QUENEAU Raymond. NOTES autographes de lecture et de travail, [vers 1930-1950]; c…
Beschreibung

QUENEAU Raymond.

NOTES autographes de lecture et de travail, [vers 1930-1950]; ca. 600 Seiten in verschiedenen Formaten, auf Registerkarten auf ff. aus Velinpapier montiert, alles gebunden in 3 starke Bände in Folio, Rücken aus braunem geprägtem Leder mit 3 sichtbaren Nahtbändern, Deckel aus braunem satiniertem Lackmedium, Eckleisten und Nieten aus Ebenholz, Innenfutter aus grauem Nubuk, Mappen und Etuis (Jean de Gonet 2002). Umfangreiche Sammlung von Lese- und Arbeitsnotizen, geordnet in 16 Mappen. Wir können hier nur einen kurzen Einblick in dieses wahre Laboratorium von Queneaus Kunst und Denken seit den 1930er Jahren geben. 1) Grüne Mappe "Notes recopiées", 290 Seiten in verschiedenen Formaten (darunter 147 Blätter eines Schulhefts). Zahlreiche Notizen verweisen auf veröffentlichte oder in Vorbereitung befindliche Werke mit ungewöhnlichen Kommentaren: "1) Zazie dans le métro. Nur der Titel und einige Seiten vom Anfang. / die Großmutter etc. [...] 4) X. Nicht- oder antipsychologischer Roman. Phantasie nicht in den Fakten, sondern in der Psychologie der Figuren [...] "widersprüchliche", "unerklärliche" Handlungen [...] 5) Stilübungen. Band: Der wohltemperierte Stift. 6) Drehbuch über de Quincey. 7) Algebra der Intervalle. [...] und das Vorwort zu B[ouvar]d und Pécuchet". Oder: "Zazie dans le métro. Mit dem Buchstaben A beginnen / mit Z enden". Eine Seite eines Schulhefts enthält mehrere kleine Zeichnungen, die an Rebus erinnern, mit folgenden Notizen: "Ex. de Style / Je supposi-i-èsse que vous iri-e-zède dan-én-èss lmétro". In diesen Notizen finden sich auch einige Gedichte, wie dieses: "Un peu avant rien / De peu précédant rien / Un peu avant zéro / Quand vient le zéro / Où naissent les zéros"... Oder diese kurze poetische Erzählung, die mit "Okt. 41" datiert ist: "Vor seinem Gedicht - einem Meisterwerk - denkt der Dichter an all die Kinder, die die Verse in den Klassenzimmern nuscheln und ihn hassen werden. Er verbrennt sein Gedicht". Sehr viele Romanideen, manchmal auf kleinen Zetteln oder Kalenderblättern gekritzelt, durchziehen diese Notizen: "La Colère d'Achille, roman d'après Homère [...] l'abrégé de Gargantua / Un romancier rencontre dans un roman d'un de ses confrègères un personnage sous un faux-nom" (Der Zorn des Achilles, Roman nach Homer [...] die Kurzfassung von Gargantua). Oder dieses Szenario für einen Kriminalroman: "Einen Verbrecher konstruieren / Der Polizist sieht einen jungen Mann stehlen. Er beobachtet ihn. Ein fl agrantes Vergehen kein Interesse. Warten, bis er ein Krimineller wird - besser noch. Er verhindert, dass er verhaftet wird, dass er arbeiten kann, dass er Geld bekommt. Er hilft ihm, ein sehr kompliziertes Verbrechen auszuführen - für das er die Lösung findet". Oder auch: "Hortense / erotisch-mystischer Roman / Ego als weibliche Figur mystische Freundschaft (mit einem Impotenten?) Sie hört auf, daran zu glauben in fi ne". Eine weitere Idee für ein Buch, das Georges Perec ankündigt: "Lexique ô ma mémoire (Wörterbuch der Erinnerungen)". Oder: "Roman, in dem Raum, Zeit und Helden greifbar und lebendig sind...". Ironische Aphorismen: "Die Dialektik verknüpft. Sie macht aus dem Diskontinuierlichen der Aufzählung möglicher Fälle ein Kontinuierliches". "Das Leben ist nicht sehr lebendig". "Die Frau, eine Tierart, die sich vom Menschen so sehr unterscheidet wie eine Schnecke...". Philosophische Überlegungen: "Was ist ein Mensch? Auf menschlicher Ebene ein Sprachmedium, auf tierischer Ebene ein Generationsmedium. Ein Träger der Kultur. Stellen wir den Menschen also nicht als ein Eins dar, sondern als ein Werden. Er existiert nicht. Er gibt nur weiter. Ist er eine Funktion der Zeit, die nur einen Punkt festlegt? Es gibt keinen Punkt. Aber er kann diese zu übertragende Kultur vergrößern. Der Mensch als kontinuierliche Funktion "... Gedanken zu Literatur und Kunst: "Die Bücher der Wissenschaft, der Theologie, der Geschichte usw. drücken sich in Werten der Wahrheit aus; die Kunst in Werten der fi ction. So erzählt der Romanautor "Geschichten", Lügen, falsche Geschichten, deren Wert von woanders herkommt. Die lyrische Dichtung drückt jedoch auch Wahrheitswerte aus! Sie drückt das Besondere in Wahrheitswerten aus [...] So ist eine Ballade von Villon "wahr". Auch ein surrealistischer Text will "wahr" sein. Was die großen Romane (Petronius, B[ouvar]d und Péc[uche]t, Joyce, Balzac, Proust) "rettet", ist ihr Wahrheitswert" ... "... Auf einer anderen Seite: "Unfähigkeit, die eigene Biografie zu schreiben / Auslassungen und Veränderungen / Unmöglichkeit, die eigenen "Gemütszustände" zu rekonstruieren - Studie zu den Anführungszeichen"... Oder auch zu den Memoiren: "Seine Memoiren als "Anwendung" der Gesetze der psychologischen Evolution (Wallon usw.) schreiben. Zum Beispiel: Überschrift eines Kapitels: Periode der äußeren Affi rmation (mit 14 bis 16 Jahren. id ist für mich 1917 bis 1919); Introvertierter Moment, der den Kult des Selbst einführt (±16 Jahre bis ±20 Jahre; id ist 1919 bis 1923)"... Einige Seiten enthalten Fragmente von Memoiren oder Tagebucheinträgen: "Ich kehrte nach Frankreich zurück und erlebte eine Enttäuschung, die ich sehr schlecht verkraftete und die mich in Verzweiflung stürzte. Es ging mir mehr oder weniger gut. Auf den Rat meiner

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