CARLO ANTONIO PROCACCINI (Bologna, 1571 - Mailand, 1630)
Die Trunkenheit Noahs
Ö…
Beschreibung

CARLO ANTONIO PROCACCINI

(Bologna, 1571 - Mailand, 1630) Die Trunkenheit Noahs Öl auf Tafel, 63X80 cm Provenienz: Wien, Dorotheum, 10. November 2022, Los 232 (als Carlo Antonio Procaccini) Ausgebildet in der Werkstatt seines Vaters Ercole, mit dem auch seine Brüder Camillo und Giulio Cesare zusammenarbeiteten, ist die Anwesenheit des Malers in Mailand 1590 als Mitarbeiter Camillos auf der Baustelle der Villa Visconti Borromeo in Lainate bezeugt (vgl. A. Morandotti, Milano profana nell'età dei Borromeo, Mailand 2005). Wenn Camillos frühe Werke den Stil der Werkstatt widerspiegeln, wie die im Mailänder Dom aufbewahrte "Quadrone" mit der Darstellung des Todes des Heiligen Karl Borromäus zeigt (vgl. M. Rosci, I quadroni di San Carlo del Duomo di Milano, Mailand 1965) und die Madonna del Rosario di Erve, die die wichtigsten Beispiele seiner öffentlichen Produktion sind, widmet sich der Maler bald dem Genre des Stilllebens (vgl. A. Morandotti, Carlo Antonio Procaccini, in La natura morta in Italia, herausgegeben von F. Porzio; F. Zeri, I, Mailand 1989, S. 233; D. Dotti, Carlantonio Procaccini pittore di nature morte, in Paragone, LXII, 2011, 741, S. 35-41) und die Landschaft, wobei er sich auf die Beispiele von Paul Brill und Jan Bruegel bezieht. Diese Vorliebe wird auch dadurch bestätigt, dass er seine Werke auf Tafeln ausführt, die am besten die expressive und chromatische Feinheit der flämischen Malerei widerspiegeln. Dieser Aspekt lässt sich sehr gut in dem hier untersuchten Werk erkennen, dessen Landschaftspassagen, insbesondere die Beschreibung der Bäume, die Kostbarkeit seiner Kunst hervorheben, die mit miniaturistischer Aufmerksamkeit und einer seltenen Evokation der Landschaft ausgeführt wird, deren Hintergrund sich in einem zarten Blauton auflöst. In diesem Fall muss jedoch eine reife und autonome Interpretation der nordischen Kunst in einer rein italienischen Tonart hervorgehoben werden, die sich von Werken unterscheidet, in denen der Autor seine Arbeit durch getreue Nachahmung von Vorbildern ausführt, wie es bei der Paesaggio con Santa Margherita (Landschaft mit der heiligen Margareta) im Museum Ala Ponzone in Cremona der Fall ist, die ganz offensichtlich eine Kopie von Jan Brueghel ist (Vgl. A. Lo Conte, Carlo Antonio and the bottega Procaccini, in Zeitschrift für Kunstgeschichte, 2020, S. 13-14, Abb. 5-6). Dies lässt auf ein reifes Ausführungsdatum schließen, etwa im zweiten und dritten Jahrzehnt, das die besten und eigenständigsten Leistungen des Künstlers dokumentiert. Wir danken Alberto Crispo für die Zuschreibung. Bibliographische Angaben: R. Longhi, Un italiano sulla sciaia di Elsheimer, Carlo Antonio Procaccini, in Paragone, XVI, 1965, 185, S. 43 A. Morandotti, in Pittura a Milano dal Seicento al Neoclassicismo, herausgegeben von M. Gregori, Cinisello Balsamo 1999, S. 12-17, 235-244 A. Crispo, Carlo Antonio e l'eredità dei Procaccini, in Paragone, LIV, 2003, 639, S. 42-50 A. Crispo, qualche proposta per Camillo Antonio Procaccini, in Parma per l'arte, XVIII, 2012, 2, S. 69-72

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