Joseph Antoine Bernard (1866-1931) Junges Mädchen mit Krug (État petite nature), 1910. Bronzeabguss, Nr. 8 Guss nach dem Wachsausschmelzverfahren Claude Valsuani, zwischen 1919 und 1925. Stempel des Gießers (unten auf der Rückseite des Kruges): "CIRE/C.VALSUANI/PERDUE". Fein gravierte Signatur und Nummerierung (auf der Rückseite des Steinsockels): "8 J. Bernard 8" Ohne Sockel: 60,5 x 21 x 32 cm. Mit Sockel: 67,5 cm Provenienz: Private Sammlung "Man nimmt heute nicht mehr wahr, wie neu und modern der synthetische und formale Charakter dieser Figur und ihre Ablehnung der Anekdote waren. "1 Das symbolträchtige Werk des Bildhauers Joseph Bernard, das Junge Mädchen mit dem Krug, auch Wasserträgerin genannt, wurde erstmals 1912 im Salon d'Automne ausgestellt. Es war ein großer Erfolg, der oft mit dem Erfolg verglichen wurde, den Maillol einige Jahre zuvor mit La Méditerranéenne (1905) auf demselben Salon erzielt hatte. Die Begeisterung der Kritiker für dieses große weibliche Modell veranlasste den Bildhauer, es im folgenden Jahr, 1913, bei der International Exhibition in der Armory Show in New York auszustellen. In der Galerie der französischen Skulpturen und Gemälde wurde das Mädchen mit dem Krug zusammen mit Werken von Maillol, Lehmbruck und Brancusi präsentiert. Sie alle zeugen von dem Wunsch, sich vom Einfluss Rodins zu lösen und die Modernität eher in der Plastizität als im Sujet zu suchen. Die erste bekannte Version stammt aus dem Jahr 1905 und ist 54 cm hoch. Von ihr wurde von Hébrard ein erster, 184 cm hoher Bronzeabzug aus dem Gips, der im Salon d'Automne und in der Armory Show ausgestellt war, herausgegeben. La Jeune Fille à la Cruche (Das Mädchen mit dem Krug), ein 64 cm großer État petite nature, ist eine Verkleinerung des großen, ausgestellten Modells. Joseph Bernard erneuert das Thema der Wasserträgerin, das in der Kunstgeschichte und insbesondere in der Bildhauerei des 19. Jahrhunderts weit verbreitet ist. Hier ist der Körper entblößt, wodurch die jugendlichen Züge hervorgehoben und die Weiblichkeit des Körpers betont wird. Die Haltung erinnert an die Wasserträgerin in Puvis de Chavannes' Gemälde Vision Antique, ein Ölgemälde, das Joseph Bernard höchstwahrscheinlich auf der monumentalen Treppe im Palais des Arts in Lyon gesehen hat, als er Schüler an der École des Beaux-Arts war, bevor er 1896 nach Paris kam. Der Krug, ein Symbol für Ferti- lität, trägt zum Rhythmusspiel bei: Sein Gewicht wird durch die ausladende Bewegung des linken Arms harmonisch ausgeglichen. Die bewusst nach innen gestellten Füße tragen ebenfalls zum Rhythmus bei. Durch die Ruhe und die dekorative Anmut, die dieses Mädchen ausstrahlt, bricht Joseph Bernard radikal mit dem lyrischen Schwung von Rodins Werk, einem Einfluss, dem er sich seit seinen Pariser Anfängen zu entziehen suchte. Joseph Bernard wird das Thema des Tanzes in anderen Figuren weiterentwickeln, die den von dem Mädchen mit dem Krug angekündigten Kanon wieder aufgreifen, wie z. B. Der tanzende Faun, ein weiteres bemerkenswertes Modell des Bildhauers. Das Thema der Wasserträgerin inspirierte auch im 20. Jahrhundert die bedeutendsten Bildhauer, insbesondere Pablo Gargallo und Ossip Zadkine, die beide ebenfalls zur Wiederbelebung der Direktschnitzerei beitrugen. Das Junge Mädchen mit dem Krug wurde schnell mit der eminent modernen Arbeit des Dekorateurs Jacques-Émile Ruhlmann in Verbindung gebracht, mit dem ihn seit den frühen 1920er Jahren eine tiefe Freundschaft verband. Die antike Anmut passte perfekt zu den modernen Dekorationen: Sie wurde 1925 auf dem Salon des Arts décoratifs et industriels modernes im Hotel du Collectionneur - Pavillon Ruhlmann ausgestellt. Die Ausstellung strahlte eine elegante Atmosphäre aus: Die klaren Linien und die Sorgfalt, mit der die glatten Oberflächen behandelt wurden, verbanden sich mit der Weichheit und Sinnlichkeit von Bernards Skulptur. Das Werk wurde ein großer Erfolg. Der von Joseph Bernards Ehefrau erstellte und von Van Oest 1932 2, kurz nach dem Tod des Bildhauers, herausgegebene Catalogue raisonné berichtet bereits über die Bronzeversion des Mädchens mit dem Krug, État petite nature, die in einer Auflage von 25 Exemplaren erschien, während das 1989 3 veröffentlichte Werk 29 Exemplare auflistet, von denen zwei mit Goldpatina versehen sind. Im Katalog von 1928 4 ist der Käufer unseres zweimal mit "8" nummerierten Werks Herr Besse. Sein letzter Besitzer war ein amerikanischer Sammler. Die dekorative Dimension dieses achten von Valsuani gegossenen Abdrucks wird durch den Steinsockel noch verstärkt. Außergewöhnlich an den bisher bekannten Drucken des Mädchens mit dem Krug ist, dass die Figur im Kleinen Naturzustand direkt auf einer Steinterrasse steht. Pascale Grémont-Gervaise, eine Spezialistin für den Künstler, erklärt: "Dieses Exemplar ist sehr bemerkenswert und besonders: Die Füße des Mädchens ruhen nicht auf einer Bronzeterrasse, sondern auf einem Steinsockel. Es handelt sich um eine der ersten zehn Auflagen dieses sehr erfolgreichen Werkes 5". Sie ist der Ansicht, dass der Guss in