Lyonel Feininger Lyonel Feininger

Lokomotive mit Tender (American eight-wheeler…
Beschreibung

Lyonel Feininger

Lyonel Feininger Lokomotive mit Tender (American eight-wheeler with funnel shaped smokestack, straight fire box lamp). Dazu: Die Konstruktionszeichnung, Zug im Profil Um 1913/1914 Zweiteilige Holzskulptur, farbig vom Künstler gefasst. 5,8 x 19,3 x 3 cm. Tuschfederzeichnung, aquarelliert, auf Büttenpapier. 5,6 x 29,5 cm. - Unter je einem Teil der Holzlok mit einem nummerierten Textilaufkleber "68.1017a" und "68.1017b" versehen. - Mit unerheblichen Gebrauchsspuren. Mit je einer Foto-Expertise von Achim Moeller, New York, Managing Director des Lyonel Feininger Project LLC, New York, vom 10. April 2024 und 6. März 2024. Die Skulptur ist registriert unter No. 1918j-04-10-24. Die Zeichnung ist registriert unter No. 1905-03-24. Provenienz Skulptur: Aus dem Nachlass des Künstlers, Andreas Feininger, New York; Privatsammlung; Moeller Fine Art, New York; Privatsammlung USA. Zeichnung: Als Geschenk an Alois Schardt, Los Angeles; Privatsammlung; Moeller Fine Art, New York; Privatsammlung USA Ausstellungen Skulptur: Frankfurt 2023/2024 (Schirn Kunsthalle), Lyonel Feininger. Retrospektive, S. 38 mit Farbabb., S. 267. Zeichnung: Berlin 2013 (Moeller Fine Art), Lyonel und T. Lux Feininger; Berlin 2013 (Moeller Fine Art), Lyonel Feininger: Drawn from Nature, Carved in Wood / T. Lux Feininger: Sixty Years of Painting; Madrid 2017 (Fundación Juan March), Lyonel Feininger, Kat. Nr. 162, S. 133 mit Farbabb., S. 400 Mit drei Modelllokomotiven, einer Modelleisenbahn und sechs dazugehörigen Konstruktionszeichnungen kommt ein im Kunsthandel äußerst seltenes Ensemble von Werken Lyonel Feiningers zum Aufruf. Es handelt sich um die wenigen erhaltenen, um 1913 gebauten Prototypen von Holzeisenbahnen, die der Münchner Spielzeugfabrikant Otto Löwenstein in Feiningers Auftrag produzieren sollte. Obwohl Feininger schon das Patent für seine „Blockeisenbahn“ angemeldet hatte, die Produktion vorbereitet und selbst die Kartonverpackung entworfen war, musste die industrielle Fertigung gestoppt werden, weil im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach. Feininger war seit Kindertagen fasziniert von Eisenbahnen und der mit ihnen verbundenen Dynamik. In seinen frühen Jahren in New York erlebte er den Rausch der in seinem Geburtsjahr eröffneten Grand Central Station, den Bau der Hochbahn über der Second Avenue und die Konstruktion der Brooklyn Bridge. Als Inbegriff moderner Ingenieursleistungen war er aber vor allem von den großen Dampflokomotiven begeistert: „Häufig stand ich“, schrieb er in einem autobiografischen Bericht, „auf einer der langen Fußgängerbrücken an der 4th Avenue, die über die Gleise der New York Central Railway herüberführen, und sah den ankommenden und abfahrenden Zügen zu.“ (zit. nach Martin Faass, Eine Phantasiewelt parallel zur Kunst Lyonel Feiningers Spielzeug, in: Jahrbuch des Museums für Kunst und Gewerbe, Hamburg, Bd. 20, 2001, S. 116). Mit großem Interesse für alles Technische entwickelte Feininger schon in den USA eine Begeisterung für altertümliche Dampflokomotiven, die er immer wieder zeichnete, zuweilen malte und auch selbst aus Holz nachbaute. Nachdem er für seine drei Söhne schon Häuser, Kirchen, Stadttore und Figuren geschnitzt hatte, entwickelte er um 1913 Prototypen für Modelleisenbahnen für die Spielzeugindustrie. Noch vor dem künstlerischen Durchbruch hoffte Feininger sich auf diese Weise eine weitere Einnahmequelle zu verschaffen. Wie Martin Faass ausführt, erfand er den Typus der „Blockeisenbahn“, einer Holzbahn ohne Räder und Gleise, die mit ihrer glatten Unterseite einfach über den Boden gezogen wurde. Im Vorfeld zeichnete er mit großem Vergnügen detailgenaue Konstruktionszeichnungen von historischen Lokomotiven mit ihren Tendern und Passagierwaggons. Als Vorbild dienten ihm die von Robert Stephenson in England gebaute „Adler“ und die amerikanische „Pacific“. Die Bauteile für die Prototypen ließ er von einem befreundeten Tischler anfertigen; er selbst setzte die Bestandteile zusammen und bemalte sie. (vgl. Faass, ebenda, S. 116). Dabei handelte es sich stets um historische Eisenbahnen, denn anders als bei den Futuristen ging Feiningers Technikaffinität nicht mit einer Fortschrittsgläubigkeit einher. Und doch erweist er sich als ein in der Materie versierter Fachmann, der in den Konstruktionszeichnungen, etwa der des „Amerikanischen Personen-D-Wagens „1915“, größte technische Genauigkeit an den Tag legte. Wie er am 26. Mai 1913 an seine Frau Julia schreibt, war er mit großer Begeisterung bei der Sache: „Ich bin ganz feste bei den Modellen und baue ganz raffinierte Sachen und ganz sorgfältig durchdacht in allen Stücken […]. Ich bin in dieser Arbeit wieder einmal der frohe Boy von 15 Jahren, und jetzt hats einen Zweck obendrein.“ (zit. nach T. Lux Feininger, Die Stadt am Ende der Welt, München 1965, S. 28). Mit Blick auf die geplante Produktion sah er auch den Nutzen dieser Entwürfe: „Und doch mit frohem Unterbewus

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