Emil Nolde Emil Nolde

Junges Paar
1913

Original-Farblithographie auf feinem Ja…
Beschreibung

Emil Nolde

Emil Nolde Junges Paar 1913 Original-Farblithographie auf feinem Japanpapier. 61 x 50,3 cm (71 x 57,3/59,2 cm). Unter Glas gerahmt. Signiert, betitelt und bezeichnet "von 2 Dr dieser Fassung Nr. 2". Nach Schiefler existieren insgesamt 112 Exemplare in 68 Farbvariationen. - In farbschöner Erhaltung. Schiefler/Mosel L 52 Provenienz Privatsammlung Nordrhein-Westfalen Die bedeutende Farblithografie „Junges Paar“ gehört zu den großformatigsten Blättern, die Emil Nolde geschaffen hat. Sie entstand vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1913. Der Lebensmittelpunkt Noldes und seiner Frau Ada war bis dahin die Metropole Berlin, wo in jenem Jahr eine Serie von Gemälden, Aquarellen und Grafiken entstand, die das schillernde Großstadtleben in den Cafés und auf den Straßen zum Thema hat. Wie sehr Nolde sich von den Auswüchsen der Großstadt angezogen fühlte, schilderte er in seinem autobiografischen Text „Jahre der Kämpfe“: „Allabendlich um elf zog ich meine dunkle Hose an und auch den schwarzen St. Galler Frack, der nun bald historisch war. Meine Ada ebenfalls zog ihr bestes Kleid an, und wir gingen auf Maskenbälle, in die Kabaretts, in den Eispalast. Und dann ging es in öffentliche Lokale, wo fahl wie Puder und Leichengeruch impotente Asphaltlöwen und hektische Halbweltdamen in ihren elegant verwegenen Roben saßen. […] Ich zeichnete diese Kehrseite des Lebens mit seiner Schminke, mit seinem glitschigen Schmutz und dem Verderb.“ (zit. nach: Emil Nolde, Jahre der Kämpfe 1902 – 1914, Flensburg 1958, S. 139 f.) In diesem Zusammenhang dürfte auch die spannungsgeladene Darstellung des jungen Paares entstanden sein. Vor einem undefinierten Hintergrund treten links ein Mann im schwarzen Frack und rechts eine dunkelhaarige Frau auf, die ein gemustertes Abendkleid oder einen Kimono trägt. Mit spöttischem Grinsen hält er die Frau grob am Handgelenk fest – ein entsetzter Blick und der Versuch, sich aus der Umklammerung zu lösen, sind ihre Reaktionen. Da Nolde zu keinem Zeitpunkt seines Schaffens ein Bildnismaler im herkömmlichen Sinne war, interessierten ihn auch bei dieser Konstellation die grundsätzliche Spannung zwischen den Geschlechtern, ihre Gefühle von Begierde, Gewalt und Angst. Nolde hatte sich offenbar intensiv mit dieser herausragenden Lithografie beschäftigt, denn sie existiert in vielen unterschiedlichen Farbstellungen, die jeweils in nur wenigen Exemplaren gedruckt wurden.

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