FLAUBERT Gustave (1821-1880). L.A.S. "Gve Flaubert", Croisset Samedi 21 [20. Sep…
Beschreibung

FLAUBERT Gustave (1821-1880).

L.A.S. "Gve Flaubert", Croisset Samedi 21 [20. September 1860], an Ernest FEYDEAU; 4 Seiten in-8 auf blauem Papier. Sehr schöner Brief während des Schreibens von Salammbô. "Endlich! Ich dachte, du seist tot! Du warst nur krank. Gesegnet sei Gott, wenn man Gott überhaupt segnen kann. Und du kommst zurück! Ich werde deine Trägerin also einige Tage nach ihrer Landung sehen, denn ich muss gegen Ende Oktober in Paris sein, um das Stück von Bouilhet aufzuführen. [...] Ich werde wahrscheinlich den ganzen Winter über hier bleiben und in der Stille des Kabinetts an Leib und Seele nagen. Ich muss vorankommen, & ich habe enorm viel zu tun! Seit Ende Juni habe ich ungefähr zwei Kapitel geschrieben, denn ich beende gerade das IX. Ich habe noch sechs vor mir - & meine Lektüre wird immer mehr & die Schwierigkeiten werden natürlich auch immer größer. Ich habe letzten Monat drei Wochen in Paris verbracht und mich durch die Bibliotheken geschleppt, was nicht sehr unterhaltsam ist. - Und ich war so verwirrt von der Lektüre, dass ich Paphos vergaß. Bei unseren Freunden gibt es nichts Neues. Maxime [Du Camp] ist mit Garibaldini in Kalabrien [...] Die Präsidentin [Frau Sabatier] hat sich über den Mac in Rouill [Mosselman] hinweggetröstet, der ihr definitiv eine Pension von 6.000 Fr. pro Jahr macht. Ich glaube, sie wird einen anderen Mosieu finden. (Sie ist in all diesen Geschichten nicht stark gewesen, das arme Mädchen!). Turgan hat sich gerade eine tolle Sache ausgedacht, um den Ort zu besichtigen! Ich weiß nicht, wie viele Kilogr. Scheiße in einer Sekunde von seiner Maschine aufgesaugt werden. Wir haben das Polytechnikum im Handumdrehen aufgeräumt. Die mathematischen Kothaufen flogen wie Krähen davon. Das ist erhaben. Was mich betrifft, so arbeite ich wütend. Ich habe gerade ein sehr merkwürdiges Buch über die Medizin der Araber gelesen, und derzeit (ohne zu zählen, was ich schreibe) lese ich Cedrenus, Sokrates, Sozomenos, Eusebius und eine Abhandlung von Herrn Obry über die Unsterblichkeit der Seele bei den Juden, das Ganze mit Mischna dazwischen, als pièce de résistance. [...] Ich habe gehört, dass es dir zu heiß geworden ist, mein guter Mann? Ich weiß, was das ist, nichts gegen dich (als heiß zu sein) [...] Ich war im Mai am Roten Meer, mein Guter, - & ich habe den Wendekreis im Juni überquert. Hâh. Willst du, dass ich dir eine kleine Vorhersage mache? Du wirst nicht nach Afrika zurückkehren, eine misslungene Reise kann man nicht wiederholen. Wenn du im Frühling nach Tuggurt gehen willst, dann bleibe bis dahin in Algerien. Aber ich glaube, du ärgerst dich über Paris, mein Alter, gib es zu. Komm schon! Du wirst die Quellen des Nils nicht entdecken. Oh, sei beleidigt, das ist mir egal. [...] Andere Gitarre. Warum hörst du auf den Vater Sainte-Beuve und setzt Sylvie nicht fort, die gut & sehr gut begonnen war? Schmeiß das weg, - & gib uns danach einen grandississime Roman über Algerien. Du musst genug wissen? Es gibt mehr über dieses Land zu tun, als W. Scott über Schottland getan hat [...] Adieu, alter Mann. Bist du gut gebräunt? Hast du dir aus Liebe zur Lokalfarbe die Vorhaut abschneiden lassen?"... Correspondance (Pléiade), T. III, S. 115.

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