nicht abschließend geklärt. Aus einer alten deutschen Privatsammlung, seit den 1950er Jahren gesammelt - Minim. Altersspuren, partiell wenige kleine Best. Publ.: IFICAH (2018), "Die Verwandtschaft im Nacken", Ausstellungskatalog

Schätzw. 1.200 - 1.800 EUR

Keris Indonesien, Sumatra Süd-, Provinz Palembang, frühes 19.Jh.. die Klinge wohl älter L. 47 cm Dieser hervorragende Keris kann der Stadt und dem ehemaligen Sultanat Palembang im Südosten Sumatras zugewiesen werden. Die Klinge ist gerade (lurus) und hat einen flach-linsenförmigen Blattquerschnitt. Die Oberfläche ist profilgeätzt, wie es im malaiischen Bereich üblich ist. Die Schneiden, gusen, sind nachpoliert - ein typisches Merkmal von Palembang-Kerisen. Die Klinge kann nach der javanischen Terminologie der Gruppe der dapur tilam upih zugerechnet werden. Der pamor (Schmiedemuster) ist mustergesteuert und zeigt tropfenförmige und runde Anordnungen. Diese werden erzeugt, indem die entsprechenden Muster ausgemeißelt und der Klingenrohling dann wieder flachgeschmiedet wird. Ähnliche Muster sind als melati sinebar bekannt, allerdings ist die hier zu beobachtende Anordnung in Dreiecks- und Tropfenform als Sonderfall zu bezeichnen. Sie dürfte eine inhärente Bedeutung gehabt haben, die nicht mehr verifiziert werden kann. Der Griff ist aus Elfenbein. Er gehört zum Typ Jawa Demam („Fiebernder Javane“) und stellt eine weitgehend abstrahierte anthropomorphe Gestalt dar. Sie sitzt mit entspannter Haltung (lalita sana) auf einem tumpal-Sockel, wobei der rechte Arm an den Körper angelegt und angewinkelt ist und die linke Hand das Knie umfasst. Die Nasenspitze ist aus hellerem Elfenbein eingesetzt und durch feine Elfenbeinstifte fixiert. Hinter dem Ohr sind noch die Hibiskusblüten, das Symbol der ksatya (Adligen) von Majapahit, erkennbar. An einigen Stellen, vor allem unter dem Kinn, kann man das Swastika-Motiv (hinduist. Sonnensymbol) in stilisierter Form als Wirbel erkennen. Die Oberfläche ist großteils mit fein eingeschnittenen spiraligen und ornamentalen Ziermotiven versehen, die in der Feinheit ihrer Ausführung die Grenze des Möglichen darstellen. Manchmal wird der Grundtyp „Lampung Garuda“ genannt, was den unrichtigen Eindruck transportiert, der Griff stelle einen Vogel (Garuda, der Adler Wishnus aus der Hindu- Mythologie) dar. Es handelt sich jedoch immer um eine abstrahierte dämonische Figur aus dem hinduistischen Pantheon (Shiva Bhairavas dämonisches Gefolge bzw. Anhängerschaft, gana), deren ursprünglich realistische Darstellung wahrscheinlich unter islamischen Maßgaben im Rahmen der Erstarkung der javanischen Küstenstaaten ab dem 16. Jahrhundert zunehmend und in unterschiedlicher Form abstrahiert wurde. Die hölzerne Scheide sarung zeigt ein bootsförmiges Mundstück (ladrangan). Es besteht aus Akazien-Holz mit ausgesuchter Maserung (wohl Wurzelholz). Der Scheidenstil mit dem ausgeprägten „Kiel“ ist spezifisch für Palembang. Palembang ist eine der ältesten und bedeutendsten Städte Südostasiens. Vom 6. bis zum 11. Jahrhundert war Palembang Hauptstadt des buddhistischen Reichs von Srivijaya. Spätestens seit der Shailendra-Zeit (9. Jahrhundert) sind die Herrscherhäuser Süd- Sumatras und Javas eng miteinander verbunden. Aus einer alten deutschen Privatsammlung seit den 1950er Jahren gesammelt - Die EU-Verkaufsgenehmigung für dieses Lot liegt vor - Minim. Altersspuren, der Griff mit wenigen, feinen Altersrissen Lit.: Harsrinuksmo, S., Lumintu, W. (1998): Ensoklopedi Budaya Nasional. Jakarta. - Haryoguritno, H. (2005): Keris Jawa. Jakarta. - SNKI (Hardi H. et al.2010): Keris Untuk Dunia (Kris for the World). Jakarta - Hidayat, M. M. (2013): Keris Indonesia. Estetika dan Magna Filosifi (Aethetics and Philosophical Meaning). Yogjakarta

Schätzw. 1.800 - 2.500 EUR

Deckel eines Betel-Kalkgefäßes ''kapur sirih'' aus Holz Indonesien, Nord-Sumatra, Toba-Batak, 19. oder 20. Jh. H. 23 cm Ein vollplastisch geschnitzter Deckel für ein Kalkgefäß für sirih-Herstellung, tagan. Er ist aus patiniertem leichtem Holz und stellt eine auf einem singa reitende Gestalt mit einem hochgebundenen Haarschopf dar. Die dicke organische Patina verweist auf langjährigen Gebrauch und „Beopferung“. Die Beopferung hochrangiger Gegenstände erfolgte in regelmäßigen Abständen mit Alkoholika, dem Blut von Nutztieren sowie mit Betel versetztem Speichel, alles Substanzen mit eigener Seele. Die Vorderbeine des singa, der einen hochgereckten Schweif hat, ähneln menschlichen Armen; die Hinterbeine sind recht realistische Pferdebeine. Die Zahl der Hybridformen, die der singa annehmen kann, ist fast endlos. Das Gefäß, zu dem dieser Deckel gehörte, dürfte in einem Bambus-Internodium bestanden haben.Betel ist ein in ganz Südostasien verbreitetes Genussmittel. Üblicherweise werden die unreifen Betelnüsse dazu mit speziellen Scheren kleingeschnitten, gestoßen und in mit gelöschtem Kalk bestrichene Blätter gerollt, welche nicht von der Betelpalme, sondern vom Betelpfeffer (Piper betle) stammen, was dann als Betelbissen (sirih) bezeichnet wird. Die gestoßene Betelnuss, die eine gefäßerweiternde Wirkung hat, wurde mit Kalkpaste gemischt zu Pfriemen verarbeitet und gekaut. Für das „Ansetzen“ der Betel-Paste könnte das Gefäß dieses Deckels bestimmt gewesen sein. Wegen des bitteren Geschmacks werden häufig Gewürze wie Pfefferminze, Lakritze oder auch Kautabak hinzugegeben. Betelbehälter waren meist aus Horn oder Bambus, konnten bei den Toba-Batak jedoch auch aus Messing bestehen und waren geschätzte Prestigegegenstände. Da sie meist in Felltaschen (salipi) getragen wurden, aus denen nur der Deckel herausragte, verzichtete man am Korpus oft auf aufwendigen Dekor. Aus einer alten deutschen Privatsammlung, seit den 1950er Jahren gesammelt - Minim. berieben, partiell wenige kleine Best. Publ.: IFICAH (2018): Die Verwandtschaft im Nacken, Wohlesbostel. Seiten 80, 81

Schätzw. 400 - 600 EUR

Medizinhorn ''naga marsarang'' aus Holz Indonesien, Sumatra Nord-, Toba-Batak, 19. oder frühes 20. Jh. L. 67,5 cm Herausragendes Zauberhorn (Medizinbehälter) eines hochrangigen datu-Schamanen der Toba-Batak in Nord-Sumatra. Das Horn, das von einem Wasserbüffel-Bullen stammt, ist zweiteilig und hat einen glatten Korpus und einen aufwendig beschnitzten Deckel, auf dem sieben menschliche Gestalten in Reihung gruppiert sind. Sie sitzen auf dem Nacken eines drachen- oder pferdeartigen Schutzgottes singa, dessen Maul sich über den Kopf einer in leichter Hockhaltung stehende Figur stülpt. Das ist nicht als Gefressen-Werden zu interpretieren, sondern ist eine intime Schutzgeste, die darauf verweist, dass der singa Urvater der ersten Ahnen ist. Das Ende des Horns zeigt eine hockende menschliche Figur. Der aufwendige Verschluss besteht aus Holz. Er zeigt die in sukzessiver Reihung aufeinanderfolgenden Vorläufer des datu. Der singa hat stets einen kronenartigen Kopfaufsatz, ausgeprägte Augen und eine Art Bart, der teilweise in die herausgestreckte Zunge übergeht. Der Begriff leitet sich von dem Sanskrit-Wort singga (Löwe) ab, was aber keine biologische, sondern eher eine mythologische Bedeutung hat. Er verkörpert nicht den heraldischen Löwen aus der griechisch-baktrischen Kultur, sondern den Naga oder Boru Saniang Naga, die Weltschlange der hinduistischen Mythologie. Es ist ungeklärt, warum diese mythische Figur mit dem Begriff singa belegt wurde. Singa finden sich allenthalben, an Häusern, alltäglichen Objekten, Sarkophagen, Getreidespeichern, Amuletten, Büchern, Schmuck etc. Bei den Batak Sumatras benötigte der datu oder “Spezialist” für magische Belange aller Art diverse Behälter, um bestimmte magische Substanzen, Amulette und Medizin aufzubewahren. Das Horn naga morsarang ist deren wichtigster. Es verkörpert den Status des datu. Das Horn ist mit feinem Kerbschnitt verziert, das stilisierte Symbole der Gottheit Boraspati Ni Tano darstellt, einer aquatischen, echsengestaltigen Unterweltgottheit, die mit dem puranischen Banaspati (Shiva) zusammenhängt. Die Batak sind seit früher geschichtlicher Zeit mit dem Hinduismus in Berührung gekommen. Die Echsengestalt Banaspatis (Batak: Boraspati) geht wahrscheinlich auf das heilige Krokodil, Herrscher der Unterwelt, zurück. Die Gottheit findet sich auch an anderen heiligen Batak-Objekten wie den pustaha (Zauberbüchern).Das Horn hat eine alte dunkle Patina, die teilweise auf das “Beopfern” mit organischen Substanzen zurückgeht. Es wurde lange getragen und benutzt. Aus einer alten deutschen Privatsammlung, seit den 1950er Jahren gesammelt - Minim. Altersspuren, partiell wenige kleine Best. und Spuren von Wurmfrass Publ.: IFICAH (2018): Die Vorfahren im Nacken. Wohlesbostel, Seite 20, Frontseite

Schätzw. 900 - 1.500 EUR