Null Artus Quellinus I
Antwerpen 1609 - 1668 Antwerpen, Umkreis
Museale Figureng…
Beschreibung

Artus Quellinus I Antwerpen 1609 - 1668 Antwerpen, Umkreis Museale Figurengruppe der Grablegung Flämisch Um 1640 Länge 50 cm, Höhe 44 cm, Tiefe 30 cm Artus Quellinus war ein flämischer Bildhauer, der eine wichtige Rolle in der Entwicklung der nordeuropäischen Skulptur des Hochbarock spielte. Bei der allansichtigen Grablegung Christi handelt es sich um eine meisterliche klassizistisch-barocke Arbeit aus Marmor. Diese wurde vermutlich gegen die Mitte des 17. Jahrhunderts von einer wohl flämischen Bildhauerwerkstatt im Umkreis von Artus Quellinus I (1609-1668), der stark im Stil des römischen Klassizismus von François Duquesnoy (1597-1643) verhaftet ist, hergestellt. Die Maße (50 x 44 x 30 cm) bilden eine formidable Gruppe, angesiedelt zwischen monumentaler Skulptur und Kleinplastik. In pyramidaler Komposition werden drei Figuren in einem Passionsmotiv gezeigt, das den Moment zwischen Kreuzabnahme und Grablege darstellt und mit der beliebten Szene der Beweinung Christi vereint. Der teils schlaff herabgesunkene, teils muskulös angespannte Leichnam Christi ist auf einem unbestimmten Grund aus Draperie gelagert und wird von den zwei Beifiguren gestützt. Beide sind der zentralen Figur in tiefer Kontemplation zugewandt, deren Gesicht bereits leblos gen Himmel gerichtet ist. Der kniende Jüngling presst seine Finger in die Oberarmmuskulatur des Toten, wodurch Emotionen durchdringen, die sein trauriges Gesicht zusätzlich unterstreichen. Diese Zurückhaltung wird von der anderen Figur gebrochen: Die Frau umarmt die linke Hand Christi und schmiegt ihr Gesicht in tiefer Trauer an seinen Handrücken. Das dichte, offene Haar ist über ihrem Rücken aufgefächert und deutet ebenfalls auf emotionale Unruhe hin. Ihr jugendliches Gesicht lässt die Vermutung zu, dass es sich um Maria Magdalena handelt. Besonders auffallend ist die spärliche, antikisierende Bekleidung der Figuren, welche die Szene in einem antiken Umfeld verorten und dem Stil des klassizistischen Barocks zuordnen. Hier weicht ornamental-bewegte Dramatik einer kontemplativen, gefühlsbetonten Variante des Ausdrucks, die an antike Skulpturen erinnert. Die weiche Modellierung der Beifiguren steht im Kontrast zum anatomisch perfekt dargestellten, muskulösen und sehnigen Körper von Christus. Dieser Hyperrealismus und die straffe Körperdynamik Christi nimmt bereits die baldige Auferstehung vorweg (vgl. antiker Torso vom Belvedere). Kleinste Details wie das Wundmal an seiner Brust, die durchbrochenen Locken und seine Fingernägel sind akribisch herausgearbeitet. Jene zurückgenommen klassischen Merkmale sind maßgeblich von Francois Duquesnoy, einem Vertreter des römischen Klassizismus, beeinflusst. Dieser studierte in Rom und fertigte dort nicht nur Klein- und Monumentalplastiken an, sondern wurde auch mit der Restaurierung antiker Statuen betraut. Als einer der wichtigsten römischen Bildhauer des 17. Jahrhunderts prägte sein Stil spätere Künstler maßgeblich, so auch Artus Quellinus den Älteren, der sogar von Duquesnoy ausgebildet wurde. Er kehrte jedoch nach Amsterdam zurück, wo er in die Antwerpener Lukasgilde aufgenommen wurde. In einer kontrastreichen Mischung von antikisierend weicher Modellierung und ausdrucksstark dynamischer Physiognomie lenkt auch der Künstler der hier vorgestellten Plastik den Fokus auf die zentrale Figur Christus. Als Vergleichsbeispiel kann das Ton-Bozzetto „Samson und Delila“ (Staatliche Museen zu Berlin) gelten. Die sorgfältige Bearbeitung der Oberflächen und die stumme, emotionale Zwiesprache zwischen den dargestellten Figuren zeugen von klassischen Inspirationen Duquesnoys; der komplex dynamisch proportionierte Körper lässt an die üppige Barockmalerei von Peter Paul Rubens denken, der sogar ein guter Freund und Lehrmeister der Quellinus-Familie war. Der malerische Eindruck und der hohe Grad an technischer Expertise zeugen von der Vereinigung barocker Stilmittel und kreieren in meisterhafter Fasson eine Szene mit gefühlsgeladenem Aussagegehalt.

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Artus Quellinus I Antwerpen 1609 - 1668 Antwerpen, Umkreis Museale Figurengruppe der Grablegung Flämisch Um 1640 Länge 50 cm, Höhe 44 cm, Tiefe 30 cm Artus Quellinus war ein flämischer Bildhauer, der eine wichtige Rolle in der Entwicklung der nordeuropäischen Skulptur des Hochbarock spielte. Bei der allansichtigen Grablegung Christi handelt es sich um eine meisterliche klassizistisch-barocke Arbeit aus Marmor. Diese wurde vermutlich gegen die Mitte des 17. Jahrhunderts von einer wohl flämischen Bildhauerwerkstatt im Umkreis von Artus Quellinus I (1609-1668), der stark im Stil des römischen Klassizismus von François Duquesnoy (1597-1643) verhaftet ist, hergestellt. Die Maße (50 x 44 x 30 cm) bilden eine formidable Gruppe, angesiedelt zwischen monumentaler Skulptur und Kleinplastik. In pyramidaler Komposition werden drei Figuren in einem Passionsmotiv gezeigt, das den Moment zwischen Kreuzabnahme und Grablege darstellt und mit der beliebten Szene der Beweinung Christi vereint. Der teils schlaff herabgesunkene, teils muskulös angespannte Leichnam Christi ist auf einem unbestimmten Grund aus Draperie gelagert und wird von den zwei Beifiguren gestützt. Beide sind der zentralen Figur in tiefer Kontemplation zugewandt, deren Gesicht bereits leblos gen Himmel gerichtet ist. Der kniende Jüngling presst seine Finger in die Oberarmmuskulatur des Toten, wodurch Emotionen durchdringen, die sein trauriges Gesicht zusätzlich unterstreichen. Diese Zurückhaltung wird von der anderen Figur gebrochen: Die Frau umarmt die linke Hand Christi und schmiegt ihr Gesicht in tiefer Trauer an seinen Handrücken. Das dichte, offene Haar ist über ihrem Rücken aufgefächert und deutet ebenfalls auf emotionale Unruhe hin. Ihr jugendliches Gesicht lässt die Vermutung zu, dass es sich um Maria Magdalena handelt. Besonders auffallend ist die spärliche, antikisierende Bekleidung der Figuren, welche die Szene in einem antiken Umfeld verorten und dem Stil des klassizistischen Barocks zuordnen. Hier weicht ornamental-bewegte Dramatik einer kontemplativen, gefühlsbetonten Variante des Ausdrucks, die an antike Skulpturen erinnert. Die weiche Modellierung der Beifiguren steht im Kontrast zum anatomisch perfekt dargestellten, muskulösen und sehnigen Körper von Christus. Dieser Hyperrealismus und die straffe Körperdynamik Christi nimmt bereits die baldige Auferstehung vorweg (vgl. antiker Torso vom Belvedere). Kleinste Details wie das Wundmal an seiner Brust, die durchbrochenen Locken und seine Fingernägel sind akribisch herausgearbeitet. Jene zurückgenommen klassischen Merkmale sind maßgeblich von Francois Duquesnoy, einem Vertreter des römischen Klassizismus, beeinflusst. Dieser studierte in Rom und fertigte dort nicht nur Klein- und Monumentalplastiken an, sondern wurde auch mit der Restaurierung antiker Statuen betraut. Als einer der wichtigsten römischen Bildhauer des 17. Jahrhunderts prägte sein Stil spätere Künstler maßgeblich, so auch Artus Quellinus den Älteren, der sogar von Duquesnoy ausgebildet wurde. Er kehrte jedoch nach Amsterdam zurück, wo er in die Antwerpener Lukasgilde aufgenommen wurde. In einer kontrastreichen Mischung von antikisierend weicher Modellierung und ausdrucksstark dynamischer Physiognomie lenkt auch der Künstler der hier vorgestellten Plastik den Fokus auf die zentrale Figur Christus. Als Vergleichsbeispiel kann das Ton-Bozzetto „Samson und Delila“ (Staatliche Museen zu Berlin) gelten. Die sorgfältige Bearbeitung der Oberflächen und die stumme, emotionale Zwiesprache zwischen den dargestellten Figuren zeugen von klassischen Inspirationen Duquesnoys; der komplex dynamisch proportionierte Körper lässt an die üppige Barockmalerei von Peter Paul Rubens denken, der sogar ein guter Freund und Lehrmeister der Quellinus-Familie war. Der malerische Eindruck und der hohe Grad an technischer Expertise zeugen von der Vereinigung barocker Stilmittel und kreieren in meisterhafter Fasson eine Szene mit gefühlsgeladenem Aussagegehalt.

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