Null LEFEBVRE Jean-Baptiste, zugeschrieben (vor 1719-nach 1780).
Der Besuch beim…
Description

LEFEBVRE Jean-Baptiste, zugeschrieben (vor 1719-nach 1780). Der Besuch beim Zahnarzt Öl auf Leinwand, in der Kartusche der Uhr signiert "Lefebvre pinxit". 79 x 101 cm Provenienz: Sammlung Cailleux im Jahr 1928. Ausstellungen: La vie parisienne au XVIIIe siècle, Paris, Musée Carnavalet, 1928, Nr. 69; Rétrospective de la ville de Paris, Paris, Musée d'Art Moderne, 1937; Le costume d'autrefois, Paris, Musée Galliera, 1938, Nr. 336; La vie familiale scènes et portraits (Das Familienleben, Szenen und Porträts), Paris, Galerie Charpentier, 1944; La chirurgie dans l'art (Die Chirurgie in der Kunst), Paris, Musée Galliera, 1951; Des dents et des hommes (Zähne und Menschen), Paris, Couvent des Cordeliers, 1992-1993, Nr. 97. Bibliografie: A.& P. Baron, L'art dentaire à travers la peinture, Paris, 1986, S. 191; R. King, The history of dentistry: technique and demand, Cambridge, 1997, S. 10; C. Hillam, Dental practice in Europe at the end of the 18th century, Amsterdam und New York, 2016, S. 39, abgebildet in Abb. 1.1 ; R. King, The making of the dentiste, c. 1650-1760, London, Neuauflage 2017, Nr. 6.2. Das Werk ist in zweierlei Hinsicht besonders bemerkenswert. Zum einen markiert es einen radikalen Wandel in der traditionellen Darstellung des Zahnarztes im Laufe der Kunstgeschichte. Es handelt sich hier nicht mehr um eine Jahrmarkt- oder Kabarettszene, in der der Zahnarzt oder Chirurg meist als Scharlatan gilt. Der Zahnarzt empfängt Gäste in seinem Haus und erscheint wie ein reicher Bürger gekleidet und trägt eine Perücke. Andererseits zeigt sie auf realistische Weise einen großen Wandel in der medizinischen Praxis, insbesondere in der Körperhaltung des Zahnarztes. Um einen chirurgischen Eingriff durchzuführen, operierte der Zahnarzt nämlich bis dahin mit dem Patienten am Boden, um von der Hebelwirkung zu profitieren. Diese realistische Darstellung der Praxis, die minutiöse Behandlung der Details des Dekors und der Kostüme sowie die Personalisierung der Gesichtszüge der Personen lassen vermuten, dass es sich um das Porträt eines bekannten Zahnarztes handeln könnte, der sich in der Pariser Aristokratie und der gehobenen Bourgeoisie bewegte, wie Robert Bunon, Claude Mouton, Jean-François Capperon oder Louis L'Ecluse. Von Jean-François Capperon (1695-1760) sind keine Porträts bekannt, doch aufgrund seines Alters, seines sozialen Status und seiner Bekanntheit ist es plausibel, dass er der in diesem Gemälde dargestellte Zahnarzt ist: Er wurde in die Pariser Handelsbourgeoisie hineingeboren, wurde schnell zum Zahnarzt und erhielt die Ämter eines Chirurgen und des ersten Operateurs des Königs. Ludwig XV. überhäufte ihn mit Gunstbezeugungen (Patente, Gratifikationen, Schenkungen von Grundstücken in Paris und Versailles), bevor er ihn im Dezember 1745 in den Adelsstand erhob. Neben dem König und der Königin zählte Capperon auch den Dauphin und dessen Sohn, den Herzog von Burgund, zu seinen Praktikern. Er war dem Haus von Peter Karl von Lothringen verbunden und diente außerdem als Zahnarzt an der Ecole Militaire. Das Gemälde wurde manchmal Nicolas Lefebvre zugeschrieben, einem Porträtmaler des späten 17. und frühen 18. Ein Dutzend Maler des 18. Jahrhunderts trugen ebenfalls diesen Familiennamen. Die Zuschreibung an Jean-Baptiste scheint angesichts der stilistischen Ähnlichkeit zwischen seinen bekannten Werken und unserem Gemälde am sinnvollsten, wie zum Beispiel dem Porträt von Marie-Thérèse Girard, geborene Bouchardon, das am 24. September 2021 in Paris (Me Marc-Arthur Kohn), Nr. 29, zum Verkauf angeboten wurde. Wir danken Stéphanie Guérit für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Notiz.

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LEFEBVRE Jean-Baptiste, zugeschrieben (vor 1719-nach 1780). Der Besuch beim Zahnarzt Öl auf Leinwand, in der Kartusche der Uhr signiert "Lefebvre pinxit". 79 x 101 cm Provenienz: Sammlung Cailleux im Jahr 1928. Ausstellungen: La vie parisienne au XVIIIe siècle, Paris, Musée Carnavalet, 1928, Nr. 69; Rétrospective de la ville de Paris, Paris, Musée d'Art Moderne, 1937; Le costume d'autrefois, Paris, Musée Galliera, 1938, Nr. 336; La vie familiale scènes et portraits (Das Familienleben, Szenen und Porträts), Paris, Galerie Charpentier, 1944; La chirurgie dans l'art (Die Chirurgie in der Kunst), Paris, Musée Galliera, 1951; Des dents et des hommes (Zähne und Menschen), Paris, Couvent des Cordeliers, 1992-1993, Nr. 97. Bibliografie: A.& P. Baron, L'art dentaire à travers la peinture, Paris, 1986, S. 191; R. King, The history of dentistry: technique and demand, Cambridge, 1997, S. 10; C. Hillam, Dental practice in Europe at the end of the 18th century, Amsterdam und New York, 2016, S. 39, abgebildet in Abb. 1.1 ; R. King, The making of the dentiste, c. 1650-1760, London, Neuauflage 2017, Nr. 6.2. Das Werk ist in zweierlei Hinsicht besonders bemerkenswert. Zum einen markiert es einen radikalen Wandel in der traditionellen Darstellung des Zahnarztes im Laufe der Kunstgeschichte. Es handelt sich hier nicht mehr um eine Jahrmarkt- oder Kabarettszene, in der der Zahnarzt oder Chirurg meist als Scharlatan gilt. Der Zahnarzt empfängt Gäste in seinem Haus und erscheint wie ein reicher Bürger gekleidet und trägt eine Perücke. Andererseits zeigt sie auf realistische Weise einen großen Wandel in der medizinischen Praxis, insbesondere in der Körperhaltung des Zahnarztes. Um einen chirurgischen Eingriff durchzuführen, operierte der Zahnarzt nämlich bis dahin mit dem Patienten am Boden, um von der Hebelwirkung zu profitieren. Diese realistische Darstellung der Praxis, die minutiöse Behandlung der Details des Dekors und der Kostüme sowie die Personalisierung der Gesichtszüge der Personen lassen vermuten, dass es sich um das Porträt eines bekannten Zahnarztes handeln könnte, der sich in der Pariser Aristokratie und der gehobenen Bourgeoisie bewegte, wie Robert Bunon, Claude Mouton, Jean-François Capperon oder Louis L'Ecluse. Von Jean-François Capperon (1695-1760) sind keine Porträts bekannt, doch aufgrund seines Alters, seines sozialen Status und seiner Bekanntheit ist es plausibel, dass er der in diesem Gemälde dargestellte Zahnarzt ist: Er wurde in die Pariser Handelsbourgeoisie hineingeboren, wurde schnell zum Zahnarzt und erhielt die Ämter eines Chirurgen und des ersten Operateurs des Königs. Ludwig XV. überhäufte ihn mit Gunstbezeugungen (Patente, Gratifikationen, Schenkungen von Grundstücken in Paris und Versailles), bevor er ihn im Dezember 1745 in den Adelsstand erhob. Neben dem König und der Königin zählte Capperon auch den Dauphin und dessen Sohn, den Herzog von Burgund, zu seinen Praktikern. Er war dem Haus von Peter Karl von Lothringen verbunden und diente außerdem als Zahnarzt an der Ecole Militaire. Das Gemälde wurde manchmal Nicolas Lefebvre zugeschrieben, einem Porträtmaler des späten 17. und frühen 18. Ein Dutzend Maler des 18. Jahrhunderts trugen ebenfalls diesen Familiennamen. Die Zuschreibung an Jean-Baptiste scheint angesichts der stilistischen Ähnlichkeit zwischen seinen bekannten Werken und unserem Gemälde am sinnvollsten, wie zum Beispiel dem Porträt von Marie-Thérèse Girard, geborene Bouchardon, das am 24. September 2021 in Paris (Me Marc-Arthur Kohn), Nr. 29, zum Verkauf angeboten wurde. Wir danken Stéphanie Guérit für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Notiz.

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