Monogrammist C.J., vor 1902 DIE LANDSHUTER FÜRSTENHOCHZEIT VON 1475 MIT DARSTELL…
Beschreibung

Monogrammist C.J., vor 1902

DIE LANDSHUTER FÜRSTENHOCHZEIT VON 1475 MIT DARSTELLUNG VON ADAM UND EVA IM PARADIES Höhe: 68 cm. Monogrammiert „C.J.-M“. Das Schnitzwerk ist eine Entdeckung für die historistische Sicht auf ein bedeutendes Ereignis in der bayerischen Geschichte. Bislang unbekannt, ist es nun wieder aufgetaucht, ohne dass bislang hinführende Hinweise auf die Provenienz gefunden wurden. Nicht allein die hohe Schnitzkunst, die einen namhaften Künstler voraussetzt, sondern schon das für Werke in Buchsholz so seltene große Format weist auf den bedeutenden Anlass der Entstehung hin. Nach Recherche zu sämtlichen Details in diesem ungewöhnlich reich gearbeiteten Werk, wie die auf dem Sockel dargestellten Figuren, die Wappen und vor allem die Positionierung des ritterlichen Festzuges hat sich letztlich erwiesen, dass es sich hier um eine historistische Erinnerung an die Landshuter Fürstenhochzeit von 1475 handelt, ein Ereignis, das damals von hoher politischer Bedeutung für das christliche Abendland war und seit 1985 noch in der niederbayerischen Hauptstadt Landshut in großem Festaufwand alle vier Jahre wiederholt nachvollzogen gefeiert wird. Dieses berühmt gewordene Ereignis wurde 2018 in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Dem Thema einer Hochzeit gemäß hat der Künstler das erste Menschenpaar, Adam und Eva im Paradies, als Hauptgegenstand augenfällig gemacht: das Paar unter dem Paradiesbaum neben einer großen Gestalt Gottvaters. Erst im hohen Unterteil des Schnitzwerkes wird das höfische Ereignis als Erinnerungsszenerie figürlich inszeniert. Es ist der höfische Hochzeitszug zur Vermählung von Jadwiga (Hedwig) Jagiellonica (1457-1502) der Tochter des Königs von Polen, Kasimir IV Andreas (1427-1492) mit Georg dem Reichen (1455-1503), Sohn des bayerischen Herzogs Ludwig dem Reichen (1417-1479). Diese Landshuter Hochzeit wurde am 14. und 15. November 1475 gefeiert. Hinter dieser Vermählung stand auch die politische Absicht, eine Stärkung der Verbindungen zu Osteuropa zu erreichen. Dies förderten Ludwig IX und Kaiser Friedrich III, der dem Fest beigewohnt hatte. Die eheliche Verbindung wurde in Krakau lange vorbereitet. Die 18-jährige Braut hatte bis zum Eintreffen in Landshut eine zweimonatige Reise zu unternehmen, durch die Pest in Wittenberg verzögert, über Posen, Berlin, Leipzig, Eger und Regensburg. Brautführer war Otto II von Neumarkt, Cousin des Bräutigams. Fürsten und Bischöfe waren geladen, darunter Albrecht Achilles von Brandenburg als Hofmeister und Redner, oder Pfalzgraf Philipp. Die Trauung in St. Martin vollzog der Salzburger Erzbischof Bernhard von Rohr. Der sonst eher zurückhaltende Kaiser Friedrich III selbst eröffnete mit der Braut den Hochzeitsreigen. Ein mehrtägiges Fest folgte, das auch wegen der Reiseverzögerungen und Bewirtung der etwa 9000 Gäste (bei 7000 Einwohnern Landshuts) die enorme Summe von 61.000 Gulden (über 20 Mio. Euro) gekostet hatte (200.000 Eier, 11.500 Gänse, 40.000 Hühner und 323 Ochsen wurden verspeist, 20 Seiden-Schneider waren beschäftigt). Wie bedeutend das Ereignis war, zeigen auch noch die späteren Erinnerungen: Ab 1880 wurde der Prunksaal im Landshuter Rathaus neugestaltet und mit großformatigen Wandbildern dieser Hochzeit ausgestattet, geschaffen von Münchner Künstlern. 1902 wurde dazu der Verein Die Förderer gegründet. In diesem Zusammenhang dürfte auch das vorliegende Schnitzwerk schon einige Jahre vorher in Auftrag gegeben worden sein. Das vorliegende museale große Bildwerk wurde höchst meisterhaft in Buchsholz geschnitzt. Der Unterrand verrät, dass es ursprünglich in einem weit größeren, möglicherweise silbernen Prunksockel eingestellt war, die geschnitzte Szene des Festzugs in Augenhöhe. Die Gesamtgestaltung folgt dem Wuchs des in dieser Größe seltenen Holzmaterials. Die Sockelpartie, die sich über sechsseitiger Plinthe erhebt, trägt einen weit hochziehenden Paradiesbaum, zwischen Zweigen und Blättern besetzt mit Vögeln, Kleintieren und einem Äffchen in den Zweigen, Eidechsen, Schildkröte oder Falke, zuoberst ein Nest mit einem Storchenpaar, wohl Andeutung auf die Nachwuchserwartung. Seitlich des Baumes die Gottvaterfigur schwebend, in lang herabfließendem Mantel, über dem Haupt ein Scheibennimbus. Die Haltung verrät die Distanzierung gegenüber dem ersten Menschenpaar nach dem Sündenfall. Das langbärtige Gesicht mit Blick auf Eva, die sich in bittend flehender Haltung erhebt. Davor liegt Adam schlafend, den Kopf auf ein Blattbüschel gelegt, die Lider träumerisch geschlossen, die Brauen jedoch ahnend hochgezogen. Neben ihm am Boden die verbotenen Früchte des Baumes. Neben seinem angewinkelten Bein an der Baumwurzel die Schlange der Verführung. Hinter seinem Rücken liegt ein Lamm – Verweis auf die in der Bibellegende folgenden Opferungen. Rückseitig auf dem Rasen ein Kaninchen, das alttradierte Symbol der Erotik, aber auch der Fruchtbarkeit. In der Sockelzone wird das mittela

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Monogrammist C.J., vor 1902

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