Null Abraham Mignon

Jagdstillleben mit einem Feldhuhn, Fasan, Distelfink, weite…
Beschreibung

Abraham Mignon Jagdstillleben mit einem Feldhuhn, Fasan, Distelfink, weiteren Vögeln und Jagdutensilien Öl auf Leinwand (doubliert). 63 x 48,5 cm. Provenienz Italienische Sammlung. - Galerie Müllenmeister, Solingen, 1979 (verso Klebeetikett). - Süddeutsche Privatsammlung. Literatur Magdalena Kraemer-Noble: Abraham Mignon 1640-1679, Catalogue Raisonné, Petersberg 2007, S. 270-271, Nr. 110. Das Feldhuhn hängt, an einem Faden befestigt, kopfüber in einer steinernen Nische – eine erlegte Jagdbeute, und doch verleiht Abraham Mignon ihr Schönheit und Eleganz. Die zur Seite sich öffnenden Flügel sind rhythmisch gefächert, das Weiß der Federn wird zum Rumpf hin strahlender und heller, der Kopf des Vogels, in hellem Ocker leuchtend, ruht sanft auf einer samtgrünen Jagdtasche. Dort, auf dem Tisch, sind weitere Vögel abgelegt, ein Dompfaff, ein Distelfink, ein Rebhuhn, ein Fasan sowie Blaumeisen. Neben der Jagdtasche vervollständigen Jagdutensilien wie das Horn oder die korkenzieherförmige Lockpfeife das Arrangement. Mignon erweist sich hier als Meister seines Fachs, er lenkt gekonnt den Blick von oben nach unten, steigert dabei den Reichtum der Farben und Formen und macht überdies die mannigfaltige Stofflichkeit des Gefieders und der Jagdutensilien fühlbar. Die Raffinesse dieses Stilllebens im Kolorit, in der Komposition und in den Formen entspricht dabei dem intendierten aristokratischen oder patrizischen Betrachter, war die Jagd doch ein Privileg, das höheren Ständen vorbehalten war. Bereits der Kunsthistoriograph Arnold Houbraken hat im frühen 18. Jahrhundert die Bedeutung des Deutschen Abraham Mignon für die niederländische Malerei des goldenen Zeitalters hervorgehoben. Mignon entstammte einer hugenottischen Familie aus Frankfurt, eine Stadt, die mit Georg Flegel und Jakob Marrell eine eigene Tradition der Stilllebenmalerei entwickelt hatte. Mignon lernte bei Marrell und siedelte mit diesem nach Utrecht über, ein Schritt, der entscheidend sein sollte für seine künstlerische Karriere. Denn in Utrecht traf er auf Jan Davidsz. de Heem, der ihn künstlerisch prägen und dessen Werkstatt er später übernehmen sollte. Abraham Mignon ist vornehmlich für seine Blumen-, Obst- und Waldbodenstillleben bekannt (vgl. Lempertz-Auktion 1209, Köln, 19.11.2022, Lot 1563). Das vorliegende Jagdstillleben, seit langem in einer süddeutschen Privatsammlung, stellt eines von knapp 15 Werken dieser Gattung im Œuvre Mignons dar. Betrachtet man deren Entwicklung, zeigt sich eine zunehmende Beherrschung des Arrangements von Tieren und Jagdutensilien, eine zunehmende Klarheit und Eleganz in der Komposition, wie sie dem vorliegenden Stillleben zu eigen ist. Dies wird offenkundig, wenn man etwa die Darstellung des Feldhuhns hier vergleicht mit der Darstellung von Hähnen in früheren Werken, deren Silhouetten unruhiger, deren Federn buntfarbiger sind. Die Kunst des Jagdstilllebens lernte Abraham Mignon unter anderem von Willem van der Aelst, der nach Aufenthalten in Italien und Frankreich eine erfolgreiche Werkstatt in Amsterdam führte (Abb. 1). Abraham Mignon hat das Arrangement dieses Stilllebens später noch einmal zu einer größeren Komposition erweitert, mit dem Feldhuhn im Bildzentrum, jedoch mit einem reicheren Repertoire an Tieren und Jagdutensilien, welches sich nicht zufällig in einer fürstlichen Sammlung befindet (Sammlung der Herzöge von Anhalt, Stiftung Dessau-Wörlitz, Schloss Mosigkau, Inv.-Nr. 11). Abb. 1/Ill. 1: Willem van Aelst: Stillleben mit Jagdgeräten und Rebhuhn / Still Life with Hunting Tools and Partridge, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe.

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Abraham Mignon Jagdstillleben mit einem Feldhuhn, Fasan, Distelfink, weiteren Vögeln und Jagdutensilien Öl auf Leinwand (doubliert). 63 x 48,5 cm. Provenienz Italienische Sammlung. - Galerie Müllenmeister, Solingen, 1979 (verso Klebeetikett). - Süddeutsche Privatsammlung. Literatur Magdalena Kraemer-Noble: Abraham Mignon 1640-1679, Catalogue Raisonné, Petersberg 2007, S. 270-271, Nr. 110. Das Feldhuhn hängt, an einem Faden befestigt, kopfüber in einer steinernen Nische – eine erlegte Jagdbeute, und doch verleiht Abraham Mignon ihr Schönheit und Eleganz. Die zur Seite sich öffnenden Flügel sind rhythmisch gefächert, das Weiß der Federn wird zum Rumpf hin strahlender und heller, der Kopf des Vogels, in hellem Ocker leuchtend, ruht sanft auf einer samtgrünen Jagdtasche. Dort, auf dem Tisch, sind weitere Vögel abgelegt, ein Dompfaff, ein Distelfink, ein Rebhuhn, ein Fasan sowie Blaumeisen. Neben der Jagdtasche vervollständigen Jagdutensilien wie das Horn oder die korkenzieherförmige Lockpfeife das Arrangement. Mignon erweist sich hier als Meister seines Fachs, er lenkt gekonnt den Blick von oben nach unten, steigert dabei den Reichtum der Farben und Formen und macht überdies die mannigfaltige Stofflichkeit des Gefieders und der Jagdutensilien fühlbar. Die Raffinesse dieses Stilllebens im Kolorit, in der Komposition und in den Formen entspricht dabei dem intendierten aristokratischen oder patrizischen Betrachter, war die Jagd doch ein Privileg, das höheren Ständen vorbehalten war. Bereits der Kunsthistoriograph Arnold Houbraken hat im frühen 18. Jahrhundert die Bedeutung des Deutschen Abraham Mignon für die niederländische Malerei des goldenen Zeitalters hervorgehoben. Mignon entstammte einer hugenottischen Familie aus Frankfurt, eine Stadt, die mit Georg Flegel und Jakob Marrell eine eigene Tradition der Stilllebenmalerei entwickelt hatte. Mignon lernte bei Marrell und siedelte mit diesem nach Utrecht über, ein Schritt, der entscheidend sein sollte für seine künstlerische Karriere. Denn in Utrecht traf er auf Jan Davidsz. de Heem, der ihn künstlerisch prägen und dessen Werkstatt er später übernehmen sollte. Abraham Mignon ist vornehmlich für seine Blumen-, Obst- und Waldbodenstillleben bekannt (vgl. Lempertz-Auktion 1209, Köln, 19.11.2022, Lot 1563). Das vorliegende Jagdstillleben, seit langem in einer süddeutschen Privatsammlung, stellt eines von knapp 15 Werken dieser Gattung im Œuvre Mignons dar. Betrachtet man deren Entwicklung, zeigt sich eine zunehmende Beherrschung des Arrangements von Tieren und Jagdutensilien, eine zunehmende Klarheit und Eleganz in der Komposition, wie sie dem vorliegenden Stillleben zu eigen ist. Dies wird offenkundig, wenn man etwa die Darstellung des Feldhuhns hier vergleicht mit der Darstellung von Hähnen in früheren Werken, deren Silhouetten unruhiger, deren Federn buntfarbiger sind. Die Kunst des Jagdstilllebens lernte Abraham Mignon unter anderem von Willem van der Aelst, der nach Aufenthalten in Italien und Frankreich eine erfolgreiche Werkstatt in Amsterdam führte (Abb. 1). Abraham Mignon hat das Arrangement dieses Stilllebens später noch einmal zu einer größeren Komposition erweitert, mit dem Feldhuhn im Bildzentrum, jedoch mit einem reicheren Repertoire an Tieren und Jagdutensilien, welches sich nicht zufällig in einer fürstlichen Sammlung befindet (Sammlung der Herzöge von Anhalt, Stiftung Dessau-Wörlitz, Schloss Mosigkau, Inv.-Nr. 11). Abb. 1/Ill. 1: Willem van Aelst: Stillleben mit Jagdgeräten und Rebhuhn / Still Life with Hunting Tools and Partridge, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe.

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BOSSE (Abraham). -Sammlung von 2 Werken, gebunden in einem kleinen Band in 8 Seiten, Kalbsleder, mit goldgeprägtem Rückenschild und granatrotem Titelblatt, dreifachem Goldschnitt, goldgeprägtem Innensteg, rot gesprenkeltem Schnitt und goldgeprägten Eckblättern. Das obere Kapital ist beschädigt, die Ecken sind abgenutzt (Einband um 1700). Einer der berühmtesten französischen Kupferstecher, Abraham Bosse (um 1604-1676), war der Sohn eines deutschen Schneiders, der nach Tours eingewandert war. Er war Mathematiker und Geometer und veröffentlichte persönliche Werke über Geometrie oder die Kunst der Gravur, darunter mehrere nach den Abhandlungen des Architekten und Ingenieurs Girard Desargues über Perspektive, Sonnenuhren und Stereotomie. Zusammenstellung seiner beiden wichtigsten Bücher über die Perspektive, eines theoretisch und das andere praktisch. -Maniere universelle de MrDesargues, pour pratiquer la perspective par petit-pied, comme le geometral. Ensemble les places et proportions des fortes & foibles touches, teintes ou couleurs. AParis, de l'imprimerie de Pierre Des-Hayes. 1647 [zu den Titeln-Frontispizen] und 1648 [zum gedruckten Titel]. Kleines Format in 8 cm, 352pp. wie folgt: 16 nicht nummerierte S., S. 1-168, 8 S. (zweispaltig pro Seite, nummeriert 169-184), S. 169-176 (zählt als 185-192), S. 193-312, 8 nicht nummerierte S. (zählt als 313-320), S. 321-342, 2 nicht nummerierte S.. Originalausgabe. Bedeutende Kupferstichillustration von Abraham Bosse. Außerhalb des Textes: Titel-Frontispiz, Porträt von Michel Larcher und 81ff. meist doppelseitige Tafeln (mit einem zweiten Frontispiz und 156 nummerierten, geprägten Kompositionen, von denen 2 zusätzlich wiederholt werden). Eines der Tafelblätter wurde vom Buchbinder gefaltet und an den äußeren Rand eines Textblattes geheftet. Im Text 2 Vignetten: eine Widmung an Michel Larcher mit dessen Wappen und eine verschlüsselte Demonstration der Komposition Nr. 156 (Abraham Bosse, savant graveur, Maxime Préaud und Sophie Join-Lambert, Hrsg., Paris, BnF, und Tours, Musée des Beaux-Arts, S. 61-62, 244-251 und 325; Berlin, Nr. 4716; Fowler, Nr. 56). Eine große wissenschaftliche und künstlerische Abhandlung. Abraham Bosse, der eine rationale, cartesianische Pädagogik anwendet, erläutert und erweitert hier die Theorien von Girard Desargues: Er behandelt die Perspektive, die auf den Verlauf der Figuren und ihrer Schatten angewendet wird, dann auf die Variationen der Farbtöne und Farben je nach Entfernung der dargestellten Objekte, und fügt theoretische Ergänzungen hinzu, darunter die Abhandlung, die Girard Desargues selbst 1636 veröffentlicht hatte. Er schlägt die Übereinstimmung von Geometrisch und Perspektivisch vor: "Geometrisch" zu arbeiten bedeutet, die orthogonale Projektion eines Objekts auf eine horizontale oder vertikale Ebene zu zeichnen, was es den Konstrukteuren oder Handwerkern ermöglicht, die Maße abzulesen und die Herstellung oder den Bau erfolgreich durchzuführen. Das "perspektivische Zeichnen" (das Wort "petit pied" bedeutet einen verkleinerten Maßstab) bedeutet, ein Objekt von einem bestimmten Ort aus in einer bestimmten Entfernung zu zeichnen, was zu den freien Künsten gehört und das Vorrecht des Architekten ist. Indem Abraham Bosse diese Übereinstimmung des "Geometrischen" und des "Perspektivischen" suggeriert, bringt er die traditionellen Hierarchien ins Wanken und "verleiht somit den Handarbeitern ihre Adelsbriefe. Wenn man dazu noch die Zusammenführung von Gravur und Malerei in dem, was er die Kunst der Porträtmalerei nennt, hinzufügt, besteht kein Zweifel daran, dass er eine intellektuelle und soziale Liberalisierung der Gravurkunst versucht hat" (Abraham Bosse, savant graveur, op.cit., S. 244). Diese Manière universelle brachte Abraham Bosse die Aufnahme in die Académie royale de peinture et de sculpture ein, wo er die Praxis der Perspektive lehren sollte, und fand in Europa weite Verbreitung: Sie wurde ins Holländische übersetzt und inspirierte die erste große englische Abhandlung über Perspektive, die 1719 von dem Mathematiker Brook Taylor veröffentlicht wurde. Der Architekt und Geometer Girard Desargues (1591-ca. 1661), Lehrer von Blaise Pascal und ein von René Descartes geschätzter Wissenschaftler, verkehrte im Kreis von Père Mersenne und war mit Abraham Bosse befreundet. Er gilt als Begründer der projektiven Geometrie und als einer der Erfinder des geometrischen Koordinatensystems (dem man jedoch den Namen Descartes gab, der in dieser Hinsicht weniger legitim war). Er veröffentlichte vier Abhandlungen, darunter 1636 eine über die Perspektive, eine wahre Bibel für Abraham Bosse, der zu denjenigen gehörte, die am meisten zur Verbreitung seiner Ideen beitrugen. Die Arbeiten von Girard Desargues, die im Schatten von Descartes und Pascal standen, wurden im nächsten Jahrhundert von Gaspard Monge wiederentdeckt und im 19. Jahrhundert von den Mathematikern Jean-Victor Poncelet und Charles-Julien Brianchon weiterentwickelt, während im 19.