ÉCOLE DE QUITO DU XVIIIe SIÈCLE Der Heiratsantrag
Leinwand 77,7 x 96,5 cm - 30 9…
Beschreibung

ÉCOLE DE QUITO DU XVIIIe SIÈCLE

Der Heiratsantrag Leinwand 77,7 x 96,5 cm - 30 9/16 x 38 in. The Wedding Proposal, Öl auf Leinwand PROVENANCE Sammlung Louis Hermann (1877 - 1959), vermutlich von seiner Schwester Amélie (1883 - 1954) und Schwager Enrique Freymann (1888 - 1954), Kulturattaché in Mexiko, erhalten, dann durch Nachkommenschaft. Wir danken Carlos Duarte Gaillard † Direktor des Museums für Kolonialkunst in Caracas und Gérard Priet für ihre wertvolle Hilfe bei der Erstellung dieses Eintrags auf der Grundlage der zur Verfügung gestellten Informationen. Vor einem äußerst nüchternen Hintergrund aus einem wolkenverhangenen Himmel und einem unregelmäßigen Boden heben sich drei Personen ab: eine junge weiße Frau, die auf beiden Seiten von zwei Indianern begleitet wird. Die blasshäutige, sehr reich gekleidete Frau mit einer kastilischen Rose in der Hand, die aufgrund ihres luxuriösen Aussehens als Adlige identifiziert werden kann, scheint durch ihre Gestik die Bitten des Mannes entgegenzunehmen, der zu ihr kommt, um sich vorzustellen. Das Lama, das den Mann begleitet, weist ihn als Maultiertreiber aus, während die mit Spitzen besetzten Kleidungsstücke unter seinem schwarzen Gewand darauf hindeuten, dass er sich besonders um seine Kleidung gekümmert hat. Diese Aufmerksamkeit spiegelt die Wahl der Kleidung der anderen Frau auf der linken Seite wider, die zwar schlichter gekleidet ist als ihre Kollegin, aber verschiedene Schmuckstücke trägt, darunter eine Brosche - ein Tupu (Inka-Schmuckstück) -, Schmuck in ihrem Haar und um ihre Handgelenke sowie ebenfalls Spitze. Diese fast theatralische Darstellung ist sicherlich als eine Art Heiratsantrag zu verstehen. Der Mann, der in Begleitung seines Arbeitskollegen gekommen ist, hält bei der reichen Herrin der jungen Dienerin links um deren Hand an. Interessant ist, dass es sich hierbei wahrscheinlich nicht um ein Kastenbild handelt. In der - hauptsächlich mexikanischen - pinturas de castas entsteht nämlich ein Dominanzverhältnis zwischen der/den Person(en) mit besonders heller Haut und der/den Person(en) mit besonders dunkler Haut (Abb. 1). Neben den Hautfarben unterscheiden sich auch die Körpergrößen, und auf einer Ebene erscheinen die Europäer größer als die Einheimischen; ebenso sind die weißen Personen viel reicher geschmückt, was den Kontrast zur Bescheidenheit und Schlichtheit der lokalen Kleidung verstärkt. Dies lässt sich beispielsweise bei Vicente Albán beobachten, einem Maler, der Ende des 18. Jahrhunderts in Quito tätig war (Abb. 1-2). Auch in unserem Gemälde geht es nicht darum, die lokale Flora und Fauna darzustellen, um eine gewisse wissenschaftliche Neugier auf der anderen Seite des Atlantiks zu befriedigen. Wenn es hier ein Dominanzverhältnis gibt, so ist es eher auf die soziale Stellung zwischen Herr und Diener zurückzuführen als auf eine Hierarchie, die auf der Grundlage der ethnischen Herkunft festgelegt wird. Die weiße Frau wird hier zur Empfängerin der Bitte des Maultiertreibers, zum Vermittler der gewünschten Verbindung. Jahrhunderts ist es äußerst selten, dass in Ecuador Indianer abgebildet werden. In den Sammlungen des San Francisco-Museums in Quito (Abb. 3) ist ein Franziskaner zu sehen, der Indianer tauft, die an ihrem Federschmuck zu erkennen sind, und auch in den erwähnten Werken von Albán sind einige Vorkommen zu verzeichnen, die jedoch äußerst selten sind und von Werken mit Marienthematik übertroffen werden. Schon früh war es die Verehrung der Jungfrau Maria, die sich im Zuge der Evangelisierung der südamerikanischen Bevölkerung durch die spanischen Konquistadoren dauerhaft und tief verankert hatte. Interessant ist auch, dass sich zu dieser Zeit in Ecuador eine Bildhauerschule entwickelte, deren Werke zu den begehrtesten der südamerikanischen Kolonialkunst gehören. Die Einzigartigkeit der dargestellten Szene und die extreme Aufmerksamkeit, die den verschiedenen Elementen der Darstellung der Figuren, der Stoffe und des Schmucks gewidmet wurde, tragen zum außergewöhnlichen Charakter des Werks bei. Es ist ein wunderbares Beispiel für die ecuadorianische Kunst des 18. Jahrhunderts, dessen historische und symbolische Bedeutung noch erforscht werden muss.

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