LOUVENCOURT (François de, seigneur de Vauchelles).

Ɵ Les Amours et premières œuvres poëtiques. Paris, George Drobet, 1595. In-8, rotes Maroquinleder, dreifaches goldgeprägtes Filet, Rückenverzierung, wiederholtes florales Eisen, innere Spitze, goldgeprägtes Schnittmuster (Trautz-Bauzonnet). Erste und einzige Ausgabe dieser äußerst seltenen Gedichtsammlung. Dies ist eines der seltensten Bücher, die ich kenne. [...] Ich hatte es noch nie auf Auktionen gesehen (Viollet-le-Duc). Das einzige Exemplar, das wir in öffentlichen Beständen auflisten konnten, befindet sich in der BnF und wurde im 18. Jahrhundert von La Ferté in rotes Maroquin gebunden (ehemalige Sammlungen des Duc de La Vallière und des Marquis de Paulmy). Der in Amiens geborene Dichter François de Louvencourt (ca. 1568/1569-1638), Herr von Vauchelles, war während seiner klassischen Studien Schüler von Jean des Caurres und während eines Aufenthalts in Bourges 1587-1589 von Cujas. Aus seinen Familienarchiven geht hervor, dass er Berater des Königs, Präsident-Schatzmeister von Frankreich und General der Finanzen in der Generalitat Picardie war. Von ihm sind eine Übersetzung der Reisen des Francis Drake, ein Roman mit dem Titel Les Amans de Siene und religiöse Gedichte überliefert. Der Band umfasst nach der Zählung von J. P. Barbier-Mueller 328 Stücke, die in vier Bücher aufgeteilt sind: Les Amours de l'Aurore (204 Stücke), Les Amours de Leucothée (40 Stücke), Les Amours de Mellide (4 Stücke) und Meslanges (80 Stücke: Oden, Stanzen, Sonette, Reden in Versen usw.). Das erste Buch besteht aus zweihundert Sonetten an die Aurora, den Namen, den er seiner Geliebten gegeben hatte. In der Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Buch soll Aurore ihm untreu gewesen sein. [...] Vauchelles drückt sein Bedauern im zweiten Buch in Elegien aus, von denen die zweite ein kleines Meisterwerk des Liebesschmerzes, der wahren Zärtlichkeit, edel, mutig und einfach ausgedrückt, ist. Das dritte Buch ist eine gereimte Novelle: Es sind die Abenteuer einer Frau, die an Liebe gestorben ist (Viollet-le-Duc). Die Ausgabe ist der Prinzessin von Longueville, Catherine d'Orléans, gewidmet. In dieser Widmung äußert sich der Dichter zur leidenschaftlichen Liebe und erklärt, er wolle beweisen, dass die Ufer der Seine und der Loire nicht die einzigen Orte im Königreich sind, an denen die Liebe glücklich besungen wird. Auf der Rückseite des letzten Vorblattes befindet sich ein reizendes, fein gestochenes Porträt des 26-jährigen Autors, gefolgt von einem Vierzeiler, der mit "Tel est ce Louvencourt vray Cephale amoureux" beginnt. Dieses Porträt fehlt in dem digitalisierten Exemplar der BnF. Sehr schönes Exemplar aus den Bibliotheken Charles Nodier (1844, Nr. 459), Viollet le Duc (I, 1849, Nr. 320) und Lignerolles (1894, Nr. 1011). Es befand sich einst in einem englischen Einband aus zitronengelbem Maroquin und wurde nach der Viollet-le-Duc-Auktion von Trautz-Bauzonnet gebunden. Ohne das letzte Blatt, weiß. J. P. Barbier-Mueller, IV-3, Nr. 47. - Diane Barbier-Mueller, Inventar..., Nr. 492.