MEESTER VAN PAULUS EN BARNABAS Kreuzpeilung. Ca. 1535-1540.
Öl auf Platte. Resta…
Beschreibung

MEESTER VAN PAULUS EN BARNABAS

Kreuzpeilung. Ca. 1535-1540. Öl auf Platte. Restaurierungen. 83 x 112,5 cm (99 x 128,5 cm) Der Notname "Meister des Paulus und Barnabas" bezieht sich auf eine Gruppe von Gemälden, die bereits von mehreren Kunsthistorikern demselben anonymen Meister zugeschrieben wurden. F. Winkler brachte diese anonyme Gruppe mit einer Tafel in Verbindung, die den heiligen Paulus und Barnabas in Lystra darstellt und sich in der Sammlung des Museums der Schönen Künste in Budapest befindet (Inv. 4315). Der anonyme Maler wurde zuvor - vermutlich irrtümlich - als Jan van Hemessen (ca. 1500-1556/57), Jan van Amstel (ca. 1500-ca. 1540), der junge Pieter Aertsen (1508-1575) und Jan Mandijn (ca. 1500-ca. 1560) identifiziert.¹ Die Zuschreibung an Jan van Hemessen war naheliegend, da der anonyme Maler sich in mehreren seiner großen Kompositionen um die kleineren Staffagefiguren kümmerte. So finden sich stilistisch ähnliche Figuren im Hintergrund von van Hemessens Bordellszene in der Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe (Inv. 152), an der Spitze des Himmels in einem großen Triptychon mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts in der St.-Jakobs-Kirche in Antwerpen (vgl. RKD-Bilder Nr. 216196 und in einem Triptychon mit der Darstellung des Heiligen Sebastian in der Sammlung des Petit Palais in Paris (vgl. RKD-Bilder Nr. 55521). Wir wissen jedoch, dass Jan van Hemessen auf mehrere Mitarbeiter angewiesen war, um seine Hintergründe auszufüllen, darunter den Braunschweiger Monogrammisten (tätig 1525-1545).² Dies könnte erklären, warum Sotheby's diese Kreuzigung dem Braunschweiger Monogrammisten zuschrieb, als sie sie 1993 auf den Markt brachten (London, 8.12.1993, Los 51). Außerdem wird in der Literatur kaum erwähnt, dass der Meister von Paulus und Barnabas neben den Kompositionen von Jan van Hemessen auch die Staffagefiguren in einigen Landschaften von Herri mit den Bles (act. 1533-1566) lieferte, darunter die Landschaft mit König David und Bathseba im Isabella Stewart Gardner Museum (inv. P25W40) in Boston.³ Die manieristischen Staffagefiguren des Meisters, Paulus und Barnabas, zeichnen sich durch spitze Gesichter mit tiefen Augenhöhlen, schmale Knöchel mit ausgeprägten Absätzen, ausgeprägte Handgesten mit schmalen Fingern und flatternde getäfelte Gewänder in einer eher warmen Farbpalette aus. Diese auf eine Tafel gemalte Kreuztragung ist eine neue Ergänzung zu der kleinen Gruppe von Gemälden, in denen die Paulus- und Barnabas-Figuren des Meisters in den Vordergrund treten. Neben dem bereits erwähnten Budapester Gemälde besitzt das KMSKB ein Werk mit der Heilung des Gelähmten von Kapernaum (Inv. 12065). Eine ebenso beeindruckende architektonische Kulisse - vermutlich von anderer Hand hinzugefügt - findet sich auf einer Tafel mit der Darstellung des Festes des Ahasverus, die am 22. Oktober 2019 im Dorotheum versteigert wird (Los 150). Schließlich besitzen auch die Eremitage in St. Petersburg, die National Gallery in Washington, die Staatlichen Kunstsammlungen in Kassel, das Bonnefanten-Museum in Maastricht, die Descalzas Reales und die BNP Paribas Fortis Bank Werke des Meisters von Paulus und Barnabas.⁴ Diese kleine Gruppe von Gemälden hat noch nicht alle ihre Geheimnisse preisgegeben. Sowohl die Identität des faszinierenden anonymen Malers als auch sein interessantes künstlerisches Netzwerk bieten Stoff für weitere Forschungen. Wir danken Jean-Pierre De Bruyn, der uns seine Meinung zur Zuschreibung des Meisters von Paulus und Barnabas auf der Grundlage von hochauflösenden Fotografien mitgeteilt hat. 1. Jean-Pierre De Bruyn, Der Meister von Paulus und Barnabas (Jan Mandijn ?) und ein Frühwerk von Pieter Aertsen, in: 'Rubens und seine Welt', Antwerpen 1985, S. 17-29. 2. Dieser anonyme Künstler wird von einigen Kunsthistorikern als Jan van Amstel identifiziert, vgl. Matthias Ubl, Der Braunschweiger Monogrammist. Wegbereiter der niederländischen Genremalerei vor Bruegel, Rijksmuseum (Michael Imhof), 2014. 3. Siehe Jacques Toussaint (Hrsg.), Autour de Henri Bles, Société Archéologique de Namur, 2000, Kat. Nr. 4, 9, 10 und 20. 4. Zur Illustration dieser Werke siehe op cit. De Bruyn, 1985 und Ana Diéguez Rodríguez, "Una crucifixión del Maestro de Pablo y Barnabás en las Descalzas Reales" in Reales sitios. Vol. 51, 2014, no. 199, pp. 76- 80.

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