PETER PAUL RUBENS Siegen 1577 - 1644 Antwerpen & Werkstatt "Das Christuskind und der Johannesknabe" c. 1620/25 Öl auf Leinwand 125 x 158 cm Provenienz: Russische Zarenfamilie Verehelichung einer Wittelsbacherin mit der russischen Zarenfamilie nach Schloß Seehof, Bayern Sammlung Freiherr Franz Josef von Zandt, Schloß Seehof, Bayern Privatsammlung, Schweiz, 1951 Privatsammlung, Wien Provenance (link) Expertise Huges Le Grand (link) Expertise Didier Bodart (link) Expertise Julius Held (link) Expertise Hans Vlieghe (link) Expertise Rubenianum (link) Expertise Franz Mairinger (link) UV and X-rays (link) DER "SEEHOF" RUBENS Eine Wiederentdeckung, die schon verloren geglaubt wurde! Provenienz Diese besonders schöne Szene von Jesus und Johannes dem Täufer als Kinder, die mit dem Lamm spielen, ist nicht nur das wohl berühmteste Sujet des flämischen Barockmalers Peter Paul Rubens (1577-1640), sondern auch von außergewöhnlicher Provenienz: Durch die Heirat einer Wittelsbacherin in die russische Zarenfamilie gelangte das Ölgemälde in die bedeutende Kunstsammlung von Schloss Seehof bei Bamberg in Bayern, die sich später im Besitz von Baron Franz Joseph von Zandt (1902-1951) befand. Prinzessin Marianna zu Sayn-Wittgenstein (*1919) bestätigte im Januar 1994 schriftlich, dass sich das vorliegende Werk in dieser Sammlung befand und 1951 an einen Schweizer Kunstsammler verkauft worden war. Stilistische Analyse Der Rubens-Experte und emeritierte Professor (u.a. Columbia University, New York University, Yale University) Julius S. Held (1905-2002) hat bereits im März 1982 nach einer ausführlichen stilistischen Analyse schriftlich festgehalten, dass er das vorliegende Gemälde in einem ausgezeichneten Erhaltungszustand als eine Werkstattarbeit mit persönlicher Beteiligung des Meisters erkennt. Es hebt sich im Vergleich zu den bereits bekannten Gemälden dieses beliebten Sujets nach einem verloren geglaubten Original von Rubens besonders durch seine exquisite Qualität ab. Es ist erwähnenswert, dass auch Museen von Weltrang wie die Alte Pinakothek in München und das Nationalmuseum in Warschau Wiederholungen aus der Werkstatt von Rubens mit demselben Thema besitzen. Das Rubenianum in Antwerpen und sein wissenschaftlicher Leiter, Professor Hans Vlieghe, bestätigten in einer E-Mail aus dem Jahr 2012 die Einschätzung von Julius Held und untermauerten die qualitative Bedeutung des Gemäldes als zweitbeste Version der Welt nach der Version in München. Technische Analyse Wie wurde dieses Meisterwerk technisch beurteilt? Das großformatige (125 x 158 cm) Ölgemälde befand sich im Juni 1991 in der Akademie der bildenden Künste in Wien und wurde von Prof. Dr. Franz Mairinger (1967-1998, Leiter des Instituts für Farbenlehre, Farbchemie und Malereimaterialkunde) technologisch untersucht. Er erstellte eine Fotodokumentation mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen und Farbnegativen von beiden Seiten sowie eine Strahlenuntersuchung des Gemäldes. Dabei kamen UV-Fluoreszenz-, UV-Reflexions-, Infrarot- und Röntgenstrahlen zum Einsatz. Die Oberfläche des Kunstwerks wurde auch unter einem Stereomikroskop untersucht, um die Malschichten zu identifizieren und zu bewerten; so konnten auch Retuschen und Übermalungen erfasst werden. Die dichte, handgewebte Leinwand ist in ihrem ursprünglichen Format erhalten und besteht aus mehreren übereinandergelegten Leinwänden, wie sie in der Werkstatt von Rubens üblich waren. Sie trägt eine Grundierung aus dunklen Pinselunterzeichnungen und darüber eine dünne Farbschicht, Imprimatur genannt, auf die die Farben aus handverriebenen Pigmenten aufgetragen wurden: Diese Vorgehensweise ist charakteristisch für die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts. Die Analysen ergaben, dass dieses Kunstwerk aufgrund seiner Materialzusammensetzung mit Sicherheit in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts datiert werden kann, und außerdem kann seine flämische Herkunft bestätigt werden. mehr lesen...

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