Carlo Mense Carlo Mense

Kreuzabnahme
1914/1915

Auf- und Hinterglasbemalung. 62…
Beschreibung

Carlo Mense

Carlo Mense Kreuzabnahme 1914/1915 Auf- und Hinterglasbemalung. 62,6 x 47 cm. Gerahmt. Unbezeichnet. - In guter, farbfrischer Erhaltung. Ein Sprung in der Glasscheibe oben wurde 2012 fachmännisch restauriert, die Glasecke unten rechts ersetzt. Drenker-Nagels 238 Das Hinterglasgemälde war 2017/18 Teil des Forschungsprojekts der Volkswagenstiftung "Hinterglasmalerei als Technik der Klassischen Moderne 1905-1955", Museum Penzberg - Sammlung Campendonk, Penzberg. Provenienz Max Nienhaus, Köln (Mense-Nachlass); seitdem in Familienbesitz Nordrhein-Westfalen Ausstellungen Bonn 1920 (Städtisches Museum Villa Obernier), Christliches Motiv und künstlerisches Zeitgewand, Kat. Nr. 8; Düsseldorf 2012 (Museum Kunstpalast), El Greco und die Moderne, S. 305, mit Farbabb.; Penzberg 2017 (Museum Penzberg - Sammlung Campendonk), Tiefenlicht. Malerei hinter Glas von August Macke bis Gerhard Richter, S. 11, 71, mit Farbabb. Literatur Klara Drenker-Nagels, Carlo Mense. Sein Leben und sein Werk von 1909 bis 1939, Köln 1993, S. 46 f.; Natalia C.A. Seggerman, Festigung von blätternden Malschichten an Hinterglasbildern am Beispiel von "Menschen am Fluß", 1913 von Carlo Mense, Diplomarbeit der Fachhochschule Köln 2000, S. 80 f.; Klara Drenker-Nagels, Carlo Mense: Kunstentwicklung zwischen 1915 und 1919, Ausst. Kat. Carlo Mense. Der Fluss des Lebens, August Macke Haus Bonn 2000, S. 92 f., mit Abb. In der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg erlebten sakrale Themen vor allem bei Künstlern im mehrheitlich katholischen Rheinland eine Renaissance. In dieser von Erschütterungen und politischen Umbrüchen geprägten Zeit suchten Maler wie Heinrich M. Davringhausen und Heinrich Nauen nach dem Ursprünglichen und knüpften dabei nicht nur thematisch, sondern auch im Hinblick auf die Technik an alte Traditionen an, indem sie den Holzschnitt und die Hinterglasmalerei wiederbelebten. Auch der vom Niederrhein stammende Carlo Mense blieb von dieser Entwicklung nicht unberührt. Nach Ausbildungsjahren an der Düsseldorfer Kunstakademie und im Atelier von Lovis Corinth in Berlin malte er ab 1913 auch christliche Themen. Vor dem Ersten Weltkrieg entdeckte er die Hinterglasmalerei für sich, die er auch für die aus dem Nachlass stammende, eindrucksvolle „Kreuzabnahme“ als Technik wählte. Vor bedrohlich schwarz-grauem Hintergrund hebt sich der helle, geschundene Christuskörper im Mittelpunkt der Komposition ab. Mit Hilfe von Maria und dem rot gewandeten Apostel Johannes wird der Körper vom Kreuz genommen und von den umstehenden Heiligen betrauert. Im Unterschied zur üblichen Verfahrensweise hatte Mense nicht nur die Rückseite der Glasscheibe bemalt, sondern auch die Vorderseite. Bergkuppen und Heiligenscheine erhalten durch den Kontrast der satten Farben hinter der Scheibe mit den matten Tönen der Vorderansicht eine besondere Plastizität und faszinierende Wirkung. Beidseitig bemalte Glasscheiben sind nicht nur für Mense eine große Seltenheit. 2012 war Menses „Kreuzabnahme“ als Leihgabe in der großangelegten Ausstellung „El Greco und die Moderne“ in Düsseldorf zu sehen. Vergleicht man die „Kreuzabnahme“ mit den Kompositionen aus El Grecos Spätzeit, etwa „Christus am Kreuz“ von 1613 oder „Kreuzigung“, wird offensichtlich, wie er sich abgesehen von den überstreckten Figuren des biblischen Personals auch bei der Farbwahl und der Lichtregie bei dem spanischen Meister orientierte. Auch im Hinblick auf die Expressivität der Figuren wirkte die Kunst El Grecos bestärkend in die Entwicklung des rheinischen Expressionisten hinein.

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