Null Gil de Siloe


Antwerpen 1440 - 1501 Burgos (und Werkstatt)


Sitzende Mado…
Beschreibung

Gil de Siloe Antwerpen 1440 - 1501 Burgos (und Werkstatt) Sitzende Madonna, Sedes Sapientiae Auf dem Thron der Weisheit Salomons thronend Ca. 1485/90 Um 1485/Alabaster, plastisch geschnitzt, Reste der ursprünglichen Polychromie Museumsskulptur des bedeutendsten Bildhauers seiner Zeit. Ein Meisterwerk der spätgotischen Bildhauerkunst in Spanien. Höhe 35 cm, Breite 23 cm, Tiefe 12 cm Hochgradig museale Skulptur einer sitzenden Madonna! Aus Alabaster geschnitzt, kann sie in Stil und Ausführung dem flämischen Bildhauer Gil de Siloé (1440-1501, dem führenden und bedeutendsten spanischen Bildhauer um 1500, der in Burgos wirkte, zugeschrieben werden. De Siloés Herkunft ist nicht ganz klar; er stammte entweder aus Orléans oder Antwerpen, und seine Werke weisen sowohl französische als auch flämische Merkmale auf. Der Bildhauer wurde von der portugiesischen Königin Isabella mit der Ausführung zahlreicher bildhauerischer Projekte in Holz und Stein beauftragt, darunter auch die königlichen Grabmäler. Er entwarf den Skulpturenschmuck in der Kathedrale von Burgos; besonders hervorzuheben ist das 1493 vollendete Doppelgrabmal aus Alabaster für Juan II. und Isabella von Portugal in Caruja de Miraflores, das als eines der reichsten Grabmäler Spaniens gilt und dessen Grabskulpturen stilistisch stark mit der hier beschriebenen Madonna verwandt sind. Maria ist sitzend auf einer Thronbank mit einer markanten Grundplatte dargestellt, wie sie auch in den Grabplastiken zu sehen ist. Diese Figuren sind in einem ähnlichen Typus dargestellt, nämlich repräsentativ sitzend und Attribute haltend. Nicht der Thron steht im Mittelpunkt, sondern die weit ausholende Sitzhaltung der Jungfrau mit halbkreisförmig ausgebreiteten Armen, in deren rechter Hand das nackte Jesuskind an sie gedrückt ist. Der Mantel fällt harmonisch über ihre Schultern und gleitet über ihren Schoß, wo die schweren Falten in Knitter- und Eckkonfigurationen in einem typischen V-Muster zu Boden fallen. Die Draperie ist in einem Spiel von Naturalismus und Stilisierung wiedergegeben, charakterisiert einerseits durch das dünne Untergewand, das die schmale Taille der Figur betont und durch die Haltung mit Kordel gerafft wird; eng drapiert fällt es über den Bauch in den Schoß. Andererseits betont der üppige, brokatartige Umhang das Volumen der Figur. Die thronende Hoffnung (Esperanza) und Maria lactans des Grabes zeigen starke kompositorische Ähnlichkeiten, auch in den gefalteten, auf den Boden schlagenden Trakten. Betrachtet man die Details der Oberflächendekoration, so findet man sie am Saum des Dekolletés ebenso wie an der reichen Krone, die hier wohl einen mit Edelsteinen besetzten Metallring simuliert. Marias typisch gotisches Haar fällt in langen, gewellten Strähnen über die Brust, während sich die Locken des Kindes von der Kalotte aus in einem volutenartigen Schwung hinter einer vornehm hohen Stirn ausbreiten. Auch die lang gestreckten manieristisch-dünnen Finger beider Skulpturen sind typisch gotische Merkmale. De Siloés Figuren zeigen zudem prägnant ausgearbeitete, schwere Augenlider. Die weniger reiche Faltung der genannten Vergleichsbeispiele lässt sich wohl durch den größeren Kontext der Werke sowie die beabsichtigte Gleichförmigkeit oder die Zusammenarbeit verschiedener Bildhauer der Werkstatt erklären. Besonders hervorstechend sind bei dieser Figur die aufgeklappten Dreieckssäume und die gefaltete Schoßfalte, die in ihrer idealisierten Unordnung von einem naturalistisch durchdachten Kalkül zeugen. Diese kompositorischen und stilistischen Merkmale gelten auch für die thronende Madonna aus dem Cleveland Museum of Art, die ebenfalls der Werkstatt von De Siloé zugeordnet und um 1480 datiert wird. Sowohl das Profil des Sitzes (ohne Zubehör) als auch die kompositorische Haltung ähneln stark der dargestellten Madonnenfigur. Letztere ist jedoch weniger schwebend und mehr mit der menschlichen Sphäre verbunden dargestellt, da sich das Kind spielerisch zurücklehnt und nicht auf einer fragilen Schalenfalte balanciert, wie es das Kind der Cleveland-Madonna tut. Außerdem ist die Figur insgesamt reicher verziert, sowohl in der bewegteren Draperie als auch beispielsweise in den schneckenförmigen Locken des Jesuskindes. An beiden Figuren sind Spuren von Vergoldung und Bolus erhalten, die von der ursprünglichen reichen Ornamentik zeugen. Die Tatsache, dass diese Reste von Beschlägen vorhanden sind, spiegelt das hohe Alter und die Authentizität der Figur wider. Obwohl die naturalistisch dargestellten Gesichtszüge und Gesten der Realität nahe kommen, ist die bildhauerische Ausarbeitung in erster Linie repräsentativ-idealisierend, entsprechend ihrer Funktion. Wahrscheinlich handelt es sich um ein privates Andachtsbild, das vermutlich von einem adligen Auftraggeber in Auftrag gegeben wurde. Dies lässt sich besonders gut mit dem kleineren Format vereinbaren; die Skulptur wurde hier leicht erhöht aufgestellt, da Marias Blick nach unten gesenkt ist, während das Kind entrückt seitlich nach oben schaut. Dies passt gut zur vermittelnden Rolle Marias als Fürsprecherin zwischen ihrem Sohn und den Gläubigen sowie zur zunehmend populären Marienverehrung im spätmittelalterlichen Europa.

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Gil de Siloe Antwerpen 1440 - 1501 Burgos (und Werkstatt) Sitzende Madonna, Sedes Sapientiae Auf dem Thron der Weisheit Salomons thronend Ca. 1485/90 Um 1485/Alabaster, plastisch geschnitzt, Reste der ursprünglichen Polychromie Museumsskulptur des bedeutendsten Bildhauers seiner Zeit. Ein Meisterwerk der spätgotischen Bildhauerkunst in Spanien. Höhe 35 cm, Breite 23 cm, Tiefe 12 cm Hochgradig museale Skulptur einer sitzenden Madonna! Aus Alabaster geschnitzt, kann sie in Stil und Ausführung dem flämischen Bildhauer Gil de Siloé (1440-1501, dem führenden und bedeutendsten spanischen Bildhauer um 1500, der in Burgos wirkte, zugeschrieben werden. De Siloés Herkunft ist nicht ganz klar; er stammte entweder aus Orléans oder Antwerpen, und seine Werke weisen sowohl französische als auch flämische Merkmale auf. Der Bildhauer wurde von der portugiesischen Königin Isabella mit der Ausführung zahlreicher bildhauerischer Projekte in Holz und Stein beauftragt, darunter auch die königlichen Grabmäler. Er entwarf den Skulpturenschmuck in der Kathedrale von Burgos; besonders hervorzuheben ist das 1493 vollendete Doppelgrabmal aus Alabaster für Juan II. und Isabella von Portugal in Caruja de Miraflores, das als eines der reichsten Grabmäler Spaniens gilt und dessen Grabskulpturen stilistisch stark mit der hier beschriebenen Madonna verwandt sind. Maria ist sitzend auf einer Thronbank mit einer markanten Grundplatte dargestellt, wie sie auch in den Grabplastiken zu sehen ist. Diese Figuren sind in einem ähnlichen Typus dargestellt, nämlich repräsentativ sitzend und Attribute haltend. Nicht der Thron steht im Mittelpunkt, sondern die weit ausholende Sitzhaltung der Jungfrau mit halbkreisförmig ausgebreiteten Armen, in deren rechter Hand das nackte Jesuskind an sie gedrückt ist. Der Mantel fällt harmonisch über ihre Schultern und gleitet über ihren Schoß, wo die schweren Falten in Knitter- und Eckkonfigurationen in einem typischen V-Muster zu Boden fallen. Die Draperie ist in einem Spiel von Naturalismus und Stilisierung wiedergegeben, charakterisiert einerseits durch das dünne Untergewand, das die schmale Taille der Figur betont und durch die Haltung mit Kordel gerafft wird; eng drapiert fällt es über den Bauch in den Schoß. Andererseits betont der üppige, brokatartige Umhang das Volumen der Figur. Die thronende Hoffnung (Esperanza) und Maria lactans des Grabes zeigen starke kompositorische Ähnlichkeiten, auch in den gefalteten, auf den Boden schlagenden Trakten. Betrachtet man die Details der Oberflächendekoration, so findet man sie am Saum des Dekolletés ebenso wie an der reichen Krone, die hier wohl einen mit Edelsteinen besetzten Metallring simuliert. Marias typisch gotisches Haar fällt in langen, gewellten Strähnen über die Brust, während sich die Locken des Kindes von der Kalotte aus in einem volutenartigen Schwung hinter einer vornehm hohen Stirn ausbreiten. Auch die lang gestreckten manieristisch-dünnen Finger beider Skulpturen sind typisch gotische Merkmale. De Siloés Figuren zeigen zudem prägnant ausgearbeitete, schwere Augenlider. Die weniger reiche Faltung der genannten Vergleichsbeispiele lässt sich wohl durch den größeren Kontext der Werke sowie die beabsichtigte Gleichförmigkeit oder die Zusammenarbeit verschiedener Bildhauer der Werkstatt erklären. Besonders hervorstechend sind bei dieser Figur die aufgeklappten Dreieckssäume und die gefaltete Schoßfalte, die in ihrer idealisierten Unordnung von einem naturalistisch durchdachten Kalkül zeugen. Diese kompositorischen und stilistischen Merkmale gelten auch für die thronende Madonna aus dem Cleveland Museum of Art, die ebenfalls der Werkstatt von De Siloé zugeordnet und um 1480 datiert wird. Sowohl das Profil des Sitzes (ohne Zubehör) als auch die kompositorische Haltung ähneln stark der dargestellten Madonnenfigur. Letztere ist jedoch weniger schwebend und mehr mit der menschlichen Sphäre verbunden dargestellt, da sich das Kind spielerisch zurücklehnt und nicht auf einer fragilen Schalenfalte balanciert, wie es das Kind der Cleveland-Madonna tut. Außerdem ist die Figur insgesamt reicher verziert, sowohl in der bewegteren Draperie als auch beispielsweise in den schneckenförmigen Locken des Jesuskindes. An beiden Figuren sind Spuren von Vergoldung und Bolus erhalten, die von der ursprünglichen reichen Ornamentik zeugen. Die Tatsache, dass diese Reste von Beschlägen vorhanden sind, spiegelt das hohe Alter und die Authentizität der Figur wider. Obwohl die naturalistisch dargestellten Gesichtszüge und Gesten der Realität nahe kommen, ist die bildhauerische Ausarbeitung in erster Linie repräsentativ-idealisierend, entsprechend ihrer Funktion. Wahrscheinlich handelt es sich um ein privates Andachtsbild, das vermutlich von einem adligen Auftraggeber in Auftrag gegeben wurde. Dies lässt sich besonders gut mit dem kleineren Format vereinbaren; die Skulptur wurde hier leicht erhöht aufgestellt, da Marias Blick nach unten gesenkt ist, während das Kind entrückt seitlich nach oben schaut. Dies passt gut zur vermittelnden Rolle Marias als Fürsprecherin zwischen ihrem Sohn und den Gläubigen sowie zur zunehmend populären Marienverehrung im spätmittelalterlichen Europa.

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