GUENTHER UECKER 'KOPF' (1955/1956) GUENTHER UECKER 1930 Wendorf, Mecklenburg - l…
Beschreibung

GUENTHER UECKER 'KOPF' (1955/1956)

GUENTHER UECKER 1930 Wendorf, Mecklenburg - lebt und arbeitet in Düsseldorf 'KOPF' (1955/1956) Nägel auf Holz. 60 x 34 x 38 cm. Rückseitig signiert und datiert 'Uecker (19)56'. Günther Uecker wurde am 13. März 1930 in Wendorf, Mecklenburg geboren und wuchs auf der Halbinsel Wustrow auf. Nach seinem Studium der Malerei in Wismar und an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, verließ er im Jahr 1953 die DDR und kam schließlich 1955 nach Düsseldorf, wo er an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf das Studium in der Klasse von Otto Pankok aufnahm. Das hier vorgestellte Nagelobjekt 'Kopf' zeigt eines der frühesten Nagelobjekte im Schaffen von Günther Uecker. In die Damenbüste aus Holz wurden umlaufend gleichmäßig Nägel eingeschlagen, sodass die gesamte Figur benagelt ist. Das verwendete Holz stammt, gemäß Uecker, aus seiner Heimat in Mecklenburg, wo er 1955 zurückreiste, um seine Schwester Rotraut zu sich ins Rheinland zu bringen. Die Holzskulptur wurde wohl kurze Zeit später angefertigt und trägt rückseitig Ueckers Signatur und eine Datierung 'Uecker (19)56'. In ihrer Formsprache steht die Holzfigur in der Tradition der Skulpturen des Expressionismus. Sie zeigt eine Verwandtschaft zu den Holzskulpturen von Erich Heckel oder Ernst Ludwig Kirchner, die mit ihrer Begeisterung für ozeanische und afrikanische Kunst die kraftvolle Intensität der Formen in ihren Arbeiten adaptierten, um eine Steigerung der Ausdruckskraft zu erzielen. Ähnlich verhält es sich mit den zu dieser Zeit entstehenden Holzschnitten von Uecker, die denen seines Lehrers Otto Pankoks nahestehen und dessen Einfluss veranschaulichen. Im Jahr 1957 entstehen Ueckers erste Nagelobjekte. Die Hinwendung zur monochromen Malerei entwickelt sich infolge von Yves Kleins Monochromien, die in Düsseldorf erstmals Ende Mai 1957 in der Galerie von Alfred Schmela präsentiert wurden. Diese Entwicklung veranschaulicht beispielsweise das Werk "Das Gelbe Bild" aus dem Jahr 1957/58 (Honisch WVZ Nr. 57). Bei dieser Arbeit umranden die eingeschlagenen Nägel noch den Keilrahmen, nachfolgende Werke aus dem gleichen Jahr zeigen bereits die Integration des Nagels in die Bildfläche selbst. Ab diesem Zeitpunkt konnte von einem klassischen Gemälde nun keine Rede mehr sein, seine Kunst transformierte in plastische Objekte. Mit seinen materiellen Eigenschaften und seinen optischen Qualitäten verleiht der handelsübliche Nagel als Arbeitsmaterial den Werken von Günther Uecker Objektcharakter. Die in die Bildfläche eingeschlagenen Nägel erweitern den zweidimensionalen Bildraum damit um die dritte Dimension. Im Zusammenspiel des einfallenden Lichts auf die meist weiß bemalten Bildträger, ruft der in einer Vielzahl oder auch einzelne Nagel eine visuelle Wirkung hervor. Licht und Schatten erzeugen eine sichtbare Vibration, charakteristisch für die Kunst der ZERO-Bewegung. Ab 1961, mit der Herausgabe der dritten und letzten Ausgabe der Zeitschrift ZERO, die im Juli des Jahres in der Düsseldorfer Altstadt vor und in den Galerieräumen von Alfred Schmelas feierlich beworben wurde, intensiviert sich die Zusammenarbeit von Günther Uecker mit den Düsseldorfer Künstlern Heinz Mack und Otto Piene, die bereits seit 1957 mit ihren Abendausstellungen das wachsende Künstlernetzwerk ZERO initiierten und mit der Herausgabe der Namensgebenden Zeitschrift ihre künstlerischen Bestrebungen publizierten. Von den anfänglich Nagelobjekten, die noch von einer strengen, regelhaften Gliederung geprägt sind, über die organischen Streuungen der Nagelformationen, die ab 1962 entstehen (vgl. 'Rose' (1963), Losnummer 143), widmet sich Günther Uecker ab 1963 auch der Benagelung von Gegenständen und Möbeln, wie Stühlen, Tischen, TV-Geräten und Pianos. Dieter Honisch publizierte im Jahr 1983 ein Werkverzeichnis über Günther Uecker, in dem das Objekt 'Kopf' mit der Nummer 1 an den Anfang von seinem künstlerischen Schaffen gesetzt wurde. Eine zeitlich spätere Übernagelung der 1956 entstandenen Holzskulptur erscheint angesichts der Entwicklung in Ueckers Werken bezüglich der Anwendung des Nagels möglich. Im Katalog zur Ausstellung 'Günther Uecker' in der Kestner-Gesellschaft in Hannover im Jahr 1972 wird das Nagelobjekt 'Kopf' mit der Jahreszahl 1965 aufgeführt und zwischen weiteren Nagelobjekten Anfang der 1960er Jahre abgebildet, die eine vergleichbare Anwendung des Nagels aufweisen (Ausst.-Kat. Hannover 1972, Kestner-Gesellschaft, Hannover 1972, S. 90.).Das Nagelobjekt 'Kopf' ist von beindruckender musealer Qualität und nimmt als eines der frühesten Nagelobjekte im Schaffen von Günther Uecker eine besondere Stellung ein. Das Werk stammt aus einer Privatsammlung in Nordrhein-Westfalen.Literatur:Ausst.-Kat. Hannover, Kestner-Gesellschaft, Günther Uecker, 5.5.-18.6.1972, S. 90 (mit Abb.);Dieter Honisch, 'Uecker', Werkverzeichnis, Nr. 1, Stuttgart 1983, S. 169 (mit Abb.).Ausstellungen:Wuppertal, Kunst- und Museumsverein, Exotisches und Moderne Kunst, 7.4.-26.5.1968;Hannover, Kestner-Gesellschaft, Günther Uecker,

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