Joachim WEINGART (Drohobytch 1895- Auschwitz 1942)

Familie auf der Terrasse Circa 1928 Öl auf Leinwand 77 x 92 cm Signiert oben rechts "Weingart". Auf der Rückseite, auf dem Keilrahmen, das Etikett mit den handschriftlichen Informationen "Innenkomposition Weingart Nr. 66". Auf der Rückseite auf dem Keilrahmen die handschriftliche Beschriftung von der Hand des Künstlers mit blauer Kreide "25 boulevard Montparnasse 125". Joachim Weingart wurde in Drohobytsch in Polen geboren. Erst 1925 kam er nach Paris, nachdem er in seiner Heimat mit seinen Ausstellungen erfolgreich gewesen war. Sein Studium der Malerei absolvierte er 1912 an der Kunstgewerbeschule in Weimar, bevor er nach Wien ging, um dort die Akademie der bildenden Künste zu besuchen. In Berlin wurde er von Archipenko beraten. Später entschied sich Carol Katz, ein Industrieller und Mäzen, ihn und seine Kunst zu unterstützen. Als er 1925 nach Paris kam, ließ er sich mit dem Künstler Zygmunt Menkes in Montparnasse nieder und freundete sich mit den Malern Léon Weissberg und Alfred Aberdam an; zusammen bildeten sie die Gruppe der Vier. Joachim Weingart war nicht sofort erfolgreich, erst nachdem ihn der Kunsthändler René Gimpel entdeckt hatte, begann er, bekannt zu werden. Das Unglück, das er in seinem Eheleben erlebte, beeinflusste die Entwicklung seiner Karriere tiefgreifend. Nach mehreren Depressionen wurde er ins Krankenhaus eingeliefert, malte aber bis zu seiner Deportation im Juli 1942 weiter Gemälde, die zu seinen besten Werken gehörten. Weingart ist ein ausdrucksstarker und koloristischer Maler. Stillleben, Porträts, Landschaften, weibliche Akte und Innenszenen sind Themen, die er besonders gerne malt. Seine Werke zeichnen sich durch ihre Materialität, Textur und ein Gefühl von Weichheit, Intensität und existenzieller Einsamkeit aus. 1934 begann er, Kohlezeichnungen anzufertigen. Er ist ein ausgezeichneter Zeichner, sein Strich ist lebhaft und erfasst sofort eine Atmosphäre, ein Temperament. Joachim Weingart nahm an mehreren Gruppenausstellungen teil, die erste fand 1912 in Lwow statt. Er nahm unter anderem in Paris am Salon d'Automne 1924, am Salon des Indépendants 1926 und 1929 und an der Internationalen Ausstellung 1937 teil. Er hatte nur eine einzige Einzelausstellung, die er 1932 bei der Jewish Association for the Promotion of Fine Arts in Warschau durchführte. In dem Werk "Familie auf der Terrasse" zeigt Joachim Weingart sein Talent als Kolorist. Er kombiniert warme mit kalten Tönen und enthüllt dabei diese sanfte, rätselhafte Atmosphäre, die seine innere Welt offenbart. E.V