Andrea Semino Andrea Semino (1525 – Genua – 1595) – Mars und Venus mit dem Amork…
Beschreibung

Andrea Semino

Andrea Semino (1525 – Genua – 1595) – Mars und Venus mit dem Amorknaben. Feder in Braun, braun laviert, über schwarzer Kreide auf Bütten. 14,9 x 12,7 cm. Andrea Semino stammte aus einer weitverzweigten genuesischen Malerfamilie. Er ging bei seinem Vater Antonio (1485–1554/5) in die Lehre, bevor er mit seinem Bruder Ottavio (c. 1520–1604) für einige Jahre nach Rom übersiedelte, um das Werk Raffaels und die Bildwerke der klassischen Antike zu studieren. Zurück in Genua, eröffnete er ein eigenes Atelier und nahm, die familiären Bande hochhaltend, zusammen mit Ottavio den Auftrag zur Ausmalung des anspruchsvoll dimensionierten Palazzo Marino in Mailand an, mit dessen Ausführung die Brüder 1557–63 beschäftigt waren. Die vorliegende Zeichnung in der Tradition Perino del Vagas (1501–547) zeigt Venus, von Mars umarmt, daneben der schlummernde Amorknabe. Eine ungünstige Ehevereinbarung, die von Juno ausgehandelt worden war, hatte Venus zur Frau des Vulcanus gemacht, dem Schmied der Götter, der nicht so recht zu seiner glamourösen Gemahlin passen wollte. Als Venus von Amors Liebespfeil getroffen wurde, war es um sie geschehen und so begann die Affäre mit dem Kriegsgott, die letztendlich – wie sollte es auch anders sein – aufflog. Die verhinderten Liebenden ließen Amor für den abgefeuerten Pfeil sühnen, indem sie ihn in dem von Vulcanus geschmiedeten Netz arretierten, das sie zuvor selbst in verfänglicher Position festgehalten hatte. Auf einem 1577 datierten Gemälde Seminos ist Venus, ebenfalls nackt und dem Betrachter frontal zugewandt, in ähnlicher Körperhaltung dargestellt (Musei di Strada Nuova, Palazzo Bianco, Genua, Inv.-Nr. PR320). Amor streckt sich nach seinem Bogen aus, den Venus mit festem Griff außerhalb seiner Reichweite hält. Mit ihrer anderen Hand umklammert sie seine Pfeile, wohl wissend um deren betörenden, aber auch unheilbringenden Liebeszauber. Zeichnungen des Künstlers sind sehr selten. – Papier verso in den oberen Ecken durch ehemalige Montierung leicht angeraut und ganz schwach wellig. In schöner Erhaltung. Literatur: Nicholas Turner, European master drawings from Portuguese collections II: Italy and Portugal, Porto 2021, S. 54f., Kat.-Nr. 15, mit farb. Abb. Ausstellung: Desenhos de mestres italianos em coleções portuguesas (II), Museu Nacional Soares Dos Reis, Porto (Oktober–Dezember 2001), Kat.-Nr. 15. Provenienz: Amédée-Paul-Émile Gasc (1817-1866), Paris und Joigny, unten links mit dem Stempel (Lugt 1131); dessen Bruder Charles Gasc (1822-nach 1869), Spanien und Paris, unten links mit dem Stempel (Lugt 543), 1860 von Vorgenanntem erworben (laut einer Notiz auf dem alten, nicht mehr vorliegenden Sammlungsuntersatz „Charles Gasc a acheté le dessin à son frère Paul Emile Gasc, à Joigny, dans l'Yonne, en Bourgogne-Franche-Comté, le 14 janvier 1860“); Sotheby's, London, Auktion, 4.7.2007, Los 46; Europäische Privatsammlung, auf Unterlage mit dem Sammlerstempel „FB mit Ginkgoblatt im Oval“ (noch nicht von Lugt/Fondation Custodia veröffentlicht). Taxation: differenzbesteuert (VAT: Margin Scheme)

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