Paul Klee Paul Klee

Tagesspuk auf dem Hauptplatz
1929

Aquarell und Tuschfederz…
Beschreibung

Paul Klee

Paul Klee Tagesspuk auf dem Hauptplatz 1929 Aquarell und Tuschfederzeichnung auf Bütten, auf Karton aufgezogen. Aquarell 30,7/31,5 x 22,2/22,8 cm, Karton 38,2 x 27,6 cm. Unter Glas gerahmt. Oben rechts in der Darstellung signiert 'Klee', auf dem Karton unten links datiert 'IV 1929.6' und rechts betitelt 'Tagesspuk auf dem Hauptplatz'. - In guter Erhaltung. Minimal gebräunt. Cat. Rais. Paul Klee 4762 Provenienz Heinrich Stinnes, Köln, bis 1932; Nachlass Heinrich Stinnes, Köln, 1932-1938; Gutekunst und Klipstein, Bern, Auktion 20.-22. Juni 1938, Lot 537; Daniel-Henry Kahnweiler, Paris, ab 1938; Sammlung Joseph Heymann, London; seitdem in Familienbesitz Literatur Christina Kröll, Die Bildtitel Paul Klees. Eine Studie zur Beziehung von Bild und Sprache in der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts, Dissertation, Bonn 1968, S. 76; Christian Rümelin, Paul Klee und August Macke im Spiegel zeitgenössischer Sammlungen, in: Die Ordnung der Farbe. Paul Klee, August Macke und ihre Malerfreunde, Ausst. Kat. Kunstmuseum Bonn/Kunstmuseum Bern 2000/2001, S. 56, Anm. 29 In anekdotischer Heiterkeit präsentiert sich der „Tagesspuk auf dem Hauptplatz“ - ein Beweis für die Leichtigkeit und die sichere Hand, mit der Paul Klee phantastisch-poetische Szenerien zu entwerfen vermochte. Maßgebliche Bedeutung besaß für den Künstler die „Zwischenwelt“ als Ort zwischen Realität und Phantasie. „Die künstlerische Szenerie, die formale Regie, die Ironie, der Witz sind Mittel zu offenbaren und zugleich zu verstecken, die Dinge in Rätsel zu verwandeln, die aufgelöst werden müssen. Klee hat von seinen eigenen menschlichen Beobachtungen ausgehend psychisch angelegte Zwischenwelten gefunden: es sind jene Erlebnisbereiche, die wie Kindheit oder Traum, Erinnerungen oder Hoffnungen, zwischen dem Glauben an eine einheitliche Schöpfungssubstanz und den lebendigen, alltäglichen menschlichen Beziehungen und Unsicherheiten vermitteln.“ (Tilman Osterwold, Paul Klee. Die Ordnung der Dinge, Stuttgart 1975, S. 14f.). Wie in einem kleinen Bühnenbild wird ein Schauplatz angedeutet, ein Stuhl und die geschweiften Linien einer Markise verorten ihn vor einem Café. Der freundliche Spuk, der diesen Ort heimsucht, manifestiert sich in den konzentrischen Kreisformen, von denen die größte über der Szene zu schweben scheint. Die Details sind mit filigranen Federstrichen skizziert, die Hauptrolle nimmt jedoch das zarte Kolorit ein. Es dominiert ein helles Grau, das von lasierenden Blautönen, Ocker und Rot begleitet wird. So ergibt sich die Illusion eines vorüberziehenden Sommerregens, nach dem die Lokalfarben umso frischer zu leuchten beginnen. Das bezaubernde Blatt stammt aus der bedeutenden Graphiksammlung von Heinrich Stinnes (1867 - 1932). Der Bruder des Großindustriellen Hugo Stinnes hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine der umfassendsten und qualitätvollsten Sammlungen zeitgenössischer Arbeiten auf Papier aufgebaut. Nach der Auflösung von Stinnes‘ Sammlung auf verschiedenen Auktionen gelangte das Werk in den Besitz des Kölner Unternehmers Joseph Heymann (1887 - 1954), der in den 1920er/1930er Jahren ein wichtiger Förderer und Sammler moderner Kunst war. Es gelang ihm, seine Kunstsammlung mitzunehmen, als er 1937 verfolgungsbedingt nach London auswanderte.

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