Theo van Rysselberghe RYSSELBERGHE, THEO VAN
1862 Gent - 1926 St-Clair/Var

Tite…
Beschreibung

Theo van Rysselberghe

RYSSELBERGHE, THEO VAN 1862 Gent - 1926 St-Clair/Var Titel: "Kleiner Platz in Saint-Tropez. Datum: 1898. Technik: Öl auf Leinwand. Passepartout: Neu aufgezogen. Maße: 40,5 x 49cm. Vermerk: Monogrammiert und datiert unten rechts: "vR 1898". Rahmen: Gerahmt. Verso: Auf dem Keilrahmen Etikett mit handschriftlichen Angaben zur Darstellung sowie Ausstellungsetikett Palais des Beaux-Arts, Brüssel 30.10.1956. Literatur: R. Feltkamp: Théo van Rysselberghe 1862-1926, Paris/Brüssel 2003, S. 320, Nr. 1898-021 mit Abb. Provenienz: Jean Willems, Brüssel; Privatbesitz, Deutschland. Wir danken Olivier Bertrand, Luxemburg, der uns in einer E-Mail vom 24.04.2024 die Authentizität des Werkes ebenfalls bestätigt hat. Verlassen liegt die Bucht vor uns. Der Strand liegt ruhig im blauen Schatten, während Sonnenstrahlen die ins Meer ragenden Felsformationen in ein warmes Gold tauchen. Das Meer ist ruhig, die Felsen spiegeln sich deutlich in der Wasseroberfläche. Deutlichkeit ist jedoch im Zusammenhang mit dieser kleinen Landschaft ein falscher Ausdruck. Die Farbe schwirrt und vibriert. Es gibt keine festen Konturen, Linien oder dreidimensionalen Modellierungen. Und doch hat es der Maler verstanden, den Ort und seine Stimmung klar zu vermitteln. Théo van Rysselberghe war 35 Jahre alt, als er dieses stimmungsvolle "Porträt" des kleinen Strandes bei St. Tropez malte, und er hatte eine besondere Ausdrucksform, den Pointillismus, seit etwa 10 Jahren perfektioniert. Der im belgischen Gent geborene van Rysselberghe wurde zunächst in seiner Heimatstadt, ab 1879 dann aber an der Académie Royale des Beaux-Arts in Brüssel ausgebildet. Nach ersten Beteiligungen an den öffentlichen Salonausstellungen in Gent und Brüssel konnte der junge Künstler 1882/83 erste Erfolge feiern, als er nach einem längeren Marokko-Aufenthalt seine Reiseeindrücke in Ausstellungen präsentierte. Es war die erste von drei Marokko-Reisen, bei denen der junge Künstler bereits vom südlichen Licht fasziniert war. Die Darstellung des Lichts wurde seine große Herausforderung und das zentrale Thema, dem er sich fortan widmete. Als sich 1883 in Brüssel 20 Künstler in der "Société des Vingt" (kurz "Les XX") als Gruppe organisierten. Diese Gesellschaft junger Avantgardekünstler war am Austausch mit internationalen, vor allem französischen Kollegen interessiert. Zu den Mitgliedern gehörten u.a. James Ensor, Ferdinand Khnopff oder Félicien Rops. 20 internationale Künstler wurden zu den jährlichen Ausstellungen der "Vingtistes" eingeladen, um der belgischen Kunstszene neue Impulse zu geben, aber natürlich auch um die belgischen Künstler international zu vernetzen. Auch wegen dieses fortschrittlichen Konzepts wurde Brussles im ausgehenden 19. Jahrhundert zu einem Zentrum der modernen Kunst. 1886 stellten Auguste Renoir und Claude Monet im "Les XX" aus. Théo van Rysselberghe war tief beeindruckt von ihrer besonderen, neuen Darstellung des Lichts und sein eigener, bisher eher realistischer Stil wurde zunehmend impressionistisch. Van Rysselberghe, der in der Pariser Kunstszene bereits gut bekannt war, war eine treibende Kraft hinter den "XX" und wurde zum "Talentscout" der Gruppe in Frankreich. Er "entdeckte" Henri de Toulouse-Lautrec ebenso wie seinen eigenen Mitschüler aus der Akademiezeit, Vincent van Gogh, der seinen einzigen öffentlichen Verkauf zu Lebzeiten auf der Ausstellung der Gruppe 1890 abschließen konnte. Den nachhaltigsten Einfluss auf van Rysselberghes eigenes Werk hatte jedoch seine Auseinandersetzung mit der innovativen, pointillistischen Malerei von George Seurat und Paul Signac, die er 1886 in Paris kennenlernte. Es gelang ihm auch, beide für die Teilnahme an der Ausstellung "XX" in Brüssel zu gewinnen. Während die Impressionisten die stimmungsvolle Darstellung des Lichts in den Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens stellten, verfolgten die Pointillisten einen radikal wissenschaftlichen Ansatz. Die in Punkten auf die Leinwand getupften Farben werden nicht miteinander vermischt, sondern stehen nebeneinander. Das Bild sollte im Auge des Betrachters entstehen, das der Maler nach optischen Gesetzen konstruierte. Van Rysselberghe ist der einflussreichste belgische Maler, der diese neue Technik ab etwa 1888 vorwiegend anwendet. Allerdings modifizierte er die strenge Doktrin des Pointillismus, indem er mit tonalen Farbwerten und - wie im Beispiel der vorliegenden Landschaft - mit kurzen Pinselstrichen arbeitete. Diese Striche (hier in den Meereswellen oder im Übergang zwischen Felsen und Wasser) konnten auch länger und mit einer anderen Intensität ausgeführt werden, als es die "reine Lehre" des Pointillismus vorsah. Im Jahr vor der Entstehung des vorliegenden Gemäldes "Petite plage á St. Tropez" hatte van Rysselberghe das gleiche Motiv bereits in einem etwas kleineren Format gemalt. In unserem späteren Werk hat der Künstler die Komplementärfarben um eine Nuance verschoben: vom Violett-Gelb des früheren Gemäldes zu einem blau-orangen Kontrast. Außerdem hat er dem Himmel in diesem Werk mehr Raum gegeben. Diese neuere Version ist kontrastreicher und vermittelt eine intensive Frische. Voraussichtliche Versandkosten für dieses Los: Absprache nach der Auktion.

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