LAMENNAIS Félicité de (1782-1854).
65 L.A. (12 mit "F.M." oder "L. a. de l. M." signiert), 1820-1824, an Jacques Bins de SAINT-VICTOR; 144 Seiten in-4 oder in-8, die meisten mit Adresse (einige Reparaturen mit Klebeband und kleine Fehlstellen, insbesondere durch Stempelbruch).
Wichtige politische und religiöse Korrespondenz.
Jacques Bins, comte de SAINT-VICTOR (1772-1858), royalistischer und katholischer Publizist und Verleger, war einer der wichtigsten Mitarbeiter der monarchistischen Zeitung Le Drapeau blanc, an der auch Lamennais mitarbeitete.
Die Briefe wurden aus La Chênaie, Saint-Brieuc, Saint-Malo, Genf und Paris geschrieben. Wir können hier nur einen kurzen Einblick in diese reichhaltige Korrespondenz geben. Lamennais spricht darin insbesondere über seine Mitarbeit an Le Défenseur und Le Drapeau blanc sowie über das Projekt eines politischen und religiösen Beobachters; er schlägt theologische oder spirituelle Texte vor, die in La Journée du chrétien und Opuscules des Pères gesammelt werden sollten, und rät von weiteren Neuauflagen ab; er schickt nach und nach die Kapitel seiner Übersetzung der Imitation de Jésus-Christ. Er spricht lange und frei über seinen Essai sur l'indifférence en matière de religion (1817-1823), informiert seinen Freund über seine Fortschritte, prangert die Vorgehensweise der Verleger und die Angriffe an, die ihn dazu veranlassen, seine Défense zu schreiben: "Ich sehe, woher diese allgemeine Entfesselung kommt. [...] Alles geht vom Klerus aus und von einer bestimmten Klasse von Royalisten. Sie haben mich gelehrt, was ich nicht wusste, dass ich zahlreiche Feinde habe" (20. August 1820)... "Ich habe aus Rom ein Exemplar der italienischen Übersetzung meiner Verteidigung erhalten. Sie ist mit drei Zustimmungen versehen, die in den stärksten Ausdrücken formuliert sind" (1. Juli 1822)... Vor allem aber macht er seiner Wut über das politische Chaos der letzten Jahre der Herrschaft Ludwigs XVIII. Luft, indem er unter anderem Lainé, Corbière, Bonald, Villèle, Royer-Collard, Camille Jordan, Pasquier, Vaublanc, Manuel und Lafayette nennt und sich auf das bezieht, was er in der Presse über Laurentie, Feletz, Genoude, Rohrbacher, Martainville und O'Mahony gelesen hat. Nach der Ermordung des Herzogs von Berry rief er aus: "Wo stehen wir! Wird diese Warnung Gottes, diese schreckliche Lektion wie die anderen verloren gehen?". (20. Februar 1820)... "Das am 13. vergossene Blut hat den Blutdurst gereizt": Man habe einen Priester bedroht, Kalvarienberge niedergerissen, ein Kreuz gesäbelt, man müsse "eine große, eine entsetzliche Gerechtigkeit" erwarten (27. Februar 1820)... Er tadelt die Pressefreiheit und die Dummheit der royalistischen Partei. "Der Jakobinismus, der von der Verwaltung unterstützt wird, macht schnelle Fortschritte. [...] Es gibt in der Regierung eine wahrhaft erschreckende Hartnäckigkeit, sich selbst zu verlieren. Aber sie verliert sich nicht allein, sie reißt uns, die wir an ihren Fehlern stark unschuldig sind, und ganz Europa mit in ihren Untergang" (7. August 1820)... Die Basarverschwörung lässt ihn zittern. "Unsere Regierung ist eine Komplikation von ständigen Wundern. [Ihre Existenz ist eines, ihre Dummheit ein anderes, etc. etc. Gott hat seine Hand vor dem Licht ausgestreckt, und die Völker und Könige taumeln in der Finsternis" (31. August [1820])... Abbé Frayssinous, Großmeister der Universität, "leiht seinen Namen den Bösen, die ihn wie einen Schleier über die hässliche Wunde werfen werden, die Frankreich verschlingt. Hélas! Was wird aus dem armen Frankreich werden? Was wird aus der Gesellschaft werden? Sie ist nicht nur tot, sie ist verfault" (7. Juni 1822)... Er sah den "Abgrund" des Spanischen Krieges voraus, sah in dem sich ausbreitenden Antichristentum ein Symptom für den Tod der Gesellschaft, beklagte auch die Intrigen der Minister und das Schauspiel des englischen Königtums... Eine "korrupte Regierung verdirbt den Nationalcharakter, und eine absurde Regierung beeinträchtigt die öffentliche Vernunft. Ich habe keine Hoffnung außer auf die Religion, die in
Frankreich nicht ausgestorben ist" (9. Juli 1822)... Etc
